Funtana – Für Kunstflug wie gemacht

„Mensch, die geht ja gut“, prustet Freund Eddy wie immer eine Spur zu verzückt, „da fehlt’s an gar nichts“. Doch wo Eddy Recht hat, hat er einfach Recht. Die Staufenbiel-Funtana fliegt fantastisch, und das gleich bei ihrem Erstflug. Sauber nach wenigen Metern vom Boden weg, steigt sie wie am Schnürchen gezogen nach oben, geradlinig, kraftvoll ohne den sonst üblichen Griff an die Trimmhebel. Vielleicht einen Deut zu nervös um die Querachse, was sich mit ein wenig mehr Expo in den Griff kriegen lässt. Nein, da kann man wirklich nicht meckern. Nach einer halben Batterieladung Fliegen möchte man dem gelben Mitteldecker eigentlich schon das Du anbieten. Doch lassen wir uns Zeit, schließlich gibt es da noch einiges aufzuarbeiten. Die 1.400 Millimeter (mm) spannende Funtana von Staufenbiel zählt zu den erfreulich preisgünstigen ARF-Modellen. Für quasi einen Euro pro Zentimeter Spannweite erhält der Kunde ein weitgehend vorgefertigtes Kunst­flug­modell, welches, und auch das sei gleich verraten, sich hervorragend für klassischen Kunstflug eignet. Wer besonderen Wert auf das bodennahe Zelebrieren von 3D-Figuren legt, findet mit der Funtana eine gute Möglichkeit, diesbezügliche Fähigkeiten zu trainieren. Den passenden Traum­partner aber vielleicht doch anderweitig bei Modellen, die vom Konzept her noch leichter geraten sind. Die Staufenbiel-Funtana hat einen eher konventionellen Aufbau: Ein stabiles Traggerüst aus Sperrholz, welches Flächenhalterung, den RC-Einbauten sowie dem Antrieb festen Halt gibt; das Ganze dann eingerahmt von formgebendem Balsaholz. Im hinteren Rumpfteil beschränkt sich der Sperrholzanteil auf die Spanten. Ähnlich der Flächenaufbau: Innen Sperrholz, außen Balsa. Das garantiert trotz einiger Erleichterungsausschnitte, mit denen man es hier allerdings nicht gerade übertrieben hat, die notwendige Festigkeit. Das 16-mm-Flächenverbindungsrohr ist aus CFK, die Motorhaube aus GFK. Die im Sichtbereich braun eingefärbte Kabinenhaube ist rahmenseitig mit jenem Gelb lackiert, das auch der Motorhaube ihren Glanz verleiht. Es stimmt fast genau mit dem Farbton der Bügelfolie überein. Gute Führung? Auch oder gerade zur Endmontage eines Fertigmodells bedarf es einer gut gemachten Bauanleitung. War der Endnutzer doch gar nicht dabei, als das ihm vorliegende Modell konzipiert, vorgebaut und bebügelt wurde. Diese Informationslücke zu schließen und durch die letzte Bauetappe zu führen, ist Aufgabe einer guten Bauan­leitung. Der Hersteller versucht dies gleich zweifach, ­einmal in Form einer Mini-CD, welche farbig bebilderte Wegzeiger zur Fertigstellung enthält, und dann auch noch mit einem kleinen Heftchen, welches dieselbe Information in Schwarz-Weiß wiedergibt. So ein bisschen schlittert die Anleitungspraxis dann doch an diesen hehren Zielen vorbei, denn das englischsprachige „assemble manual“ ergeht sich etwas in der Übung, Offensichtliches darzustellen und Fragliches zu vergessen. Manchmal führt sie auch auf gänzlich falsche Fährten, wenn sie etwa ein Messer abbildet, mit dem die Folie vom Innenteil der Leitwerke, dort, wo sie mit dem Rumpfhinterteil verklebt werden sollen, entfernt werden soll. Man läuft damit nämlich Gefahr, mit der Folie auch das Holz anzuritzen und an dieser allergischen Kante Sollbruchstellen zu erzeugen. Nein, die Folie ist mit einem wieder löslichen Farbstift zu markieren und mittels heißer Lötspitze abzutrennen. Bei der Anlenkung des Spornrads durch das Seitenruder lässt sich allenfalls erahnen, wie die Verbindung zustandekommen könnte. Doch der halbwegs erfahrene Modellpilot weiß schließlich, worauf es bei der Endmontage ankommt. Antrieb geht vor Bevor man daran geht, die Servos für Seiten- und Höhensteuerung einzubauen, sollte man sich über die Antriebswahl im Klaren sein. Dass die Funtana, wie sich der Bauanleitung leicht entnehmen lässt, ursprünglich für einen Verbrennungsmotor konzipiert wurde, braucht den Liebhaber zeitgemäßer Antriebstechniken nicht zu beirren. Schließlich liegt ein Zusatzmotordom zur Montage eines Außenläufers bei. Wie üblich sind dort Motorsturz und Seitenzug bereits eingearbeitet. Das in der Baube­­schreibung abgebildete Motörchen hatte in seiner niedlichen Kleinheit wohl eher eine Art Platzhalterfunktion inne. Bei aller Sympathie für antriebstechnisches Downsizing, doch so weit muss man bei einem Kunstflugmodell nun wirklich nicht gehen. Bei Staufenbiel hat man dies wohl erkannt und empfiehlt den hauseigenen AL 4260, einen mit 280 Gramm (g) immer noch leichten Motor mit 600 Umdre­hungen in der Minute pro Volt (U/min/V). Er bleibt bei Verwendung eines empfohlenen 5s-LiPo-Akkus mit Luftschrauben bis maximal 13 Zoll Durchmesser noch unterm Stromlimit. Mit so einer Abstimmung wird das Modell eher geschwindigkeitsbetont fliegen. Der Autor wählte den älteren Graupner Compact 555, mit 320 g Gewicht und 520 U/min/V, der von Axi stammt und dem Typ 4120/18 ausgesprochen nahe kommt. Hier lassen sich dann schon 15-Zoll-Latten montieren, was einen ­besseren Durchzug erwarten lässt. Mit einem aero-naut Power Prop 15 × 10 Zoll wird bei zirka 65 Ampere (A) Motorstrom ordentlich Schub und genügend Vortriebs­­geschwindig­keit erzeugt. Konstruktiv sind zwei verschiedene Möglichkeiten vorgesehen, die Servos für Seite und Höhe einzubauen. Bei diesem etwas schwereren Motor müssen sie hinten außen in die Rumpfseitenwand eingelassen werden. Eine andere Möglichkeit ist die Innenmontage, wobei das Seitenruder über beiliegende Seile auf das Ruder zugreift. Diese ur­­sprünglich eingebaute und wohl elegantere Variante kann aber später zu Problemen bei der bleifreien Schwerpunkt­einstellung führen. Denn der 5s-LiPo lässt sich aufgrund seiner Dicke nicht beliebig auf dem Akkubrett unter dem Flächenverbinder durchschieben. Es wurde daher eine zweite Rutsche im „Hochparterre“ errichtet, sodass er nun, über dem Flächenverbinder liegend, der Schwer­punkt­einstellung dienen kann. Mit einem recht großen 4.100 Milliamperestunden-Akku sowie einem sehr leistungsfähigen Motor ausgestattet, wiegt die Funtana schließlich 2.700 g, was schon deutlich über der Herstellerangabe von 2.250 bis 2.400 g liegt. Baufreuden Auch als erfahrener Modellbauer sollte man eine Bauan­leitung wie diese nicht allzu weit beiseite legen, sondern zumindest die dort vermerkten Schwerpunkt- und Ruderweghinweise genau beachten, denn sie erwiesen sich in diesem Fall als wertvolle Orientierungshilfe. Ansonsten geht es auch im geistigen Freiflug zügig voran. Man braucht sich ja nicht gleich pingelig über alle Kleinigkeiten aufzuregen, wenn mal ein Ruderschlitz tiefer nachgeschnitten werden muss, die Motorhaube bei Elektrobetrieb nicht sofort passen will oder die Rundung der linken Nasenleiste der rechten nur der Spur nach ähnelt. Auch die M2-Schräubchen, mit denen die Ruderhörner befestigt werden sollen, sind höchstens wenige Millimeter zu kurz und können in einer gut mit Kleinteilen ausgestatteten Modellbauwerkstatt leicht aus dem Fundus ersetzt werden. Ein bisschen zu leicht gebaut wurde die Funtana ausgerechnet im Bereich der Fahrwerksaufhängung; hier kann ein vorab mit Epoxi aufgebrachter Streifen Glasmatte nicht schaden. Alle wirklich wichtigen Passungen wie die zwischen Rumpf und Flächen sind akkurat gemacht. Die Fixierung der aufgesteckten Flächen erfolgt werkzeuglos mit Nylon-Griffschrauben. Auch die Kabinenhaube lebt perfekt angepasst. Deren Befestigung ist mit je einer Schraube rechts und links vorgesehen. Das ist für ein Elektromodell, bei dem man ja immer wieder an den Akku heran muss, etwas umständlich. Daher wurden die Einschlagmuttern in den Kabinenzapfen ausgehebelt, deren Löcher auf 8 mm aufgebohrt und entsprechende Rundmagnete eingeklebt. Dasselbe geschah mit den ­beiden Schraublöchern an den Rumpfseitenwänden. Ergebnis: Die Kabinenhaube hält im Flug bombenfest, lässt sich jedoch bei Bedarf bequem ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Werkzeuge abheben. Als sehr sauber verarbeitet erwies sich die Folienoberfläche mit exakt und blasenfrei applizierten Ornamenten. Die Staufenbiel-Funtana zählt somit zu den ausgesprochen angenehmen Erscheinungen am Kunstflughimmel. Endlich geht’s Das Wetter spannte die Geduld des Testers lange auf die Folterbank. Endlich schiebt der lange vermisste Lichtfleck am Himmel die Regenwolken mal kurz beiseite und Flug­zeug und Pilot ahnen es instinktiv: Jetzt oder nie! Leider ist es schon ein paar Tage her, dass der gut bewässerte Platzrasen frisch rasiert wurde. Werden die schicken gelben Radverkleidungen dem sattgrünen Fünftagebart standhalten? Sie erweisen sich als nachhaltig resistent und pflügen beim Anrollen widerstandarm durch den botanischen Wildwuchs. Nein, wie eingangs schon erwähnt, ist an den Flugeigenschaften der Staufenbiel-Funtana wirklich nichts auszusetzen. Guter Kunstflug ist ja nun vorwiegend Sache des Piloten. Doch die Maschine muss die Voraussetzungen dafür mitbringen. Die Funtana hat sie: Sie geht sauber geradeaus, braucht im Rückenflug nur wenig Tiefenruder und auch im Messerflug ist sie leicht zu beherrschen. Die Leistung ist so wie beschrieben auch für die senk­rechten Passagen voll ausreichend. Wer vorwiegend im 3D-Bereich unterwegs ist, weiß sich gut beraten, die Relation Schub zu Gewicht etwas aufzuhübschen. Ein Akku mit etwas weniger Kapazität und ein Prop mit weniger Steigung. Es zeigt sich, dass die angegebenen Werte für die Ruderausschläge und auch der Schwer­punkt von 110 mm hinter der Nasenleiste eher für 3D-Einsatz gewählt wurden. Wer darauf keinen all­zu­ ­großen Wert legt, sollte zumindest anfangs den Schwerpunkt vom hinteren Rand des Steckungsrohres in dessen Mitte verlagern. Auch scheinen die angegeben Ausschläge von Höhen und Querruder für klassische Kunstflugfiguren etwas reichlich dimensioniert, was auch mit der vergleichsweise kurzen Rumpflänge zu tun haben dürfte. Die gleich zu Anfang festgestellte Nervosität um die Querachse rührt maßgeblich davon her. Höhen- und Querruderausschläge wurden je um ein Drittel reduziert. Der Seiten­ruder­aus­schlag indes kann beibehalten werden. Bilanz Die Staufenbiel-Funtana 50 ist ein Spaßflieger mit Kunstflugtalent. Daher lautet der Schluß­satz in der Betriebsanleitung auch ganz zu Recht „Enjoy it!“ Gute, nahezu unkritische Flugeigenschaften und ein wirklich fairer Kaufpreis lassen kleine Ungereimtheiten bei Bauausführung, Kleinteilebestückung sowie eine suboptimale Bauanleitung rasch ­vergessen. Freund Eddy meint ohnehin, dass der Reiz beim Modellbau schließlich darin bestünde, ein wenig zu tüfteln und kleine Probleme eigenhirnig zu lösen. Seine Funtana hat er übrigens gleich bestellt. Ja, wo er Recht hat, hat er eben recht!