F4F Wildcat – Horizons Modell im Exklusiv-Test

Das ist mal ein Rumpf. Schön massig und rund. Ein typisches Grumman-Design: stromlinienförmig und wie ein langgezogenes Fass. Hinzu kommt ein kurzer Hebelarm, der das wuchtige Erscheinungsbild verstärkt. Parkzone hat die Optik der F4F Wildcat bestens wiedergegeben – so viel steht fest. Wie sieht es fliegerisch aus? Horizon Hobby Deutschland stellte der FlugModell-Redaktion exklusiv ein erstes Muster der brandaktuellen Neuheit vorab zum Test zur Verfügung. Den Erlkönig un­­entdeckt ausgiebig zu fliegen, war eine Herausforderung. Optisch sticht der Jäger deutlich aus dem Warbird-Einerlei heraus. Fliegerisch überzeugt er vom Start weg. Hier ge­­schickt den Fragen der Modellfliegerkollegen auf dem Platz auszuweichen, war eine Lösung. Nur dann zu fliegen, wenn es kaum einer mitbekam, eine andere – definitiv die schlechtere. Sitzt perfekt Das Kätzchen macht einfach zu viel Spaß, um immer nur zu Unzeiten zu fliegen. Zum Glück ist der Mantel des Schweigens seit wenigen Tagen abgelegt. Jetzt darf sie bei jeder Gelegenheit auf die Jagd gehen. Die beginnt mit einem lockeren Wurf. Der große Rumpf lässt sich gut von unten festhalten und das Modell optimal aus der Hand werfen. Zum Starten reicht Zweidrittelgas völlig aus. Durch den Motordrall neigt sie dazu, kurz nach dem Abwurf etwas Richtung links zu rollen, was sich aber mit Querruder rechts leicht ausgleichen lässt. Im Steigwinkel von etwa 25 Grad nimmt die Wildcat Fahrt auf und erklimmt zügig Höhe. Für durchgehend senkrechtes Steigen reicht die Motorkraft nicht. Bei Vollgas sind zirka 75 Grad drin. Dem Original war trotz eines potenten 1.200-PS-Sternmotors vom Typ Pratt&Whittney auch kein exorbitantes Steigen vergönnt – also alles im Rahmen des zu Erwartenden. In Sicherheitshöhe angekommen, könnte es ans Trimmen gehen. Unnötig – alles passt perfekt. Mit dem empfohlenen 3s-LiPo mit 1.300 Milliamperestunden Kapazität ist der Schwerpunkt exakt eingestellt. Wird ein Dreizeller mit 1.800 Milliamperestunden eingesetzt, reichen drei Zacken Höhenrudertrimm aus, schon fliegt sie wieder optimal. Schmusekätzchen Eine Wildkatze geht nicht als Stubentiger durch – außer diese hier. Brav folgt sie den Steuerbefehlen und erlaubt sich keine Mätzchen. Mit nach Herstellerangaben eingestellten Ruderausschlägen lässt sich die F4F wunderschön pilotieren und ist in ihrem Element eine echte Augenweide. Die kleinen Ruderwege sind prädestiniert für einen großräumigen und mehr entspannten Flugstil. Vorbildgetreuer, nämlich wendiger, wird es nach dem Umlegen der Dual-Rate-Schalter an der DX-7. Obwohl den Rudern nur wenige Millimeter mehr Spiel­raum zur Verfügung stehen, wird die Katze endlich ihrem Raub­­tierimage gerecht. Spürbar wird dies bei schnell geflogenen, engen Wenden, die richtig knackig kommen. Auch das Rollverhalten steigert sich. Trotz ausgeprägter V-Form der Tragfläche dreht sich die Wildcat schnell und sauber wie an der Schnur gezogen um ihre Längsachse – und zwar mehrfach hintereinander. Enge Loopings sind eine wahre Freude. Turns können fast eckig ausfallen. Und im Rücken­flug lässt sie sich, von etwas Tiefenruder gestützt, exakt über den Platz dirigieren. Alles wunderbar. Auch die Überzieh­eigen­schaften? Gas rein, Sicherheitshöhe anfliegen, ausprobieren. Handzahm Bei Motor-Aus und voll durchgezogenem Höhenruder geht sie in einen flachen, langsamen Sackflug über. Das leichte Pendeln fällt kaum auf. Die Steuerfähigkeit über die Quer­ruder ist sehr gut. Ein Abkippen über eine Fläche erfolgt erst beim Einsatz des Seitenruders. Unkritischer kann sich ein Warbird gar nicht verhalten – Respekt. Das Landen wird damit zum Kinderspiel. Kein Wunder. Warum sollte sich das Modell anders verhalten als das Original? Vielen Wildcats standen zum Starten und Landen nur die paar Meter zur Verfügung, die ein Flugzeugträger in den Weiten des Pazifiks bot. Da hat man es als Modell­flieger erheblich leichter als die Piloten der US Marine vor über 65 Jahren. Tief anfliegen, Gas raus, reinschweben und irgendwo auf dem Rasen sanft aufsetzen. Sollte das dann doch mal weniger elegant über die Bühne gehen, trägt es das aus dem Leichtschaummaterial Z-Foam bestehende Modell mit sehr viel Fassung. Für Punktlandungen empfiehlt sich etwas Schleppgas. Gesteuert von Höhen- und Quer­ruder kann sie exakt vor die Füße gelandet werden. Da noch genug Restkapazität im Akku ist – mit dem kleinen LiPo sind zwischen sechs bis neun Minuten Flugzeit drin – darf die F4F noch mal in die Luft. Slips und schnelle, tiefe Überflüge machen tierisch Laune. Schnell noch eine Kubanacht, die sich ohne nennenswerten Versatz des Modells fliegen lässt, schon schwebt der Warbird ein und der Akku darf ans Ladegerät. Alles dabei Ein passender LiPo-Lader mit Anschluss für den Zigaretten­anzünder im Auto gehört sogar zum Lieferumfang der Bind-n-Fly-Version der Wildcat. Dessen Ladeleistung ist jedoch sehr gering bemessen, sodass man einen normalen Schnelllader verwenden sollte. Ebenfalls mitgeliefert wird der erwähnte 3s-LiPo mit 1.300 Milliamperestunden Kapa­zität. Er wird in einem extra Akkufach eingeschoben und dort von einer Klettschlaufe gesichert. Fertig im Modell verbaut ist ein Brushlessmotor. An dem sind bereits ein Nylon-Propeller und der Spinner montiert. Um welchen Außenläufer es sich handelt, ist von außen nicht erkennbar. Er befindet sich hinter einer optisch ge­­lungenen Sternmotorattrappe, die fest mit der tiefgezogenen Plastik-Cowling verklebt ist. Beim Brushlessregler setzte Parkzone ein hauseigenes Produkt mit BEC ein, das maximal im 3s-LiPo-Betrieb und bis 18 Ampere seinen Dienst antritt. Auch im Dauereinsatz wurde dem Controller nicht mehr als handwarm. Einsatz Die Steuerung der Ruder erfolgt über vier eingebaute Park­zone-Servos vom Typ PKZ1800 SV80. Zum Anschluss der beiden Querruderservos liegt ein V-Kabel bei, das bereits im installierten Empfänger vom Typ AR500 steckt. Der 2,4-Giga­hertz-Receiver von Spektrum ist lediglich mit einem DSM2-tauglichen Sender, zum Beispiel der DX-7, zu binden, schon ist das Modell startklar. Obwohl, ganz richtig ist das nicht. Vor dem Erstflug sind noch die beiden Höhenleitwerkshälften am Rumpf einzustecken und dort mit vier beiliegenden Klebestreifen zu fixieren. Jetzt noch das Rudergestänge einhängen. Weiter geht’s mit dem Anbringen der Tragflächen inklusive Holm: Festschrauben. Fertig. Ungeduldige benötigen zehn Minuten zum Montieren des Modells, alle anderen unwesentlich mehr. Einschließlich Binding-Prozess und Sender programmieren vergehen zwischen Auspacken und Fliegen etwa 30 bis 45 Minuten. Das ist auch für Leutnant Edward O’Hare, der als Pilotenbüste hinter der Cockpitverglasung auf seine Startfreigabe wartet, wenig Zeit. Er war das erste so genannte Fliegerass auf der Grumman F4F Wildcat, der fünf feindliche Flieger abschoss und damit den Titel erwarb. Diese Lor­­beeren hat Pilot O’Hare im Parkzone-Modell dank sehr guter Flugeigenschaften nicht mehr nötig. Bilanz Parkzone schreibt seine Erfolgsstory von Zweite-Welt­kriegs-Warbird-Modellen fort. Mit der Wildcat realisierte man ein optisch attraktives Muster, das bis dato nicht als Parkflyer oder Leichtschaummodell am Markt er­­hältlich war. Hohe Geschwindigkeiten erzielt die F4F nicht, doch die glänzend guten und sehr ausgewogenen Flugeigen­schaften bescheren ihr Bestnoten.