Mit dem Omega zu den Wolken fliegen

Jedes Jahr nehmen wir uns im Hangflugurlaub vor, auch die etwas weiter entfernten Hänge bezüglich ihrer Flugmöglichkeiten zu erkunden. Meist scheitert es daran, dass eine Strecke im alpinen Gelände von 20 bis 30 Minuten Dauer zu gehen ist und dass der Flugzeugpark kein rucksacktaugliches Modell bereithält. Mit dem neuen Modell Omega von Cumulus-Modellbau wird sich das nun ändern. NAN-Models ist bekannt durch die sehr erfolgreichen F3J-Modelle Experience Pro, Shadow und Xplorer, um nur einige zu nennen. Der Haus- und Hoflieferant von Cumulus-Modellbau hat einen leichten Elektrosegler mit 2.000 Milli­meter (mm) Spannweite, geteilter Fläche und Vierklappen­flügel von Grund auf neu entwickelt: den Omega. Er soll einerseits F3J-Feeling mit kleiner Spannweite bieten, andererseits aber auch beim dynamischen Fliegen überzeugen. Clever gemacht Beim Auspacken des Modells werden zu aller erst die großen GFK-Bauteile begutachtet. Der Rumpf ist mit 1.125 mm schön lang gestreckt, seine 180 mm lange Kabinenhaube bietet exzellenten Zugang zum Elektroantrieb. Die Elektro­nase für einen 32-mm-Spinner ist bereits in der Form vorgegeben. Ein kleiner Bund verstärkt das Rumpfvorderteil und bietet dem Motorspant eine große Klebefläche. Um den RC-Einbau weiter zu vereinfachen, bietet der Rumpf einen zweiten Zugang in Form einer Rumpfklappe an der Unterseite im Bereich der Tragflächensteckung. Die zweiteilige Tragfläche wird links und rechts über einen CFK-Vierkant-Steckverbinder an den Rumpf angesteckt. Dabei sind sämtliche Durchbrüche für den Verbinder und die Bohrungen für die Torsionsstifte bereits eingebracht. Auch die Ansteuerung von Seiten- und Höhenruder wurde bestmöglich vorbereitet. Das Seitenruder ist per Elastic-Flap direkt am Rumpf angeschlagen, der Umlenkhebel für das Pendelhöhenruder ist eingebaut und zwei Bowden­züge wurden schon ab Werk im Rumpfinneren verlegt. Auch die Stahldrähte sind schon eingebracht und laufen sehr leichtgängig. Das Höhenleitwerk ist als Pendelruder ausgeführt und zweiteilig. Es wird über einen CFK-Stab am Rumpf gehalten und über einen 2-mm-Stahldraht angelenkt. Mit seinen 43 Gramm (g) ist es bei 480 mm Spannweite ein absolutes Leichtgewicht. Feinheiten Die beiden Tragflächenhälften besitzen an der Wurzel eine Tiefe von 215 mm und eine Profildicke von lediglich 8,3 Pro­­zent. Auffallend groß fallen die Ruderklappen aus. Die Wölbklappen sind 62 mm tief, die Querruder messen an der tiefsten Stelle ganze 54 mm. Dabei reichen die Querruder bis hinaus zum Randbogen. Der GFK-Flügel besitzt eine CFK-D-Box und einen CFK-ummantelten Hauptholm. Ebenfalls kohlefaserverstärkt sind die Auflageflächen für die Flächenservos. Die Ruder sind an der Flächenunterseite angeschlagen und an der Oberseite durch eine angeformte Dichtlippe aerodynamisch sauber in die Fläche integriert. Ebenfalls auf der Oberseite der Ruder sind entsprechende Anformungen und Metall-Einsätze zur Aufnahme der Augschrauben angebracht. Dies lässt auf eine rasche Fertigstellung hoffen. Bevor wir uns dem Zubehör widmen, noch ein Wort zur Oberfläche und Festigkeit. Alle Teile sind sehr sauber gefertigt und die Nähte sind schmal und gleichmäßig. Bezüglich Gewicht und Festigkeit wurde ein Optimum gefunden. Hier sieht man eindeutig, dass es der Hersteller gewohnt ist, leichte und gleichzeitig sehr stabile Modelle zu produzieren. Die Oberflächenqualität ist makellos und sämtliche Teile passen spaltfrei zueinander. Der Kleinteilebeutel beim Omega ist sehr übersichtlich gehalten. Zwei paar Servoabdeckungen für die Flächenservos, eine Handvoll Augschrauben sowie eine Kugelkopfanlenkung für das Seitenruder und ein Motorspant aus 2-mm-GFK werden mitgeliefert. Das Anlenkungsmaterial für die Flächenservos und ein Servobrett ist selbst beizusteuern. Viel mehr wird auch nicht benötigt, lediglich die RC-Anlage und der Antrieb sollten zum Bau noch bereitliegen. RC-Ausstattung Bei der RC-Ausstattung haben wir uns dieses Mal für zwei Servotypen entschieden. Beim Höhenruder und den Wölbklappen kommen die bewährten S3150 von Futaba zum Einsatz. Für das Seitenruder und die beiden Quer­ruder haben wir die etwas kleineren DES 428 BB MG von Graupner vorgesehen. Die Tragflächen bieten im Bereich der Wölbklappen eine Einbautiefe von 12 und bei den Querrudern von 10 mm, sodass auch für viele andere Typen ausreichend Platz vorhanden ist. Der Bau solcher Schalenmodelle läuft immer ähnlich ab, so auch beim Omega. Nach dem Anzeichnen und Ausfräsen der Durchbrüche (zirka 5 × 23 mm) in der Tragflächenschale werden die Servos platziert, mit Schrumpfschlauch versehen und eingeklebt. Die Servokabel werden entsprechend verlängert und an der Wurzelrippe wird der vorhandene Durchbruch für die grauen, fünfpoligen Multiplex-Stecker erweitert. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass man den Kabelabgang in der Wurzelrippe eher etwas weiter oben im Profil ausfräsen sollte. Dies hat folgenden Vorteil: Das Rumpfservo, das genau an dieser Stelle im Rumpf von unten eingeschraubt wird, darf etwas mehr Bauhöhe aufweisen. Ansonsten stößt es am Übergangsstecker im Rumpf an, wobei wir wieder beim Thema sind. An den rumpfseitigen Gegenstecker haben wir direkt den restlichen Teil der Servokabel angelötet. Platz schaffen Das Austüfteln der Anlenkungsgeometrie ist dann der nächste Schritt. Zum Testzeitpunkt war das Modell noch so neu, dass keine Erfahrungswerte verfügbar waren. Als maximale Querruderausschläge werden 18 mm nach oben und 12 mm nach unten realisiert. Bei den Wölbklappen waren es 46 mm nach unten und 8 mm nach oben. Die später erflogenen Werte sind etwas geringer, wir haben Sie in einem separaten Kasten zusammenstellt. Das Zurecht­schneiden und Anbringen der Servoabdeckungen schließt den Bau der Tragflächen ab. Beim Rumpfausbau nehmen wir uns als Erstes die Seitenruderanlenkung vor. Das Ruder besitzt eine extra Vertiefung für den Kugelkopf. Leider ist diese Vertiefung nicht gegenüber der Scharnierlinie, sondern deutlich weiter nach hinten versetzt. Dadurch stößt die Kugelpfanne bei geringen Ausschlägen nach rechts an der Dichtlippe des Ruders an. Diese muss daher im Bereich der Anlenkung ausgefräst werden, um einen ausreichend großen Seiten­ruderausschlag zu ermöglichen. Da die Umlenkung für das Pendelhöhenruder bereits eingebaut ist, können wir nun die Rumpfservos einbauen. Diese kommen auf Höhe der unterseitig angebrachten Rumpfklappe zu liegen – so geben es die beiden Bowdenzüge mit ihren Anlenkungs­drähten vor. Mittels Pappschablone lassen sich recht schnell die notwendigen Maße des Servobretts ermitteln, das Brett selbst wird aus mehrschichtig verleimten, 1,5-mm-Sperrholz hergestellt und an den Schraubpunkten für die Rudermaschinen durch Aufdoppeln an der Unter­seite entsprechend verstärkt. Durch die großzügige Rumpf­klappe können die Klebeflächen problemlos angeraut und das Servobrett auf ganzer Länge eingeklebt werden. Da der Empfänger aus Schwerpunktgründen hinter den Rumpfservos zu liegen kommen sollte, muss entweder das Servobrett so platziert werden, dass der Empfänger noch dahinter passt, oder aber die hintere Rudermaschine wird mit einem herausnehmbaren Querbrett eingebaut, wo­­­durch der Empfänger nach Demontage des Servos ebenfalls ein- und ausgebaut werden kann. Das Ablängen der Stahldrähte und Verlöten der Gabelköpfe ist dann wieder eine Standardaufgabe – wobei darauf zu achten ist, dass die Anlenkungsgestänge nicht am Rumpfdeckel scheuern. Powerline-Antrieb Beim Antrieb hat man die Qual der Wahl. Mittlerweile gibt es ja unzählige Hersteller und Vertreiber für Motoren und Regler. Da ist es nicht leicht, einen optimalen Antrieb für sein Modell auszuwählen. Doch auch dafür hat Cumulus-Modellbau eine Lösung parat. Seit einiger Zeit arbeiten die Firmen Cumulus-Modellbau und Schambeck Luftsporttechnik eng zusammen. Florian Schambeck zeichnet sich durch exzellente Antriebsauslegungen aus. Dies beweisen seine hocheffizienten Klapp- und Auf­satztriebwerke. Gewissermaßen als Nebenprodukt wurden eigene Planeten-Getriebe entwickelt, die sich auch für Antriebe in der Rumpfschnauze hervorragend eignen. Schambeck Luftsporttechnik ist derzeit dabei, für die Modelle von Cumulus-Modellbau maßgeschneiderte Antriebssets unter dem Namen Powerline auszutüfteln. Dabei kommt selbstverständlich das Getriebe aus eigener Entwicklung zum Einsatz, sowie die ebenfalls seit Jahren bewährten Lehner-Motoren und YGE-Regler. Doch die Sets enden nicht bei den Hauptkomponenten. Spinner und Luftschraube von Freudenthaler, ein gefräster Motorspant und der passende Antriebsakku werden ebenfalls mitgeliefert. Mit diesen hochwertigen Einzelkomponenten entsteht ein Rundum-Sorglos-Paket, das lange Freude bereitet und dann auch die versprochene Leistung bringt. Für den Omega sind derzeit zwei Antriebsversionen geplant, einmal ein Antrieb mit hoher Steigleistung und zirka 800 Watt (W) und eine etwas softere Ausführung (Powerline easy) mit lediglich 400 W Eingangsleistung. Der hier verwendete Powerline-Antrieb besteht aus einem Brushlessmotor Lehner 1520/9 mit vorne angeflanschtem 6,75:1-Getriebe von Schambeck, einem YGE100-Regler mit BEC und einem 3s-LiPo mit 1.800 Milliamperestunden Kapazität (mAh) und 45C Entladerate von Stefans LiPo Shop. Spätestens bei der Freudenthaler-Luftschraube mit den Maßen 15 × 15 Zoll wird deutlich, dass es sich um die heiße Antriebsvariante handelt und nur edle Kompo­nen­ten vorgesehen wurden. Ein hochwertiger CFK-Motorspant, ein 32-mm-Kohlefaser-Spinner, ebenfalls von Freuden­thaler, und ein paar 4-mm-Goldkontaktstecker runden das Antriebskomplettpaket ab. Mit diesem stehen dem Omega zwischen 800 bis 850 W zur Verfügung, bei einem erwarteten Abfluggewicht von 1.300 g sollte es damit spielend – beinahe reißend – senkrecht nach oben gehen. Endmontage Nach dem Einkleben des Motorspants sitzt der Treibling an Ort und Stelle. Um den Schwerpunkt ohne Blei ein­­zustellen, wird der LiPo direkt bis nach hinten vor die Flächensteckung geschoben und mit einem Stück Klett­band gesichert. Den freien Platz zwischen Akku und Motor füllt der Regler aus. Die Kabel von Motor, Regler und Akku werden auf ein Minimum eingekürzt, um die Leitungsverluste gering und auch das Gewicht im vorderen Rumpfbereich niedrig zu halten. Damit ist der Antrieb auch schon eingebaut und nach der Montage von Spinner und Luftschraube startklar. Der YGE-Regler ist von Haus aus schon korrekt programmiert, sodass auch hier keine Arbeit mehr anfällt. Mit Probeläufen in der Werkstatt sollte man sich spätestens in dieser Watt-Klasse zurückhalten, daher findet die erste Antriebsmessung auch im Garten statt. Dabei wird ein Maximalstrom von 72 Ampere (A) bei einer Spannung von 11,2 Volt (V) gemessen. Wegen der hohen Luft­schrauben­steigung sind diese Werte allerdings mit Vorsicht zu ge­­nießen und später durch Messflüge mit dem Unilog von SM-Modellbau zu verifizieren. Ab dafür Ein kalter, kräftiger und böiger Wind weht und die Wiesen sind sehr nass. Das kümmert den Omega nicht – höchstens den Piloten. Der Reichweitentest verläuft ohne Schwierigkeiten, die beiden Antennen des RX7-DR light sind einmal unter 45 Grad von Innen an die untere Rumpfklappe und einmal 90 Grad dazu kurz hinter dem Haubenausschnitt per Klebeband fixiert. Ein kräftiger Wurf gegen den Wind – noch ohne Motorkraft – zeigt, dass die Grundeinstellung ganz gut passt. Der Omega gleitet geradewegs davon, daher wird nach zirka 15 Meter Flugstrecke der Antrieb eingeschaltet. Dieser beschleunigt das Modell und zieht das Modell senkrecht nach oben. Bereits nach drei bis vier Sekunden ist der Mini-F3Jler in einer ausreichenden Höhe angelangt. Im Gleitflug fällt als erstes auf, dass sich der Omega vom böigen Wind recht unbeeindruckt zeigt. Ja, er scheint generell mit dem stärkeren Wind sehr gut dagegen an- und zurechtzukommen. Das Kreisflugverhalten ist tadellos, etwas anderes wäre in Folge des angelenkten Seitenruders und der üppigen V-Form aber auch nicht zu erwarten. Das geringe Gewicht von lediglich 1.328 g macht den Elektrosegler in der Luft sehr agil und wendig. Die Landung verläuft dann auch trotz böigem Wind sehr unspektakulär. Durch die weit nach unten absenkbaren Wölbklappen lässt sich das Modell hoch anfliegen und steil absteigen, das Aufsetzen gegen den Wind erfolgt dann fast in Zeitlupe. Soweit der erste Eindruck. Mußestunden Bei den vielen folgenden Flügen mit unterschiedlichen Bedingungen zeigt der Omega, dass er auch sehr gut auf schwache Warmluftblasen reagiert. Kleinste Ablösungen lassen sich sehr gut auskreisen. Dabei braucht man keine Sorge vor einem Strömungsabriss haben, denn der kommt spät und verläuft unkritisch. Trägt es wieder Erwarten doch nicht, schaltet man den Turbo-Booster, sprich den Antrieb ein und es geht senkrecht und mit Volldampf nach oben. Sicherlich, ein F5B-Modell steigt nochmals kräftiger, aber eine Steigleistung von durchschnittlich geloggten 25 Metern pro Sekunde ist nicht alltäglich kann sich durchaus sehen lassen. Nach zwei bis drei Sekunden Motorlaufzeit ist dann schon wieder eine ordentliche Ausgangshöhe erreicht und die lässt sich dann zum Thermikschnüffeln oder zum Abturnen verwenden. Abheizen wäre in diesem Zusammenhang etwas übertrieben. Ob des niedrigen Fluggewichts wird der Omega zwar schnell, aber eben nicht superschnell, dafür fehlt ihm einfach die Masse. Doch mit dynamischem Kunstflug wie Looping, Rolle oder Turn lässt sich die Höhe nach Herzenslust abbauen, auch einen Viereck-Loop und eng geflogene Wenden vollzieht der Omega sehr gut. Rückenflug und Trudeln geht natürlich ebenso. Gerissene Rolle? Ja, klar doch. Die durchschnittliche Stromaufnahme beträgt zirka 61 A und nach 80 Sekunden Motorlaufzeit sind zwischen 1.300 bis 1.400 mA in den Antriebsakku zu laden. Da immer nur für 4 bis 5 Sekunden Gas gegeben wird, werden auch an einem Sommertag weder Motor noch Regler oder der Akku thermisch überlastet. Durch die hohe Steigleistung ergeben sich rechnerisch Gesamtsteighöhen von bis zu 2.000 Meter und damit lässt es sich ganz schön lange segeln, wenn man denn möchte. Krönender Abschluss eines Flugs ist jedoch die Landung und die bringt den F3Jler in den Vordergrund. Nahezu beliebig hoch anfliegen, Butterfly ausfahren und unter 45 Grad oder mehr absteigen sind kein Problem. Eine Fahrtzunahme ist dabei nicht zu beobachten, die Wölb­klappen schlagen dabei um bis zu 46 mm nach unten aus. Kurz vor dem Boden die Klappen einfahren und abfangen, das war’s.