Schmeiß weg!

Es geht in den Urlaub, aber für sperrige Flugmodelle ist kein Platz vorgesehen? Sie möchten mal zwischendurch zur Entspannung ein, zwei Runden hinter dem Haus auf der großen Wiese fliegen oder beim Hangflugurlaub in den Bergen früh morgens schon die ersten Thermikbläschen direkt am Hotel erkunden? All das schreit nach einem Schleudersegler – am besten einem im Miniformat. Der ELF von FVK ist so ein gesuchter, handlicher Disc-Launch-Glider (DLG) in der Einmeter-Klasse. Durch konsequenten Leichtbau und die Verwendung hochwertiger Materialien wird ein Fluggewicht von unter 100 Gramm (g) erreicht, entsprechend sensibel reagiert das Modell auf kleinste Thermikblasen und macht selbst das Kreisen in ein bis zwei Meter Höhe noch spannend. Wertigkeit Für 138,– Euro wechselt das Modell den Besitzer. Für die Größe ist das relativ viel, aber es wird auch einiges geboten. Der Lieferumfang des Modells besteht aus drei größeren Bauteilen und dem Kleinteilesatz. Die einteilige Tragfläche ist in halbdurchsichtiger Rippenbauweise erstellt. Sämtliche Rippen sind mit Kohlefaserstringern belegt und auch die D-Box ist in Sicht-CFK gefertigt. Ja, sogar der Randboden ist aus Carbon und bietet links und rechts jeweils einen Schlitz zur Aufnahme eines Wurfblades. Der Rumpf ist ein geniales Teil. Er besteht im Wesent­lichen aus einem CFK-Rohr von vorne bis hinten. Im hinteren Bereich ist der Rumpf zur Aufnahme des Seiten­ruders mit einer Ausnehmung versehen, auf Höhe der Tragfläche ist die Tragflächenauflage befestigt, welche aus einem milchig-weißen Kunststoffteil besteht. Ebenfalls aus Kunststoff ist die Abzieh-Haube, diese zentriert sich beim Aufschieben an einem Rand an der Tragflächenauflage. Damit sich Servos, Empfänger und Akku gut befestigen lassen, ist der vordere Bereich des CFK-Rohrs mit einem Harz-Microballon-Gemisch verfüllt und abgeschrägt. Dadurch entsteht eine gerade Auflage­fläche für die RC-Komponenten. Höhen- und Seitenleitwerk liegen als beschichtete Schaum­teile vor. Während das Höhenleitwerk als Pendelruder ausgeführt wird, ist das Seitenruder mittels kleiner Vliesscharniere mit der Dämpfungsflosse verbunden. Als Kleinteile liegen zwei Anlenkungsdrähte, das GFK-Ruderhorn für das Seitenruder und zwei CFK-Wurf­blades bei. Die Bauanleitung steht auf der Homepage von FVK zur Verfügung. Minimalausstattung Der ELF wird lediglich über Höhen- und Seitenruder gesteuert, daher werden zur Fertigstellung lediglich zwei Microservos, ein Empfängerakku und ein Mikroempfänger benötigt. Allerdings sollten die Servos von der hochwertigen Sorte sein, gerade das Pendelhöhenruder verlangt eine gute Rückstellgenauigkeit, ansonsten wird sich kein großes Flugvergnügen einstellen. Bei unserem Modell kommen daher zwei digitale Hitec HS-5035HD-Servos, sowie ein RX-6 light M-Link-Empfänger und ein 1s-LiPo von SLS mit 150 Milliamperestunden Kapazität zum Einsatz. Durch den hohen Vorfertigungsgrad ist der ELF an maximal zwei Abenden flugfertig aufgebaut. Als Erstes sollten alle Komponenten soweit vorne wie möglich platziert werden, um Trimmblei einzusparen. Nachdem der Akku von seinem Anschlussstecker befreit wurde, nimmt er ganz vorne auf dem CFK-Rumpfrohr Platz. Zirka fünf Millimeter lassen wir Luft nach vorne, um das eventuell später notwendige Blei noch gut befestigen zu können. Gleich dahinter werden die beiden Servos, liegend und mit Tesafilm umwickelt, per Sekundenkleber mit dem Rumpf verbunden. Die Anlenkungsgestänge bestehen aus sehr dünnen CFK-Stäben, die jeweils links und rechts seitlich am Rumpf entlang geführt werden. Diese Führungen waren in der ersten Serie noch selbst anzukleben, mittlerweile erledigt dies jedoch zum Glück der Hersteller, was eine Menge Zeit und Nerven spart. Auch im hinteren Rumpfbereich ist alles bestmöglich vorbereitet. Für das Pendelhöhenruder ist der Rumpf bereits mit einer kleinen Kunststoffwippe versehen, in die das Ruder lediglich noch einzukleben ist. Für das Seitenruder ist im CFK-Rohr bereits ein passender Schlitz eingearbeitet, sodass auch dieser Montageschritt recht flott von der Hand geht. Das Höhenruder ist an entsprechender Stelle übrigens mit einem hochkant stehenden CFK-Flachmaterial verstärkt, sodass die Ruderkräfte gut eingeleitet werden. Das Seitenruder verlangt noch nach dem Einkleben eines kleinen GFK-Ruderhorns, danach ist die Leitwerkssektion funktionstüchtig. Messerwerfer Erst jetzt werden die beiden Servos in Mittenstellung gebracht, die Ruder ebenfalls mittig fixiert und die Anlenkungen per Stahldraht und Schrumpfschlauch endgültig fertig gestellt. Es ist darauf zu achten, dass insbesondere für das Höhenruder ein sehr kleines Ruderhorn zum Einsatz kommt. Anderenfalls steht viel zu viel Weg zur Ver­fügung, in dessen Folge das Anlenkungsspiel steigt und die Rückstellgenauigkeit sinkt. Zwischendurch wird die Fläche mit einem CFK-Wurfblade versehen. Die beiden Randbögen haben zu diesem Zweck längliche Aus­sparungen, in die die Wurfhilfe eingeklebt wird. Wer das Modell sowohl für Rechts- als auch Linkshänder aufbauen möchte, der befestigt einfach auf beiden Seiten ein Wurfblade. Den Empfänger haben wir „gestrippt“, will heißen, um alle nicht unbedingt notwendigen Dinge erleichtert. Der kleine RX-6 light von Multiplex ist sogar extra dafür vorgesehen, so lässt sich das Gehäuse einfach abnehmen und die Leiterplatte kann um die ersten beiden Steckerleisten verkleinert werden. Auf der verbleibenden Leiterplatte stehen immer noch alle sechs Servokanäle zur Verfügung – siehe dazu auch den Testbericht in FlugModell 02/2012, Seite 46. Mit etwas Kupferlackdraht werden die Servos mit dem Empfänger verbunden und auch der Empfängerakku erhält seinen Anschluss. Hier haben wir uns aber etwas Besonderes einfallen lassen: Über eine außen am Rumpf angebrachte, dreipolige Buchsen­leiste lässt sich der Empfängerakku entweder per Jumper mit dem Empfänger verbinden oder aber es steht eine Ladebuchse zur Verfügung. Die genaue Verschaltung entnehmen Sie am besten unserer Skizze. Die Haube wird einfach von vorne aufgeschoben und über eine kleine Schraube am Rumpf fixiert. Die Tragflächen werden über zwei Schrauben mit dem Rumpf verbunden, daher bleibt der ELF sehr transportfreundlich. Jetzt geht es an die Schwerpunktkontrolle und hier ist Vorsicht geboten. Durch das geringe Gewicht des Modells ist es relativ schwierig, den Schwerpunkt genau zu messen. Wir hatten uns nach dem ersten Auswiegen über ein Fluggewicht von 88 Gramm gefreut, mussten aber bei der anschließenden Flugerprobung noch 4 g Blei zuladen. In der Nachmessung lag dann der Schwer­punkt genau an der selben Stellen, die vermeintlich vorab eingestellt wurde. Die meisten konventionellen Schwerpunktwaagen sind nicht für derlei leichte Modelle gemacht, ein wenig Reibung im Lager und schon sitzt der Schwerpunkt nicht korrekt. Doch mit etwas Feingefühl ist auch diese Hürde zu meistern und es kann gleich raus an die Flugerprobung gehen. DLG-Feeling Mit ein paar konventionellen Würfen wird der ELF erstmal in die Luft befördert, um sich mit dem Winzling anzufreunden. Fliegt er dann sauber geradeaus, kann es an die ersten zaghaften DLG-Würfe gehen. Gleich nach dem Abwurf zeigt sich, dass das Modell relativ viel Speed mitbekommt und dieses gut in Höhe umsetzt. Kurz und kräftig nachgedrückt und schon kann es auf Thermikjagd gehen. Dabei reagiert es sehr direkt auf Steuerbefehle und ist keineswegs träge, wie man es vielleicht aufgrund der niedrigen Flächenbelastung vermuten möchte. Klar, bei null Fahrt wirkt kein Seitenruder der Welt mehr, die Aerodynamik kann auch unser kleiner DLG nicht auf den Kopf stellen. Apropos auf den Kopf stellen, kurz gedrückt und Schwung geholt, lassen sich sehr schön runde, aber bei Bedarf auch sehr enge Loops fliegen. Hat man ein kleines Thermikbläschen gefunden, rasch ins Seitenruder gegriffen und flugs eingekreist. Spätestens jetzt lässt sich spüren, dass man einen Mini-DLG fliegt: die Wendigkeit ist einfach klasse. Auch das Kreisflugverhalten ist genial. Flach oder steil, langsam oder schnell, der ELF macht alles mit. Dabei ist er an Gutmütigkeit kaum zu überbieten, also auch ideal für Einsteiger in die Materie. Nun wird sich jeder fragen, wie macht sich dieser Winz­ling bei Wind? Eine leichte Brise lässt den ELF kalt, etwas tief getrimmt und weiter geht’s. Die Vereinskollegen waren allesamt überrascht, wie gut das geht. Nimmt der Wind an Stärke zu, wird es aber Zeit für ein anderes Modell. Was noch fehlt? Ach ja, die Landung. Was gibt es da zu sagen? Einfach den ELF auf sich zufliegen, Hand ausstrecken und aus der Luft pflücken. Mit etwas Übung ist das kein Problem.