Mit dem Eurofighter zum Jetpiloten aufsteigen

Im Flächenflug gelten die Jetmodelle als Königsklasse. Eine faszinierende Mixtur aus Technik, Vorbildtreue und Geschwindigkeit kommen hier zusammen. Besonders beim Eurofighter wird das offensichtlich. Der moderne Kampfjet bringt viele Eigenschaften mit, die das Jetfliegen zum Erlebnis werden lassen. Ob das Modell auch für einen Rookie geeignet ist? Die Modellfliegerei betreibe ich schon seit 18 Jahren. Meine bisherigen Modelle waren verschiedene Elektrosegler bis vier Meter Spannweite, Pylonmodelle, Hotliner, eine Ultimate mit 35 Kubikzentimeter Verbrenner und diverse Styromodelle. Der Einstieg in den Jetflug begann Mitte 2008 mit dem Eurofighter. Das Modell hatte ich mir im Herbst 2007 ohne Turbine von seinem Erbauer Claus Schönbacher gekauft. Er hat 18 Monate Freizeit in den Bau investiert. Beim Modell handelt es sich um ein Unikat des Eurofighter (Eurosport) von Composite ARF in Voll-GFK-Bauweise. Als Vorbild diente das Design der österreichischen Luftwaffe. Im Maßstab 1:7 gebaut, waren beispielsweise die Nieten und die Sonder­lackierung bereits realisiert. Spezielle Decals, Nozzels und Lufteinlässe sowie ein Cockpitausbau kennzeichneten das Modell. Folgende Komponenten waren von Claus Schönbacher schon eingebaut: Hitec Digi-Servos, pneumatisches Ein­ziehfahrwerk, Jet-A1-Alufelgen mit Bremsen, Brems­ven­­tile, Fahrwerksventile, Fahrwerksklappen, eine Powerbox Evolution 40/16-Akkuweiche, zwei Kevlartanks zu je 2.200 Milliliter (ml) sowie ein 250-ml-Hoppertank. Turbine und Feinschliff Weihnachten 2007 kam gerade zur richtigen Zeit und als Geschenk gab es eine Frank TJ 70 Raptor-Turbine, die zugleich samt Schubrohr eingebaut wurde. Dabei wählte ich eine leicht schräge Einbauposition, da aufgrund des Hosenrohrs doch etwas Leistung verloren geht. Beim Start erfordert dies ein leichtes Gegenlenken, ansonsten aber macht sich der Schrägeinbau nicht bemerkbar. Anschließend ging es darum, die Authentizität des Eurofighter zu erhöhen. Eine Rauchanlage wurde ein­­gebaut und der Jet bekam Landescheinwerfer nebst Blitzlichtern eingebaut. Da diese Effekte alle Strom verbrauchen, wurden zwei zusätzliche Akkus eingesetzt. Ferner kamen noch Kraftstoffpumpe- und Leitungen hin­zu sowie je ein Akku für die Empfangsanlage und die Turbine. Außerdem wurden die Servowege neu justiert, die Bremsen programmiert und – das Wichtigste – der Schwerpunkt neu eingestellt. Auf zum Erstflug Im August 2008 war es soweit: Der erste Jetflug in meiner Modellflugkarriere stand kurz bevor. Die Anspannung war sehr groß, die Wetterbedingungen optimal. Zu Hause hatte ich alle Akkus aufgeladen, dann ging es zum Flugplatz meines Vereins. Der Eurofighter wurde mit Kerosin b­etankt, Druckluft in Bremse und Fahrwerk gepumpt und ein erfolgreicher Reichweitentest durchgeführt. Trotzdem machte sich ein ungutes Gefühl in der Magengegend breit, hatte ich doch bis dato keinerlei Erfahrung mit Turbinen­modellen gesammelt. Mit fast 20 Kilogramm Abflugge­­wicht und einer derart starken Turbine war der Eurofighter eigentlich kein Modell für einen Einsteiger. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Die Turbine abstellen und das schöne Modell verkaufen oder: Gas geben. Die Wahl fiel zugunsten Letzterem aus. Nicht alleine deshalb, weil mir bewusst war, dass Claus Schönbacher sorgfältige Arbeit geleistet hatte. Zusätzlich sorgte die über Monate andauernde Beschäftigung mit der Technik und Materie Jetfliegen für eine gewisse Zuversicht. Mit vier Helfern im Umfeld ging’s also los. Langsam den Gashebel nach vorne schieben, das Modell beschleunigte sehr schnell und hob tadellos ab. Aber dann: Es ging senkrecht hinauf. Ein Helfer schrie: „Nicht so steil, nicht so steil!“ Auch waren die Querruder­ausschläge etwas zu groß eingestellt. In der allgemeinen Anspannung keine gute Ausgangslage. Dennoch gelang es mir erfolgreich, das Modell in großer Höhe ruhig zu ­halten. Der Jet war unter Kontrolle. Nach zirka sechs bis sieben Minuten Flugzeit war die Anspannung aber ­wieder da, musste das Modell doch wieder heil heruntergebracht werden. Zuerst erfolgte ein Platzüberflug mit Halbgas und ausgefahrenem Fahrwerk. Anschließend wurde der Landeanflug weiträumig eingeleitet, die Höhe mit Gas geregelt, das Höhenruder kontrolliert gehalten und kurz vor dem Aufsetzen durchgezogen. Die Landung war perfekt. Es war eine meiner schönsten Landungen. Bruchlandungen vermeiden Sicherheit wird bei mir großgeschrieben. Es gibt keinen Turbinenstart, bei dem ich nicht einen Feuerlöscher zur Hand habe, außerdem ist immer einen Helfer mit dabei. Auch wird das Modell weitgehend geschont, indem extreme Niedrigflüge und Dauervollgas vermieden werden. Alle relevanten Flugdaten werden außerdem in einem Flugbuch vermerkt. Trotz all dieser Sicherheitsvorkehrungen bin auch ich leider nicht von kleinen Aussetzern verschont geblieben. Es gab einige unschöne Landungen, bei denen Radbolzen und Bugrad beschädigt wurden. Deshalb starte ich jetzt immer vom selben Standort am Pistenanfang aus, da sich die Landeanfluggeschwindigkeit von dort besser einschätzen lässt. So hat man mehr Zeit zu entscheiden, ob man landet oder lieber noch einmal durchstartet. Zwei Turbinenabsteller mit Außenlandung schließen die Liste der Pannen ab. Aber die geringen Beschädigungen ließen sich gut reparieren. Als Ursache für die Ausfälle der Turbine vermute ich Luftblasen im System. Dafür gab es vermutlich mehrere Fehlerquellen, die mittlerweile schon beseitigt wurden. So war die Kraftstoffpumpe neben der Turbine eingebaut, das heißt, dass es eine lange Leitung vom Hopper zur Pumpe gab. Die Saug­leitung sollte aber so kurz wie möglich sein. Die Kabelbinder zur Sicherung der Tygonschläuche wurden entfernt. Hier gab es eine kleine Stelle, wo das System eventuell Luft gezogen hat. Um hundertprozentige Dichtigkeit zu erhalten, wurde ein Draht zwei Mal um die Schläuche gewickelt. Seither funktioniert’s erfolgreich. Einer Teilnahme bei anstehenden Jetmeetings und Schauflugtagen steht nichts mehr im Weg. Geglückt Als Rookie ist es hilfreich ein Modell zu übernehmen, in dem bereits viel Schweiß und Arbeit steckt. Wenn man sich auf die Arbeit seines Vorgängers verlassen kann – wie bei meinem Modell – bleibt Zeit, um sich intensiv mit der Materie zu beschäftigen. Trotz kleinerer Unfälle habe ich schnell das nötige Gespür für den Eurofighter entwickelt. Die Faszination ergibt sich durch die stete Arbeit an dem Modell, der Suche nach Fehlern und natürlich dem Fliegen.