Kunstflugspaß mit der Mamba 60 E PNP

Kunstflugspaß mit der Mamba 60 E PNP

Quique Somenzini, einer der erfolgreichsten Modell-Kunstflugpiloten der Welt, bringt mit der Mamba 60 E PNP einen verheißungsvollen Akro-Doppeldecker auf den Markt. Hierzulande über robbe im Fachhandel erhältlich, hat FlugModell-Autor Peter Erang die Kunstflugeigenschaften der Neuen ausgetestet.

Aktuelles Highlight in der Mittelklasse der Mamba-Familie ist die Mamba 60 E PNP. Das bei Flex Innovations entworfene Kunstflugmodell ist komplett in EPO-Hartschaum-Bauweise erstellt und wird in zwei Farbversionen (gelb-blau und rot-schwarz) angeboten. Besonderes Feature ist das serienmäßig eingebaute Flugstabilisierungssystem Aura 8. Das Neue bei der Mamba 60 E PNP ist eine Sperrholz-Struktur innerhalb der Formteile im vorderen Rumpfbereich. So erhält man einen soliden Aufbau im Bereich des Fahrwerks, der Flächensteckung und des Motorträgers. An dieser Holz-Struktur, die alle Kräfte aufnimmt, wird auch der Flugakku befestigt. Neben den beiden farblich unterschiedlichen Versionen kann man sich auch noch entscheiden, ob man die normale oder die Night-Version bestellt. Die LED-Leuchtstreifen sitzen bei dieser Version dann fertig verkabelt in den Leitwerken, dem Rumpf und den Tragflächen. Über einen eingebauten Controller kann die Beleuchtung am Sender ein- und ausgeschaltet werden. Die erforderliche 12-V-Stromversorgung erfolgt über den LiPo-Balancer-Anschluss.

Im Lieferumfang der Mamba 60 E PNP finden wir alle Modellkomponenten, wie eingebaute Servos und den Brushless-Antrieb. Man benötigt zusätzlich lediglich einen 5s- oder 6s-LiPo als Antriebsakku und je nach verwendeter RC-Marke einen Empfänger oder Satelliten; letzterer wird direkt mit dem Aura 8 verbunden. Sehr positiv ist, dass Lindinger eine detaillierte, ins Deutsche übersetzte, gedruckte Anleitung mitliefert. Vorab kann man sich diese auch auf der Webseite als PDF herunterladen.

Die Verbindung von Rumpf und Mittelstück erfolgt durch CFK-Rohre, die in bereits eingeschäumte Hartkunststoff-Sockel an Fläche und Rumpf geschoben werden. Die Fixierung erfolgt durch Schrauben

Montage
Die vier Flächenhälften sind quasi flugfertig. Herstellerseitig sind die Servos eingebaut und alle Ruder mit kurzen Gestängen (Kugelgelenke) angelenkt. Alle Ruderklappen haben ein EPO-Scharnier. Das heißt, es gibt eine dünne bewegliche EPO-Schicht im Scharnierbereich, die zusätzlich an einigen Stellen noch durch ein Vliesscharnier-Stückchen verstärkt ist. Linke und rechte Tragflächenhälften werden über je ein 0,5-Zoll- (12,7-mm-) CFK-Rohr an den Rumpf beziehungsweise an den Baldachin gesteckt. Die Verdrehsicherung erfolgt durch eine passgenaue EPO-Kontur in der Rumpfseitenwand und Sperrholz-Laschen am Baldachin.

Aus Transportgründen ist das Seitenruder noch nicht mit dem Rumpf verbunden. Am Seitenruderblatt ist ein Stückchen Leitwerk mit angeschäumt. Dieser Bereich ist noch an den Rumpf zu kleben. Zur exakten Positionierung gibt es formschlüssige Konturen an beiden Teilen. Ich habe für die Verklebung Fünf-Minuten-Epoxy verwendet. Das gefederte Heckfahrwerk wird direkt in das Seitenruderblatt montiert (anhand von ABS-Formteilen) und ist dadurch lenkbar. Die beiden Höhenleitwerkshälften werden seitlich in Führungen an den Rumpf gesteckt. Als Brücke dient ein CFK-Rohr. Beide Ruderblätter müssen gekoppelt werden, da sie von nur einem Servo angesteuert werden. Das geschieht elegant über bereits herstellerseitig angebrachte ABS-Formteile an den Ruderklappen. Beim Zusammenstecken der beiden Vierkantprofile von linker und rechter Seite ineinander verbinden sich die beiden Höhenruder miteinander torsionssteif. Das ist eine elegante und funktionelle Lösung. Dauerhaft fixiert wird das Höhenleitwerk am Rumpf (beziehungsweise ABS-Formteilen) durch beiliegende Klarsicht-Klebestreifen.

An der Rumpfunterseite ist noch der Fahrwerksbügel zu montieren. Die schon erwähnte Holz-Struktur ist in diesem Bereich freigelegt. Der Fahrwerksbügel ist aus Aluminium und wird mit vier M3-Schrauben an dieser soliden Holzstruktur montiert. Anschließend lassen sich die Räder, Radachsen und Radverkleidungen am Fahrwerksbügel befestigen. Die beiden ABS-Radverkleidungen verfügen im Bügelbereich über eine passgenaue Kontur. So sind die Verkleidungen bei der Montage automatisch gegen ein Verdrehen gesichert. Letzte Arbeit am Rumpf wäre nun noch, Propeller und Spinner zu montieren. Um sicher an der Fernsteueranlage und an dem Aura 8 Einstellungen vorzunehmen, empfiehlt es sich, diese Arbeiten als allerletzte, quasi vor dem Weg zum Fluggelände, vorzunehmen.

Bis zu 8 Minuten Flugzeit sind im gemischten Flugstil möglich

Aura 8 und RC-Anlage
Flex Innovations bietet die Mamba 60 E PNP mit eingebautem Aura 8, einem Flugstabilisierungs-System für Flächenflugzeuge, an. Zu Aura 8 ist zwar schon manches berichtet worden, doch in der Mamba 60 E kommt ihr etwas mehr Bedeutung zu. Verwendet man, wie in meinem Fall, eine Spektrum-Fernsteuerung von Horizon Hobby, dann reichen zwei zusätzliche DSMX-Satelliten als Empfänger aus, denn man kann diese direkt an den Aura 8 anschließen. Letztere ist bereits ab Werk mit speziellen Einstellungen und Mischfunktionen für die Mamba 60 E PNP versehen worden. Die Firmware des Aura 8 ist via Windows PC oder Tablet Update-bar. Man muss sich hierfür das kostenlose „Flex Innovations Software Aura Config Tool“ auf dem PC installieren und diesen danach mit dem Aura 8 über das mitgelieferte USB-Kabel verbinden. Die Software ist leider nur in englischer Sprache und nur für Windows verfügbar, aber anhand der Aura 8-Bedienungsanleitung, die es in deutscher Sprache gibt, und der Lindinger-Videos auf YouTube kann man sich schnell in die zahlreichen Einstellmöglichkeiten einarbeiten.

Als Erstes sollte man sich die im Aura 8 befindlichen Mamba 60 E PNP-Parameter als Datei sichern. Im vorliegenden Fall musste ich auch gleich die Firmware updaten, da es eine neuere Version mit Verbesserungen beim Betrieb mit Satelliten gab. Auf der Hauptseite des Config-Tools kann man das verwendete Fernsteuersystem einstellen. Um die drei verschiedenen Modi im Flug zu aktivieren, ist am Sender ein Dreistufen-Schalter zu aktivieren und Kanal 5 zuzuordnen. Im Auslieferzustand sind die Einstellungen so, dass in Schalterstufe 1 die Gyro-Wirkungen ausgeschaltet sind. Schalterstellung 2 eignet sich für konventionellen klassischen Kunstflug, Schalterstellung 3 ergibt maximale Ruderausschläge gepaart mit erhöhter Kreiselwirkung, also perfekt fürs 3D-Fliegen.

Die beiden Servos für Höhen- und Seitenruder sitzen hinten im Rumpf und steuern über Gestänge die Ruderklappen an

Crow-Funktion
Eine weitere interessante Möglichkeit ist die sogenannte Crow- (Krähen-)Funktion. Die Krähenstellung kennt man eigentlich von Segelflugmodellen als Landehilfe. Bei einem Doppeldecker-Modell ist das aber recht ungewöhnlich. Bei der Mamba 60 E sind die Querruder zur Gas-Stellung des Motors gekoppelt. Das bedeutet, reduziert man Vollgas in Richtung Drosselstellung, dann beginnen ab Mittelstellung des Gasknüppels die vier Querruder nach oben und unten auszuschlagen. Die beiden oberen Querruder laufen gleichsinnig nach oben, die beiden unteren Querruder gleichsinnig nach unten. Daraus ergibt sich die Krähenstellung.

Was am Boden äußerst gewöhnungsbedürftig aussieht, ergibt im Flug einen völlig neuartigen Effekt, der für Motorflugmodelle unüblich ist. Die Mamba bremst nach Umschalten auf diesen Modus sehr stark ab. Man kann dann beispielsweise direkt aus einem Looping oder senkrechten Turn landen und spektakuläre Flugmanöver fliegen. Bei solchen Flugfiguren ist das Timing sehr wichtig. Man muss darauf achten, die Landegeschwindigkeit nicht schon in 1 m Höhe zu erreichen. Die Mamba würde aus dieser Höhe einfach herunterfallen. Um die Crow-Funktion zu aktivieren, ist am Sender ein Schalter für Kanal 7 zuzuordnen.

Messdatenerfassung
Komplett flugfertig zeigt meine Waage ein Gewicht von 3.470 g an. Das entspricht ziemlich genau der Angabe von Flex Innovations. Die Vollgasmessung des Potenza 65 3D-Motor mit 16 ∑ 6-Zoll-Propeller und 6 Zellen ergab 78 A. Der LiPo-Akku bringt dann noch 3,76 V pro Zelle. Das ergibt satte 1.760 W Eingangsleistung. In der Beschreibung der Mamba steht, dass HV-Servos eingesetzt werden. Das separate BEC hat einen Aufkleber 7,4 V. Meine Messung ergab eine über alle Flugmanöver konstante BEC-Spannung von 7,3 V.

Zum Platzieren des Flugakkus verfügt der Rumpf zwischen Motor und Kabine über eine große abnehmbare Klappe

Vorarbeit
Quique Somenzini hat die Einstellungen schon für uns vorab erflogen und als Parameter in der Aura 8 angelegt. So beseitigte er beispielsweise die Tendenz der Mamba 60 E, bei Seitenrudereinsatz auf Tiefe abzutauchen, dadurch, dass ein Mischer bei Seitenruder-Betätigung etwas Höhenruder auslöst. Das alles passiert dank Aura 8 selbsttätig – es sind keine Einstellungen am Sender erforderlich.

Natürlich sind mit dem Aura 8 auch alle vier Querruder gekoppelt, damit die Kreiselfunktionen auf allen Servos in der richtigen Weise wirken.

Über den Aura 8 können auch Dual Rate, Expo und gegebenenfalls andere Mischfunktionen nach persönlichem Geschmack geändert werden. Ich habe mir beispielsweise in Flug-Mode 2 etwa 10% mehr Höhenruderausschlag eingestellt. Es ist für das Modell überlebensnotwendig, dass alle Einstellungen am Sender bezüglich Richtungsumkehr, Servomitte, und Trimmung auf Nullstellung stehen. Wird dies nicht beachtet, dann stimmen die Wirkrichtungen des Drei-Achs-Kreisels nicht. Ist beispielsweise das Querruder im Sender umgepolt, dann würde der Kreisel nicht gegensteuern, sondern bei einer Auslenkung noch verstärken, was einen Absturz zur Folge hätte.

Showtime
Auf dem Flugplatz angekommen, ist die Mamba 60 E PNP schnell startbereit. Die vier Flächenhälften werden an den Rumpf beziehungsweise Baldachin gesteckt und über je eine M3-Schraube gesichert. Da das Problem des Abrutschens bei Schrauben mit Innensechskant deutlich geringer ist, habe ich die mitgelieferten Kreuzschlitzschrauben durch Inbusschrauben ersetzt. Jede Flächenhälfte verfügt über eine Lasche, die am Rumpfbrett beziehungsweise an der Baldachinstruktur aufliegt. Rumpf und Baldachin verfügen über passende Einschlagmuttern. Auch die Flächenstreben lassen sich außergewöhnlich schnell montieren, denn sie passen über ABS-Konturen formschlüssig auf die Sockel der Tragflächen und werden lediglich über je einen entgegen der Flugrichtung eingesteckten Stahlstift gesichert. Das ist eine sehr elegante Lösung, die viel Schrauberei vermeidet. Über die Akkuklappe können LiPos an verschiedenen Positionen mit Klettband platziert werden, um den gewünschten Schwerpunkt festzulegen.

Die Motorleistung der Mamba 60 E ist beeindruckend. In der Luft ist endloses, senkrechtes Steigen auch mit Rollen aus dem Stand möglich. Somit gibt es auch für den Kunstflug keine Einschränkungen. Man hat jederzeit Reserven und muss nicht immer Vollgas fliegen. Interessant wird es, wenn man die Mamba 60 E in den Messerflug legt. Dann versteht man, weshalb Quique Somenzini im Aura 8 einen Mischer von Seitenruder auf Höhenruder eingestellt hat. Die Mamba 60 E PNP bleibt, ohne eine Tendenz weiterzudrehen oder von der Flugbahn abzuweichen, stabil in Messerfluglage. Man kann ganz gemütlich mit wenig Gas und dementsprechend großen Seitenruderausschlägen im Messerflug umherfliegen. Das wirkt sich auch positiv in Turns aus. Diese gelingen absolut präzise in einer Ebene ohne Ausweichtendenz.

Einstellbar sind verschiedene Flug-Modi, sodass die Mamba 60 E ein breites Figurenspektrum von Trainer bis 3D bietet

Bei allen Flugmanövern hilft das Aura 8-System durch seine Kreiselfunktion auf den drei Achsen. Es entstehen keine Pendelbewegungen und Windböen werden fast komplett ausgeglichen. Es ergibt sich auch bei schlechten Wetterverhältnissen ein absolut ruhiges Flugbild. Dennoch lassen sich perfekte Snaps – gerissene oder gestoßene Rollen – mit exaktem Einrasten fliegen. Im Horizontalflug benötigt man nur sehr selten Vollgas. Dadurch werden mit einem 6s-Li-Po mit 4.500 mAh Kapazität auch meistens Flugzeiten um 8 Minuten erreicht. Das Aluminium Fahrwerk ist allerdings sehr weich, denn nach Hoover-Landungen muss es manchmal zurückgebogen werden.

Nun ist auch eine Modellgröße für diejenigen Mamba-Fans verfügbar, denen die Mamba 10 zu klein und die Mamba 70 zu aufwändig sowie zu teuer ist. So gesehen, scheint die Mamba-Familie komplett.

Mein Fazit
Die Mamba 60 E PNP von Flex Innovations ist ein Highlight am EPO-Markt. Die Flugeigenschaften sind universell. Man muss nichts tunen, denn die installierte Leistung reicht bei Einsatz eines 6s-LiPos. Die Mamba 60 E ist ein kompaktes Kunstflug-Trainingsmodell, das für alle Wetterbedingungen sehr gut geeignet ist. Aber auch 3D-Piloten kommen auf ihre Kosten. Der Vorfertigungsgrad ist hoch und der Aufbau sehr durchdacht. Dank herstellerseitig erledigter Einstellungen des Aura 8 erhält man ein Modell, das sofort einsatzbereit ist und Spaß macht.

Peter Erang

Technische Daten

Mamba 60 E PNP von Premier Aircraft
Preise: 499,99 Euro PNP; 529,99 Euro PNP LED
Internet: www.robbe.com
Bezug: Fachhandel
Spannweite: 1.353 mm
Länge: 1.450 mm
Gewicht: 3.470 g
Motor: Potenza 65 3D 550 kv
Regler: Hobbywing Skywalker 80 A
Akku: 6s-LiPo, 4.500 mAh, 30C
Propeller: SR Prop 16 × 6 Zoll
Empfänger: 2 × DSMX-Satelliten
Gyro: Potenza Aura 8
Servos: 6 × Potenza 34HV digital mit Metallgetriebe