Yak-55 SP – 3D aus Edelstahl

Yak-55 SP – 3D aus Edelstahl

Ob eine 3-Meter-Kunstflugmaschine in Voll-GFK-Bauweise wirklich alltagstauglich ist, zeigt sich erst nach ein oder zwei Jahren Dauereinsatz. Wir haben die Yak-55 SP von CARF-Models einem Langzeittest unterzogen. Zig Flüge und 240 Liter Zweitaktgemisch später wissen wir mehr.
ARF-Kunstflugmodelle mit 3 Meter Spannweite gibt es einige. In diese Fast-Fertig-Modelle müssen noch Motor, Auspuffanlage und Fernsteuerkomponenten eingebaut werden – schon kann der Flugspaß beginnen. Egal, ob es sich um ein Aerobatic-Modell in Holz- oder Kunststoff­bauweise handelt, bei dem Angebot fällt es schwer, eine Allround-Maschine zu finden. Sie soll den klassischen Kunstflug und 3D gleichermaßen perfekt beherrschen so­­wie ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Selbstver­ständlich sollte die Maschine exzellente Langsamflug-, Snap- sowie Messerflug-Eigenschaften haben. Die Yak-55 SP der Edelschmiede CARF-Models kam hier zum Zug.

Leicht und stabil
Die Yak wurde mit Butterfly-Lackierung in den Farben Rot, Blau und Türkis sowie den benötigten Servos bestellt. Bestens gegen Transport­schäden verpackt, traf das Modell ein. Die Sandwichteile wie Rumpf, Flügel und Leitwerke ­über­zeugen durch ihre Leicht­bauweise, ihre hervorra­gende Stabilität, prima Ver­arbeitungs­qualität und makellose Lackierung. Alle Passungen sind perfekt aus­­geführt. Gerade die ­runden Übergänge zwischen Rumpf, Tragfläche und Höhen­leitwerk sind ein Augen­schmaus, denn sie schmiegen sich saugend an die Rumpfkontur an. Auch die lackierten und vorgebogenen Alu-Luft­­gitter passen prima auf die runde Rumpfkontur.

Sogar alle Ruderhörner sowie die Befestigungselemente und Torsionsbolzen des Flügels und des Höhenleitwerks sind bereits eingeklebt. Bei diesem Vorfertigungsgrad kann man nicht von Bau-, sondern bestenfalls von Montagearbeiten sprechen, die dank der ausführlichen Bauanleitung auch noch schnell und einfach von­statten gehen. Es muss wirklich nichts mehr vermessen oder ausgerichtet werden, denn die Torsionsbolzen im Flügel und im Höhenleitwerk geben die optimale Ein­stellwinkeldifferenz vor. Auch Sturz und Seitenzug des Antriebs sind bereits durch den im Rumpf eingeharzten Motordom vorgegeben.

Raumausstatter
Dem Bausatz liegt an Zubehör fast alles bei, was man zur Fertigstellung benötigt: Spielfreie Ruderanlenkungen mit hochbelastbaren Alu-Gabelköpfen und Kunststoffkugel­ge­­lenken, CNC-gefräste Servoträger für die Rudermaschinen in Flügel und Höhenleitwerk, große Servoarme und Seilanlenkung für das Seitenruder sowie einige mit Carbon beschichtete Holzteile. Bei der Montage wurden größtenteils die beiliegenden Zubehörteile verwendet. Abgesehen vom Tablett, auf dem der Tank und die Empfangsanlage samt Stromversorgung montiert werden. Dieses Bauteil hatte gerade an den Stellen ausgefräste Durchbrüche, wo eigentlich Empfänger, Akkus und Akkuweiche hinkommen sollten. Zudem war nicht genügend Platz für zusätzliche Telemetrie-Sensoren vorhanden. Deshalb wurde mit einer CNC-Fräse ein passendes Teil hergestellt, auf dem sich alle Komponenten besser montieren und verteilen lassen.

An die Ruder
Um die Yak möglichst leichtgewichtig hinzubekommen, empfiehlt der Hersteller, die Kunstflugmaschine mit nur acht oder neun Graupner/JR Servos vom Typ DS 8811 auszustatten. Die kräftigen Digitalservos sind schnell in die Flügel und das Höhenleitwerk eingebaut, denn Servo­rahmen und Schrauben sind bereits im Bausatz enthalten. So kamen zwei Rudermaschinen pro Querruderblatt, ein Servo pro Höhenruderblatt und zwei bis drei weitere aufs Seitenruder. Anstatt des vom Hersteller empfohlenen Typs DS 8811 kamen acht DS 8711-Digitalservos zum Einsatz, denn diese bringen etwa 25 Prozent mehr Stellkraft als die DS 8811. Zudem reichen locker zwei Exemplare fürs Seitenruder beim 3D-Fliegen.

Um die Flatterneigung der Höhenruderblätter wirkungsvoll zu unterdrücken, sollten wie in der Bauanleitung empfohlen unbedingt 20 bis 25 Gramm Blei in die Ausgleichsflächen eingeklebt werden. Diese Maßnahme erhöht die Lebens­dauer der Ruderscharniere und des Servogetriebes. Für die Seitenruderservos liegt ein CNC-gefräster Servokasten aus Sperrholz bei, der doppelseitig mit Carbongewebe beschichtet ist. Die passgenauen Teile werden einfach mit dünnflüssigem Sekundenkleber zusammengeklebt und erhalten ihre endgültige Stabilität, nachdem der Servo­träger im Rumpf eingeharzt ist.

Doppelter Boden
Bei der Bord-Elektronik wurde auf bewährte Komponenten gesetzt. Für Redundanz und hohe Flugsicherheit sorgen zwei Graupner/JR 35-Megahertz-Empfänger SMC 20DS, die über ein PowerBox RRS-Modul gekoppelt sind. Falls einer der beiden Receiver schlechte Empfangsbedingungen hat oder gar ausfällt, wird einfach auf den anderen umgeschaltet.

Am Ausgang des RRS-Moduls ist eine ältere PowerBox Champion-Akkuweiche angeschlossen, welche die Spannung der beiden zweizelligen PowerBox-LiPos mit 2.800 Milliamperstunden Kapazität für die Bordstromver­sor­­gung auf 6 Volt runter regelt und die acht stromhungrigen Digital­servos zuverlässig mit Energie versorgt. Auch das Matchen (Synchronisieren) der Quer- und Seitenruder­servos erledigt die Champion. Auf diese Weise lässt sich der Strom­verbrauch minimieren und alle Power-Servos, die gemeinsam auf ein Ruderblatt einwirken, können ihr Leistungs­potenzial voll entfalten, weil sie nicht gegeneinander arbeiten.

Aircraft
Unter die geräumige Motorhaube passen Boxermotoren wie etwa der Desert Aircraft DA-150 oder ein 3W-157 XiB2. Aufgrund der kreisrunden Rumpfschnauze bietet es sich auch an, einen Fünfzylinder-Sternmotor wie etwa den Moki 250 einzubauen. Die Wahl fiel letztlich auf einen vorhandenen 3W-150 iB2. Im Gegensatz zu DA-150 und 3W-157 XiB2 verwendet der 150er keinen Front-, sondern einen Heckvergaser. Deshalb musste der Motordom durchbrochen werden, damit der Vergaser Platz hat. Das Ausfräsen der Firewall war wohl der aufwändigste Teil der Montagearbeiten.

Die beiden PEFA-Auspufftöpfe sind mit Krümmern von Metall-Technik-Weiershäuser am Motor angeschlossen. Seitlicher Versatz und Höhendifferenz lassen sich bei diesem Krümmersystem dank der zwei Kugelgelenke im Handumdrehen kompensieren: Dazu wird der Krümmer am Motor angeschraubt und so lange ausgerichtet, bis er mit dem Schalldämpfereinlass fluchtet. Dann nimmt man den vorgebogenen Krümmer ab und verlötet die Kugel­gelenke mit etwas Silberlot. Beim Hartlöten ist eine ­weiche Flamme empfehlenswert, denn so kann man in die rotglühende Krümmerwand kein Loch brennen. Mit den Kugelkrümmern von Weiershäuser ist die Abgasanlage absolut dicht und in wenigen Minuten perfekt angepasst.

Optimierung
Ein Modellbaukollege, der mit der Testmaschine mehrmals geflogen und begeistert war, bestellte das gleiche Modell, stattete es aber mit dem Boxermotor 3W-170 XiB2 aus. Wie sich nach mehreren Flügen herausstellte, harmoniert dieser Antrieb optimal mit der Kunstflugmaschine. Zum einen ist dieser Power-Antrieb genauso schwer wie der kleine Bruder. Zum anderen ist die Yak im Flug hörbar ­leiser, weil man mit einem größeren Propeller, niedrigerer Drehzahl, aber mehr Leistung unterwegs ist.

Wer in erster Linie den klassischen Kunstflug bevorzugt, sollte eine leise Dreiblatt-Luftschraube wie etwa die Delro 28 x 12,5 Zoll auf den 150er-Boxer montieren. Dieser Luft­quirl bringt in senkrechten Flugpassagen bereits bei Halb­gas ausreichend Power. Für den 3D-Flug sind aber Zwei­blatt-Propeller wie die Fuchs 31,5 x 13 oder Mejzlik 30 x 12 Zoll definitiv die bessere Wahl, denn beim Torquen und im Rollenkreis in niedriger Höhe reagiert das Modell sehr direkt auf Gasstöße, die bei diesen Kunstflugfiguren dringend nötig sind. Für den 3W-170 XiB2 ist die Mejzlik Zweiblatt 33 x 10 oder 34 x 12 Zoll die richtige Wahl. Um den Lärm auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, sollte der Propeller keinesfalls über 6.000 Umdrehungen pro Minute drehen, was durch den vorsichtigen Umgang mit dem Gasknüppel erreichbar ist.

Move it
Bereits bei den ersten Flügen stellte sich heraus, dass die Schwerpunktangabe des Herstellers sehr kopflastig gewählt ist. Laut Bauanleitung liegt der Schwerpunkt – gemessenen von der Hinterkante der Flügelspitze – bei etwa 190 bis 200 Millimeter. Mit dieser Einstellung fliegt die 3-Meter-Kunstflugmaschine extrem gutmütig und lammfromm wie ein Trainermodell – von knackigem 3D-Kunstflug kann nicht die Rede sein. Bemerkenswert ist, dass die Yak trotz hoher Kopflastigkeit bei der Torque-Rolle kaum ausbricht, vielmehr verhält sie sich so, als wäre das Hängen am Propeller die normale Fluglage. Erst mit etwa 140 Gramm Blei über der Spornrad-Befestigung wurde die Yak um alle Achsen wesentlich agiler und verhielt sich so, wie man es von einer 3D-Kunstflugmaschine erwartet. Trotzdem empfehlen wir, die ersten Flüge mit der Schwerpunktangabe des Herstellers durchzuführen. Ist man mit der Maschine vertraut, lässt sich die gewünschte Hecklastigkeit nach eigenem Gusto nachträglich einstellen.

Von der Rolle
Aus der manntragenden Fliegerei ist bekannt, dass Kunst­flugmaschinen mit großer Tiefe an der Flügelwurzel und geringer Tiefe an der Flügelspitze nach gerissenen Figuren besser einrasten. Die Flügelwurzel der Yak-55SP von CARF-Models ist an der Rumpfanformung sagenhafte 810 Milli­meter tief, hingegen bringt es die Flügelspitze nur auf 310 Millimeter. Entsprechend erstklassig sind die Snap- und Messerflugeigenschaften, da muss weder mit Mischern noch mit den Steuerknüppeln korrigiert werden. Mehrere hintereinander geflogene Vierzeitenrollen kommen gerade wie am Schnürchen, hier macht sich die Mitteldecker­konfiguration dieses edlen Fluggeräts positiv bemerkbar.

Flachtrudeln in niedriger Höhe ist wohl eine der spekta­kulärsten Figuren, die diese 3-Meter-Maschine perfekt beherrscht: Lässt man beim Trudeln das Gas stehen, dann dreht sich die Maschine wie auf dem Teller oder steigt sogar nach oben weg. Wegen der großen Rumpffläche gelingen Messerflug-Loopings leichter als mit einer Extra der gleichen Größenklasse. Allerdings muss bei Seitenwind deutlich mit dem Seitenruder korrigiert werden, sonst driftet die Yak ab – das gilt für den Kunstflug wie für den Landeanflug gleichermaßen.

Constant Speed
Auch in puncto Langsamflugeigenschaften ist diese Kunst­flugmaschine kaum zu übertrumpfen: Wegen der großen Stirnfläche muss man im senkrechten Sturzflug fast schon Gas geben, damit sie die gewünschte Geschwin­digkeit hält; Constant Speed-Kunstflug ist also keine Hexerei. Beim Landeanflug ist es wegen der großen Flügelfläche empfehlenswert, beide Querruder um etwa 10 Millimeter nach oben zu stellen. Ohne diese Landehilfe gleitet die Yak wie ein Segelflugzeug dahin, und man läuft Gefahr, dass sie über die Startbahn hinaus schwebt. Sollte der Motor einmal während des Flugs stehen bleiben, ist das kein Problem, denn dieses Modell lässt sich wegen der hervorragenden Gleiteigenschaften fast schon wie ein Elektro-Hotliner landen – trotz seiner 18,2 Kilogramm Trockengewicht.

Unkaputtbar
Nach zwei Jahren Dauereinsatz sind etwa 240 Liter Aspen-Zweitaktgemisch durch den Vergaser geflossen. Während dieser Zeit mussten die 3W-Zündanlage und ein Kerzen­stecker ausgetauscht werden. Aber die Rumpf­zelle sowie die Flügel und Leitwerke zeigen nach der langen Erprobungs­phase keinerlei Ermüdungs­erscheinungen – da machen eher der Motor und die Servos schlapp, bevor die Yak-55SP trotz ihrer konsequenten Leicht­bauweise altersschwach wird.

Showflugpiloten wie Markus Rummer haben unser Test­modell hart rangenommen und es bis an die Belastungs­grenze geflogen. Snap-Rollen mit Vollgas oder knallhartes Abfangen bei Maximaltempo aus dem Sturzflug können der Kunstflugmaschine nichts anhaben, da reißt eher die Strömung am Flügel ab, bevor das Laminat nachgibt. Selbst wenn man versucht, die Maschine durch abrupte Manöver mutwillig in der Luft zu zerstören, wird das nicht gelingen, denn die Kunstflugmaschine nimmt selbst extreme Belastungen gelassen hin.

Bilanz
Die Yak-55 SP von CARF-Models begeistert durch exzellente Flugeigenschaften, glänzt durch perfekte Verarbeitung und zählt derzeit wohl zu den besten 3-Meter-Kunstflug­maschinen auf dem Markt. Mit kleinen Ruderausschlägen fliegt diese Allround-Kunst­flugmaschine lammfromm wie ein Querruder-Trainer, und ist deshalb äußerst interessant für Einsteiger in die 3-Meter-Klasse. Hingegen schätzen Wettbewerbs- und Showflugpiloten das extrem neutrale Flugverhalten, die überragenden Messerflug-, Snap- und Torque-Eigenschaften dieses 3D-Kunstflugmodells. Durch den bulligen Rumpf und die eigenwillige Flügelgeometrie ist die Yak ein echter Hingucker auf jedem Flugplatz.