Darum lohnt sich die FrSky X14S von Engel
Most underrated heißt es gerne, wenn ein Produkt nicht die Aufmerksamkeit erfährt, die ihm gebührt. Ob der kompakte Handsender FrSky X14S von Engel Modellbau zu den unterschätzten Fernsteuerungen am Markt gehört und ob er für viele Modellflieger eigentlich eine ideale Wahl wäre, das skizziert FlugModell-Chefredakteur Mario Bicher im Testbericht.
Unscheinbar oder – eleganter ausgedrückt – unprätentiös beschreibt sehr gut, wofür die X14S von FrSky steht. Nichts an ihr drängt sich einem auf oder schreit nach Aufmerksamkeit. Dabei würde ein kleines Bling-Bling vielleicht für den nötigen Aufreger sorgen. Das ist, neben einer anderen Sache, zu der ich später noch komme, die vielleicht einzige Kritik, die sich am Handsender anbringen lässt. Wie soll man erkennen, dass es sich hier um eine mit vielen Wassern gewaschene 24-Kanal-Telemetrie-Anlage mit dem neuesten RC-System handelt, das FrSky zu bieten hat, und selbst komplexe Modelle steuerbar macht.
Neigen und Kippen
In ihrer Schlichtheit, mit dem cleanen Design im matten Anthrazit, sieht die Fernsteuerung schon beinahe ästhetisch puristisch aus. Die X14S gibt es aber erstens auch in den Farben Weiß und Verdigris-Grün und zweitens in einer technisch geringfügig reduzierten Ausführung, die sich dann einfach X14 nennt. Mit dem S wird eine höherwertige Ausstattung symbolisiert. So setzt sich das Testmuster gegenüber der Normalversion mit einem größeren internen Speicher (512 statt 128 MB), höherwertigen Steuerknüppeln (Gimbals) und einem integrierten 6-Achsen-Gyroskop-Sensor ab – das war’s, mehr Unterschiede gibt es nicht. Wer ein paar Euro sparen möchte und die Features der Highend-Version nicht benötigt, legt bei der X14 schmale 219,– Euro auf den Tisch, und wer sich die Extras gönnen möchte, der ist mit 339,– Euro dabei. Für dieses überschaubare Invest bekommt man einen 24-Kanal-Sender mit Telemetrie und voller Reichweite.
Drin und dran an der X14S sind zwei Drehgeber, zwei Schieber, zwei Taster, zwei Zweiwege-Schalter, vier Dreiwege-Schalter, vier Trimmtasten und vier Funktionstasten. Als Geber mit dazu zählen muss man bei der S-Version noch den integrierten 6-Achsen-Gyroskop-Sensor, der Bewegungen des Senders um die Quer- und Längsachse in Steuerfunktionen umwandelt. Durch Neigen des Senders nach vorne/hinten oder links/ rechts lassen sich zahlreiche Funktionen realisieren. Welche, das bestimmt man über die Programmiersoftware. Sinnig wäre beispielsweise das Aktivieren von Sprachansagen erfasster Telemetriewerte, aber auch Servo-Befehle ließen sich darüber auslösen, was man sich zugegebenermaßen sehr genau überlegen sollte. Clever eingesetzt, ist der Gyroskop-Geber eine praktische Ergänzung zum Geberausbau. Kleiner Praxistipp: am besten immer eine Zeitverzögerung der Funktion programmieren, sodass kurzes Neigen des Senders nicht die Funktion auslöst.
Apropos, eine andere Besonderheit aktueller FrSky-Sender sind die genannten Funktionstasten. Letzten Endes handelt es sich dabei um programmierbare Tasten, deren physische Buttons sogar mit je einer LED ausgestattet sind und damit den Ist-Zustand signalisieren. Ich habe mir auf eine der Tasten zum Beispiel die Screenshot-Funktion gelegt – das Ergebnis kann man hier anhand der Menü-Screenshots sehen. Ein anderer Taster setzt den Timer zurück.
Ethos, der Macher
Nein, ein Alleskönner ist die Programmiersoftware Ethos von FrSky (noch) nicht. Beispielsweise erfolgt das Programmieren von Sequenzen immer noch nach alter Väter Sitte über das Zusammenstellen von Einzelmischern beziehungsweise logischen Schaltfunktionen. Es gibt Sender am Markt, die unterstützen User bei solchen gehobenen Funktionen besser. Im Prinzip schließt Ethos aber nichts aus, es ist nur manchmal etwas aufwendiger. So gesehen ist es doch ziemlich crazy, hochkomplexe Modelle mit einer 219,– Euro kostenden X14 bis ins Detail programmieren zu können – most underrated, sage ich nur.
Zum Programmieren von Modellen und Einstellen von Funktionen dienen zwei Eingabe-/Dreh-/Drück-Taster, die links und rechts neben dem knapp 3 Zoll großen Farbdisplay platziert sind. Letzteres löst mit 640 x 360 Pixeln angenehm scharf auf, sodass Schriften, Linien, Zahlen und Symbole sauber lesbar sind – selbst in heller Umgebung und bei direktem Sonnenlicht. Zu meckern gibt es da nichts, außer einer Sache: Ich vermisse einen Touchscreen. Das bin ich von anderen, teureren FrSky-Sendern gewohnt und erwische mich gelegentlich, wie ich erfolglos auf Menüfelder klicke oder nach Wischgesten die Reaktion ausblieb. Von einem so preiswerten Sender kann man das aber nicht erwarten, sodass sich meine im Grunde einzige Kritik in Grenzen hält. Da Ethos zudem eine sehr logisch aufgebaute Software ist, fällt das Navigieren durch die Menüs und das Programmieren eines Modells über die beiden Bedientasten nicht schwer.
Mit Ethos hat FrSky eine leicht verständliche Programmiersoftware in der X14S implementiert, die auch Einsteigern ins Hobby entgegenkommt. Zum Anlegen eines neuen Modells gibt es beispielsweise ein eigenes, mit anschaulichen Grafiken animiertes Grundsetup. Je mehr Basiswissen zum Programmieren von Modellen bereits vorhanden ist, desto leichter fällt das weitere Einstellen. Ein Dilemma bei Ethos ist grundsätzlich das Fehlen eines Handbuchs, das Funktionen und deren Wirkungsweise anschaulich erklärt. Dafür gibt es mit dem FrSky-Forum wiederum eine Anlaufstelle im Internet, die gefühlt schon alle denkbaren Programmierszenarien diskutiert hat – natürlich muss man sich da einlesen, bekommt aber auch aktive Hilfestellung durch Nutzer von Ethos.
Im Doppel
FrSky ist dafür bekannt, vorhandene RC-Technik permanent weiterzuentwickeln, um Modellfliegen so sicher wie möglich zu machen. Die jüngste Entwicklung ist die Twin-Technologie. Über deren Vorzüge hat FlugModell- Autor Karl-Heinz Keufner im Rahmen des Testberichts zur ebenfalls neuen Tandem X20 Pro in Ausgabe 4+5/2024 ausführlich berichtet. Twin bedeutet im Prinzip, dass Sender und Empfänger auf zwei 2,4-GHz-Funkstrecken parallel kommunizieren und durch die doppelte Kanalbelegung ein sehr hohes Maß an Übertragungssicherheit bei sehr niedriger Latenzzeit gewährleistet wird. Wenn man so möchte, kommt in der Einsteigerfreundlichen X14S/X14 RC-Technik der Premium-Sender zum Einsatz.
Um Twin nutzen zu können, muss man auch einen Twin-fähigen Empfänger einsetzen. Die sind ein klein wenig teurer als beispielsweise gleichwertige mit ACCESS-Protokoll. Hat man davon wiederum noch welche, oder noch ältere ACCST-Empfänger, kann die X14S auch sie anfunken, ist also abwärtskompatibel.
Zum guten Ton bei FrSky gehört, anschlussfreudig für externe Module zu sein. Mit dieser Tradition fährt die X14S fort. Hinter einer Klappe am rückseitigen Sendergehäuse befindet sich ein Modulschacht vom Typ Lite. Darunter ist die Akkuklappe integriert, die zwei LiIon-Zellen mit 2.600 mAh Kapazität aufnimmt – der Akkupack ist gesondert zu erwerben. Und zwischen den beiden gummierten Füßchen des Sendergehäuses eingelassen ist eine kleine Gummiklappe, hinter der sich ein SD-Kartenslot sowie eine USB-C-Buchse zum Laden des Senders befindet.
Handschmeichler
Mittig im frontseitigen Sendergehäuse, direkt unter Lautsprecher und Ein-Aus-Schalter, ist eine solide Trageöse zum Einhängen des mitgelieferten Nackengurts platziert. In dieser Position pendelt sich der Sender minimal geneigt perfekt ein. Seitlich im Gehäuse eingefasst sind gummierte Auflagen, die für viel Griffigkeit sorgen. Nach meinem Empfinden liegt der Sender angenehm in der Hand. Zum Tragen oder Halten der X14S werden viele sicher auch den T-förmig gebogenen, sehr soliden Antennenträger nutzen. Im oberen Senderteil ist auch eine 1,5-mm-Klinken-Buchse zum Einstecken eines Kopfhörers integriert. Wer einen Segler mit Vario fliegt und wiederholt Sprachansagen empfängt, kann diese hören, ohne benachbarte Piloten zu stören – wie praktisch.
Mein Fazit
Most underrated beschreibt es treffend. Vom niedrigen Preis der FrSky X14/X14S von Engel Modellbau sollte man sich nicht verleiten lassen, denn hier wird viel RC-Technik plus guter Geberausbau geboten. Ethos ist eine klasse Programmiersoftware und das Einstellen von einfachen bis komplexen Modellen klappt auch ohne Touchscreen gut. Mit der Twin-Technologie bekommt man zudem modernste Übertragungstechnik aus dem Profi-Lager. Schlicht, aber upper-class.
Mario Bicher
Technische Daten
FrSky X14S von Engel Modellbau & Technik
Preis: 339,– Euro
Bezug: Direkt
Internet: www.engelmt.de
Kanäle: 24
HF-Modul: zwei 2,4-GHz-Bänder (Twin)
HF-Protokolle: Twin, ACCESS, ACCST
Akku: 2s-LiIion, 2.600 mAh
Display: 640 x 360 Pixel, farbig
Features: 6-Achsen-Gyroskop-Sensor, Telemetrie, Sprachansage, externer Modulschacht
Empfänger: Jeti REX 7