Trappy, das Blacksheep

Vor einiger Zeit arbeitete ich für ein paar Wochen in einem Nationalpark. Dort hatten wir ein Problem: Verrückte Motorradfahrer auf aufgemotzten Geländemaschinen rasten durch den für alle Fahrzeuge gesperrten Wald, richteten viel Flurschaden an und schreckten Wanderer und Tiere auf. Es war kaum möglich, sie zu fassen. Das war ärgerlich, aber jeder vernünftige Mensch wusste: Mit diesen ein paar Idioten haben die tausenden Motorradfahrer auf unseren Straßen nichts zu tun, mit den Bikern, von denen jeder garantiert mindestens einen kennt. Es war also ein lokales Problem für einen thüringischen Nationalpark und die Polizei. Der Modellflug hat gelegentlich ein ähnliches Problem. Nicht jeder kennt aber einen Modellflieger. Wie über den Modellflug berichtet wird, ist also schon wichtig, vor allem dann, wenn der Artikel in einer renommierten Tageszeitung wie der Süddeutschen Zeitung, in der Rubrik Wissen (!), erscheint. Oder auf Spiegel online. Geschehen am 29.06. beziehungsweise 01.07. dieses Jahres. Was lesen wir? Die „Steuerkonsolen“ der „modernen Modellbauflieger“, „walnussgroße Elektromotoren“, die „750 Watt“ leisten, wollen wir hier übergehen. Wir lesen aber über Modellflugzeuge, die „auf 5.000 Meter Höhe steigen, reisen 80 Kilometer weit und kehren zurück, drehen ein paar Runden um die Freiheitsstatue in New York und rasen mit 180 Stundenkilometern […]“. So, so. Und der Wahnsinnsflug wird in Berlin fortgesetzt, kreisend, „so lange über dem Neubau des Bundesnachrichtendienstes, bis aufgeschreckte Menschen aus dem Gebäude stürmten.“ Und gleich geht es zu der nahe gelegene US-Botschaft, wo die Amis leider „wohl massive Störsender“ einsetzen. Das alles sei, gibt der Autor zu, „nicht immer mit nationalen Gesetzen in Einklang zu bringen [...] Nicht der einzige Punkt, an dem die High-End-Modellbaufreunde juristisches Grauland betreten“. „Was aber auch Teil des Spaßes ist.“ Der Spaß geht also weiter, in den Bergen. Dort wartet „das unvergleichliche Erlebnis waghalsiger Manöver und das grenzwertige Vergnügen, mit 150 Kilometer pro Stunde in drei Metern Höhe über die Köpfe ahnungsloser Wanderer zu fliegen“. Noch einen Satz aus der SZ, einen noch – ich höre dann auf: „Wenn er“ (gemeint ist R. Pirker alias Trappy) „mit fast diebischer Freude erzählt, wie ein erschrockener Skifahrer die Polizei rief, zeigt sich: In dem genialen Techniker steckt auch ein großer Schelm.“ Für den Schelm hätte ich auch eine andere Bezeichnung. Doch bleiben wir cool. Was macht also die Blacksheep-Gruppe mit ihren FPV-Flugzeugen? Ohne Sichtkontakt zu Modell und über kilometerweite Distanzen, auf eine nichtprofessionelle und wohl auch nicht ganz legale Elektronik vertrauend, auf illegalen Frequenzen funkend, durch Städte rasen und für den Modellflug gesperrte Lufträume ignorieren. Das ist alles ein bisschen heftiger als nur „Betreten des juristischen Graulands“. Gezielt Menschen anfliegen ist kein „Thrill“, sondern einfach dumm. Die Schutzzäune auf unseren Plätzen haben wir ja nicht gezogen, weil unsere Zuschauer Angsthasen sind. Wir, die Modellflieger, müssen jetzt Schadensbegrenzung betreiben. Wenn ein paar Verrückte auf Geländemaschinen durch einen Nationalpark rasen, nehmen gleichzeitig Hunderttausende Motorradfahrer normal am Straßenverkehr teil. Das mag langweilig klingen, im anderen Falle würde es aber bald gar keine Motorradfahrer mehr geben. Wir, die Modellflieger, fliegen alles, natürlich auch FPV, und auch überall, wo es geht und niemanden stören kann. Über Berlin, New York oder „ahnungslose Wanderer“ zu fliegen, ist nicht unser Ding. Das sollte hier deutlich gesagt werden.