LanderRC Hawker Hunter von Schweighofer

Der Impeller heult auf, das zunächst leise Summen geht von einem elektronischen Geräusch in ein lautes Fauchen über. Die Hawker Hunter von Schweighofer beschleunigt wie von einem Katapult abgeschossen und der Antrieb schiebt das anderthalb Kilo schwere Modell steil in den Himmel. Solche Szenen spielen sich jedenfalls im Kopf ab, trägt man voller Vorfreude das neue Modell nach Hause. Der Elektro-Impeller-Jet ist in Hartschaum gefertigt und besitzt neben dem Impeller noch ein Einziehfahrwerk. Eher unscheinbar präsentiert sich der Karton, in dem sich die fertig lackierten Schaumteile, der Impeller und ein Beutel Kleinteile befinden. Alle Einzelteile sind separat in Schutzfolie eingeschlagen, trotzdem waren ein Randbogen und das Rumpfende eingedrückt. Hier steht wohl noch ein ernstes Wörtchen mit dem wurffreudigen Postboten an. Auch wiesen die Rumpfteile Klebereste von Lackierband auf, die jedoch Dank der schützenden Lackschicht mit Klebstoffreiniger entfernt werden konnten. Volles Programm Zur Komplettierung der Hawker Hunter werden neun Servos benötigt. Zweckmäßig ist es, diese nach ihrem Belastungs­an­­spruch auszusuchen. Für die Querruder und die Lande­klappen kamen beim Testmodell Tiny-Servos von Multiplex zum Einsatz. Die Servoaussparungen passen hierfür perfekt. Sowohl für das Einziehfahrwerk als auch beim Höhen- und Seitenruder wurden Hitec HS 81-Servos verbaut. Das Fahrwerk selbst ist vormontiert. Es sind lediglich noch die Servos samt Gestänge sind zu montieren. Offensichtlich haben die Konstrukteure eine Affinität zu mehrfach ab­gewinkelten Anlenkungen, nur so lässt sich das abenteuerliche Bug­fahrwerksgestänge erklären. Das beiliegende Gestänge funktioniert sicher nur theoretisch. Für eine ­hundertprozentige Umsetzung der Steuerbefehle sollte das Servo liegend und das Gestänge geradlinig eingebaut werden. Auch das Bugfahrwerk selbst musste überprüft werden, da es im Testlauf zu einigen Ausfällen gekommen war. Schuld daran war ein Seegering, der das Fahrwerks­bein in der Mechanik hält. Dieser Sicherungsring muss so platziert werden, dass er die Schiebebrücke der Mechanik nicht blockieren kann. Alupower Der Impellereinbau geht schnell vonstatten. An entsprechender Stelle soll der Aluminiummantel mit doppelseitigem Klebeband festgeklebt werden. Um den Impeller leicht demontierbar zu machen, wurde dieser mit Maskierfolie umwickelt und dann mit Fünf-Minuten-Epoxy in die Rumpfoberschale geklebt. Beim Testmodell kommt ein 50-Ampere-Regler von Pichler zum Einsatz. Der Impeller wird mit einer Stromaufnahme von 45 Ampere angegeben und eine Standstrommessung ergab einen Wert knapp darüber. Tauschen wir Das Seiten- und Höhenleitwerk ist schnell eingeklebt, auch das Einkleben der Vlies-Scharniere und der Ruderhörner gelingt zügig. Anders sieht es mit der jeweiligen Anlenkung aus. Die original Höhenrudergestänge aus Eisendraht werden nur im hinteren Drittel in Rohren geführt. Bis zum Servo ist das Gestänge sozusagen frei schwingend und trotzdem relativ schwergängig. Für eine exakte Rückstell­genauigkeit ist jedoch eine leichtgängige Anlenkung nötig. Im Testmodell sind nun GFK-Schubstangen verbaut, die auf der ganzen Länge in Bowdenzugrohre geführt werden. Gleiches gilt auch für das Seitenrudergestänge. Der positive Nebeneffekt dieser Prozedur ist eine wesentlich genauere Anlenkung bei halbem Gewicht. Auch der Seitenruder-Anlenkhebel aus Kunststoff ist dem rauen Flugbetrieb nicht gewachsen. Man kriegt die Maden­schraube auf Dauer nicht fest genug. Ein Nacharbeiten beim bereits zusammen­ge­klebten Rumpf ist kaum möglich, ohne den Rumpf aufschneiden zu müssen. Deshalb wurde auch der ­Kunst­stoff-Anlenkhebel gegen Metall ausgetauscht. Ein Gestängeanschluss mit eingedrehtem Augbolzen leistet hier vorzüglich seinen Dienst. Sind diese Einbauten erledigt, kann es mit dem Verbinden der Rumpfteile weitergehen. Den Flügel stabilisieren drei CFK-Rohre. Vier Eisenschrauben mit großen hölzernen Unterlegscheiben halten ihn am Rumpf. Legt man die drei Fahrwerkservos und die zwei Querruderservos auf jeweils einen Kanal, kommt man mit sieben Kanälen aus. Die Einbauposition der Landeklappenservos macht zwei Kanäle notwendig. Sollen auch diese auf einem Kanal betrieben werden, ist es notwendig, ein Servo umzupolen oder gleich anders herum einzubauen. Dann käme man gar mit sechs Kanälen aus. Die Herstellerempfehlung für den Impeller ist ein 4s-LiPo mit 3.300 Milliamperestunden Kapazität. Leider ist dieser Akku zu leicht, selbst mit einem 4.000er-Akku sind noch rund 45 Gramm Blei in der Rumpfspitze nötig, um den angegebenen Schwerpunkt einzuhalten. Voll ausgestattet wiegt die Hunter dann 1.680 Gramm. Auf zur Jagd Strahlend blauer Himmel, leichter Wind direkt auf die Bahn, beste Voraussetzungen für die Flugerprobung. Geübte Piloten sollten beim Erstflug keine bösen Überraschungen erleben, die Hunter fliegt wie ein Jäger, nicht wie ein Gejagter. Für Starts und Landungen sollte eine befestigte Piste zur Verfügung stehen, Rasenplätze sind für das empfindliche Einziehfahrwerk nicht zu empfehlen. Der Impeller hat zwar keine Mühe, die Hunter zu beschleunigen, trotzdem merkt man das relativ hohe Startgewicht deutlich. Die Ruderreaktionen sind als neutral zu bezeichnen. Ruder­ausschläge werden zügig umgesetzt, ohne dabei zickig zu sein. So kann das Modell bequem ohne Expo-Funktion gesteuert werden. Die Fluggeschwindigkeit kann über­zeugen und die Steigleistung ist durchaus angemessen. Das Ein- oder Ausfahren des Fahrwerks erfordert keine unüblichen Trimmkorrekturen. Wer will, kann auf den Fahrwerksschalter gleich noch eine zweite Flugphase programmieren – doch eigentlich ist das nicht notwendig. Selbst die Landeklappenfunktion erfordert keinen außergewöhnlichen Aktionismus, auch hier verhält sich die Hunter vorbildlich. Die Wirkung der Landeklappen ist hervorragend und die Landegeschwindigkeit kann damit erheblich reduziert werden. Das wiederum kommt dem empfindlichen Fahrwerk zugute, das bei der Hunter an der Grenze seiner Belastbarkeit arbeitet. Tuning-Checker Rund fünfeinhalb Minuten Vollgasspaß sind realistisch. Voraussetzung hierfür ist allerdings die Verwendung von 4s-LiPos mit mindestens 4.000 Milliamperestunden Kapazität. Kurios anmutend ist die Tatsache, dass nach dem Entfernen der Zusatztankattrappen und der Bewaffnungsimitation die Flugzeit um rund eine halbe Minute zunimmt. Weniger Tank und deshalb längere Flugzeit – die Kerosinfraktion könnte neidisch werden. Nach diesem Abbau sieht der Jet sogar noch schnittiger aus, schneller allerdings wird er durch diese Maßnahme nicht. Um die Flugzeit noch etwas zu erhöhen, wird die Hawker Hunter nun von zwei parallel geschalteten 4s-LiPos mit 2.250 Milliamperestunden Kapazität angetrieben, was keine Bleizugabe mehr nötig machte. Bilanz Mit der Hunter erhält der künftige Jetpilot ein bildschönes Modell, bei dem man aus drei Designvarianten auswählen kann. Das hier vorgestellte Modell im Weiß-Rot-Silber-Design ist auch ohne Antrieb und somit als PSS-Modell für die Hangsegler-Fraktion erhältlich. Aber nicht nur eine tolle Optik, auch hervorragende Flugeigenschaften können dem Jet bescheinigt werden. Dem Einsteiger ist die Hawker Hunter nicht zu empfehlen, der Um­­gang mit dem relativ schweren Jet erfordert überlegtes Handeln und halbwegs perfekte Landungen. Der fortgeschrittene Modellpilot wird sicher schnell damit zurechtkommen. Beim FlugModell-Testpiloten jedenfalls ist die Hunter auf direktem Weg zum Lieblingsmodell geworden.