Schneller Schaum von Multiplex

Das Wochenende war gerettet! Unangekündigt schneite an einem Freitagnachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen die Multiplex-Neuheit Dogfighter ins Redaktionsbüro. Da es nicht schadet, gelegentlich Wochenendarbeit zu leisten, fand das Modell sogleich seinen Testpiloten. Ausspannen kann man ja wieder am Montag im Büro – nach getaner Heimarbeit. Denn das bisschen Modellbau lässt sich an einem Samstag erledigen. Da blieb noch Zeit zum sonntäglichen Dogfighting. Sogar viel mehr Zeit als zunächst gedacht. Multiplex war so freundlich, gleich die RR-Variante für den Test bereit zu stellen. Fein. Zieht man die anderthalb Stunden fürs Aufbringen des Dekors einmal ab, ist der Dogfighter in weniger als einer Stunde startklar. Akkordarbeit Ob RR hier für ready to rumble steht? Denkbar. Jedenfalls verdient dieser Fertigbausatz sein Kürzel. Alle sonst üblichen Arbeiten bei Multiplex-Baukastenmodellen entfallen zu 100 Prozent. Weder sind die Rumpfhälften zusammen- oder die Tragflächenholme einzukleben, noch die Servos samt Anlenk­gestänge einzubringen oder der Antrieb zu montieren. Das ist alles schon erledigt. Bei RR reduziert sich der Montage­auf­wand auf ein Minimum. Die einzigen Klebearbeiten entfallen auf das Höhenleitwerk. Beim Höhenrudergestänge sowie Propeller, Mitnehmer und Spinner wird etwas geschraubt. Ist der Empfänger angeheftet, kommen die Kabel ran. Die Fläche wird mit zwei Nylondübeln am Rumpf befestigt und die Querruderservos über die beiliegenden Verlängerungskabel angestöpselt. Die Senderprogrammierung ist eine gewohnte Fingerübung, die sich mit der Cockpit SX M-Link in beinahe schlafwandlerischer Sicherheit wie von selbst erledigt. Nach der Pflicht kommt die Kür. Beim Aufbringen des Dekors schadet es nicht, ein wenig Übung in dieser Tätigkeit mitzubringen. Großflächige Aufkleber gleich beim ersten Versuch exakt zu platzieren, kann für den einen oder anderen zur ungekannten Herausforderung mutieren. Geduld und Augenmaß sind gefragt. Ist die Hürde gemeistert, erstrahlt der Dogfighter im passenden Outfit. Dank zwei beiliegender Dekorbögen hat man beim Aufpeppen sogar etwas Auswahl. Aufgrund seiner attraktiven Silhouette sieht der Dogfighter auch komplett in Weiß gut aus. Nicht zuletzt gestattet diese Ursprünglichkeit, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und sich mit Pinsel oder Dose am Modell künstlerisch zu verewigen. Beißerchen Multiplex spendierte dem Dogfighter sogleich einen würdigen Antrieb. Der Himax-Motor vom Typ C3516-1130 bringt es laut Datenblatt auf 1.130 Umdrehungen in der Minute pro Volt. Setzt man den geplanten 3s-LiPo ein, dreht sich die Motorwelle in einer Minute theoretisch über 14.000 Mal um die eigene Achse. In der Praxis sieht es anders aus. Die verwendete 10 × 6-Zoll-APC-Luftschraube fordert ihren Tribut und gönnt sich maximal 33 Ampere (A) bei Vollgas. Im Schnitt reduziert sich die Stromauf­nahme im Flug auf sehr löbliche 17 bis 21 A. Füttert man seinen fliegenden „Kampfhund“ mit einem 3s-Riegel um die 2.500 Milliamperestunden Kapazität, darf man den kleinen Beißer gerne acht bis neun Minuten von der Kette lassen. Der will doch nur spielen Schon tausend Mal wurde über Hunde auf dem Modelflugplatz diskutiert. Oft auch höchst emotional. Und dieser ist auch noch aus Schaum. Frechheit. Unbeeindruckt all dieser Tatsachen, zieht Multiplex’ Dogfighter die Blicke der neugierigen Flugplatzkollegen auf sich. Fragen. Ant­wor­ten. Diskutieren. Achseln zucken. Es müssen Taten folgen. Mangels Fahrwerk bleibt nur ein Handstart, doch wo fasst man das Modell abwurfsicher an? Eine Griffmulde gibt es nicht. Vom ersten Wurf an zeigt sich, dass es völlig ausreicht, den Dogfighter so zu packen, dass man mit dem Zeigefinger ein wenig die Flächenhinterkante zum Abstoßen umschließt und der Daumen sowie die anderen Finger das Modell stützen. Gasknüppel auf ¾-Stellung schieben und das Hündchen mit einem mittelkräftigen Schubs etwas nach oben werfen. Gleich damit rechnen, Querruder rechts zu geben, um das Drehmoment auszugleichen und das Modell von der schiefen Bahn zurückzuholen. Aber Obacht. Nur minimal Quer geben. Der Dogfighter reagiert sehr deutlich auf diesen Steuerbefehl. Geübte Werfer übergeben das Modell in leicht schräger Fluglage in sein Element, dann fliegt es von alleine schön geradeaus. Prop und Motor zeigen Biss. In Sekunden frisst die Schaumwaffel Höhenmeter und erreicht die Ausgangsbasis für erste Checks. Der angegebene Schwerpunkt und die werksseitigen Einstellungen von Motorsturz sowie Seitenzug passen perfekt. Es ist keine Trimmung oder Veränderung erforderlich. Im Rückenflug ist minimal Tiefenruder zu geben, um auf Kurs zu bleiben. Feinheiten und Eigenheiten Nein, Leinenzwang ist nichts für den Dogfighter. Seinem Spieltrieb muss man nachgeben und das Modell immer in Bewegung halten. Das zeigt sich auch im Abrissverhalten. Aushungern wird sofort mit einem Strömungsabriss und deutlichem Höhenverlust geahndet. Wer derlei Sperenzchen zu nahe der horizontalen Flugplatzbegrenzung ausführt, darf auf die Nehmerqualitäten des Elapor-Modells hoffen. Alles unter Halbgas ist ein gewisses Risiko. Bewegt man sich jedoch im Bereich um und über ¾-Gas und zieht dann beherzt am Höhenruder, lässt sich mit der Wendig­keit des Dogfighters Bekanntschaft schließen. Wenn es um enge Wenden und scharf geflogene Manöver geht, dann ist ­dieser Kampfhund das Alphatierchen im Rudel. Das gilt sowohl für Höhen- als auch für die Querruderausschläge. Multiplex’ Empfehlungen bei den Einstellwerten sollte man Folge leisten. Größere Ausschläge führen zu überhastet, beinahe unkontrollierbar wirkenden Reaktionen. Etwa 30 Prozent Expo sind eine gute Wahl, um mit geringen Knüppel­bewe­gungen einen optisch gefälligen, großräumigen Kurs fliegen zu können. Zudem sollten – wie in der Anleitung empfohlen – die Querruderausschläge für ein exaktes Rollver­halten differenziert werden. Das gestattet auch eine hohe Rollrate, wenn man mal richtig in die Querruderknüppel langt. In puncto Kraftflug ist der Dogfighter ein Ass. Senkrechtes Steigen ist kein Problem. Sticht man ihn an und scheucht ihn mit Vollgas tief über den Platz, zaubert auch die Top­speed ein Lächeln ins Gesicht. Loopings können relativ klein oder unendlich groß ausfallen. Turns sind trotz stillgelegtem Seitenruder fliegbar. Das Repertoire an Möglich­keiten ist gut, aber auch begrenzt. Wer ein smartes Figurenprogramm bevorzugt, der wird das Seitenruder nicht vermissen – mit einer Ausnahme. Gelegentlich wäre es schön, wenn der Dogfighter in Schräglage etwas Unterstützung durchs Seitenruder bekäme, beispielsweise bei tief angesetzten, eng geflogenen Wenden. Der Wunsch ließe sich mit wenigen Handgriffen in die Tat umsetzen. Multiplex hat dafür alles am Modell vorbereitet, um ein Seitenruderservo einzusetzen und anzuschließen. Sogar die Gestänge liegen für dieses Ansinnen bei. Zu berücksichtigen wäre dann, den Akku weiter vorzuschieben, um das Gewicht des im Heck montierten Servos wieder auszugleichen und die Schwerpunktlage einzuhalten. Verschnaufpause Acht Minuten Spielspaß liegen hinterm Modellpiloten. In dieser Zeit hagelte es zahlreiche Rollen, enge Wende­manöver und rasante Tiefflüge nieder. Windhundschnell bei Rückenwind und beachtlich schnell bei Gegenwind. Apropos Gegenwind. Dem zeigt der Dogfighter die kalte Schnauze. Der Antrieb zieht einfach gut durch. Doch jetzt sei dem Motor eine Verschnaufpause und dem Akku eine Frischzellenkur gegönnt. Zum Landen ist mit etwas Schleppgas immer tiefer kommend anzufliegen. Kurz vor dem Aufsetzen Gas kontrolliert zurück nehmen, etwas am Höhenruder ziehen und das Modell ins Gras plumpsen beziehungsweise etwas ausgleiten lassen. Aufgrund der Starrluftschraube darf der Motor beim Aufsetzen keinesfalls noch drehen. Sollte der Prop im Stillstand senkrecht stehen, dreht er bei Boden­berührung ohne Schaden zu nehmen weg. Beim anschließenden Temperaturtest sind Motor, Regler und Akku nur handwarm. Das Setup passt einfach. Und verführt dazu, die Wartezeit bis zum nächsten Start auffällig kurz zu ­halten, um mit dem Dofighter von Multiplex eine neue Runde Gassi zu fliegen. In dieser Form gewinnt Wochen­endarbeit einen Erholungswert, der positiv auf Montage einstimmt.