Funcopter – Unverwüstlicher Heli von MPX

So, der Koax hat nun endlich ausgedient, doch was nun? Gleich zum 50er-Verbrenner-Heli greifen und sich einen Vorrat an Ersatzteilen anschaffen? Denn der Sprung vom Doppelrotor zum vollwertigen Heli ist ein sehr großer. Doch nun gibt’s von Multiplex eine Zwischenstufe: den Funcopter. Der Clou an diesem Heli ist nicht nur die eigenstabile Flugeigenschaft, sondern etwas für Beginner ganz elementar Wichtiges: Unkaputtbarkeit! Und um dies zu erreichen, wurde nicht verstärkt bis zum Gehtnichtmehr, sondern im Gegenteil, etwas weggelassen: die Steifigkeit. So biegt sich das momentan belastete Teil einfach weg, anstatt zu zerbrechen. Dieses Konzept zieht sich vom Rumpf aus Elapor über die Mechanik aus spe­­ziellem Kunststoff bis hin zu den Rotorblättern, die sich ­wegklappen können. Gut verpackt Die Konstruktion basiert auf dem legendären LMH-Hubschrauber. Dieses Konzept sieht einen drehzahlgesteuerten, nahezu unzerstörbaren Heli vor, der trotzdem agil und dynamisch geflogen werden kann. Ungewöhnlich für einen Beginnerheli ist der Rumpf. Doch der beim Fun­copter beiliegende hat natürlich seinen Sinn: Er soll die Mechanik im Inneren schützen. Die Hülle aus Elapor be­­steht aus drei formgeschäumten Teilen: Die Heckver­kleidung ist zweigeteilt und wird mittels Klipsen am Rohr be­­­festigt. Die Haube ist beim Funcopter ein ziemlich mächtiges Teil, das weit über das Chassis hinaus ragt und auf der Unterseite in eine Arretierung einrastet. Diese lässt sich durch Drücken eines Knopfs entfernen. So erhält man eine sehr bequeme Lösung, um zum Akkuwechsel ans Innere des Helis ranzukommen. Der hier vorliegende Fun­­copter kam in der RR-Version. Diese ist – bis auf den Empfänger und den Akku – flugfertig aus­gerüstet. Tat­­sächlich kann man den Heli aus der Verpackung nehmen, einen geladenen Akku einlegen und losdüsen. Die Programmierung, ganz gleich auf welcher Fernsteuerung, dürfte nicht länger als fünf Minuten in Anspruch nehmen. Der Heli besteht aus relativ wenigen Teilen und ist kompromisslos auf Nachgeben aufgebaut. So kann sich die Rotorwelle im Grunde fast gar nicht verbiegen, da die Teile um sie herum nicht genügend Widerstand bieten. Und wir haben’s ausprobiert. Selbst senkrechte „Landungen“ konnten keine bleibenden Schäden anrichten. Der vordere Ausleger ragt relativ weit vor und nimmt vornehmlich 3s-LiPos mit 2.500 bis 3.200 Milliamperestunden Kapa­zität auf. Auch der Heckabtrieb – beim Funcopter robuste Delrin-Kegelzahn­räder – scheint für die Ewigkeit gebaut. Da wird schnell klar: Die Technik ist sehr robust. Einen Zahnriemen, wie er zurzeit in den meisten Fällen zum Antrieb des Heckrotors eingesetzt wird, gibt es nicht – auch wenn dieser die leisere Variante darstellen würde. Der Antrieb erfolgt vielmehr über einem 2-Millimeter-Federstahldraht, der im Heckrotor mit einem weiteren 90-Grad-Winkelgetriebe verbunden ist. Die Kufenbügel sind ebenfalls aus 2 Millimeter starkem Stahldraht zurechtgebogen und mit Kabelbindern in den Kunststoff-Kufen fixiert. Diese verbiegen sich lediglich bei Abstürzen und können fix wieder zurechtgebogen werden. Kopfsache Der Rotorkopf sieht zunächst ungewöhnlich aus. Ein Pitchkompensator ist bei einem drehzahlgesteuertem Kopf natürlich nicht notwendig. Dennoch besitzt der Funcopter einen vollwertigen Bell-Hiller-Mischer. Dieser liegt längs an der „Paddelstange“. In Anführungszeichen deshalb, da es im Grunde keine klassische Paddelstange gibt, denn die positiv angestellten Paddel enden direkt am Anlenkpunkt neben dem Zentralstück. So sind verbogene Paddel­stangen passé. Auch eine Blattlagerwelle sucht man beim Funcopter vergebens. Sie wird durch ein Kunststoffteil ersetzt, an dem die Blattgriffe schwenkbar montiert sind. Und mit schwenkbar ist nicht gemeint, dass sich die Blätter wie gewohnt im Flug ausrichten können, sondern die Blattgriffe knicken bei Überbelastung mittels Schlag­gelenk nach oben oder unten weg. Falls das passiert: einrasten und weiterfliegen. Die Rotorblätter selbst wirken fast schon gummiartig. Diese dürften selbst bei Kälte nicht brechen oder einreißen. Die Elektronik besteht im Grunde aus dem Controller MULTIcont BL-37/II, der speziell auf den Brushless-Außenläufer abgestimmt wurde. Ein gewöhnlicher Regler könnte nämlich Probleme mit dem Motor haben, der un­­gewöhnlich viele Pole für besonders hohes Dreh­moment besitzt. Dieser sitzt nämlich direkt ohne Untersetzung auf der Hauptrotorwelle und treibt den Rotor an. Um die Heckstabilisierung kümmert sich der MULTIgyro 300DP und verhindert relativ gut das Wegdrehen des Hecks bei Laständerungen. An ihm ist das Servo Tiny-S angeschlossen, das die elektronischen Signale in eine Steuer­­be­­wegung am Heck umsetzt. Die Taumelscheibe ist bei einem drehzahlgesteuerten Heli natürlich fixiert. Die Nick- und Rollfunktion übernehmen auch hier zwei Multiplex Tiny-S-Servos. Fertig! Zur Fertigstellung des Funcopters ist noch der Einbau eines Empfängers und das Laden des Antriebsakkus nötig. Unser Modell fliegt mit einem Multiplex Li-Batt BX 3s-3.200-LiPo, an den bereits der nötige Stecker angelötet ist. Um den Empfänger bequem einbauen zu können, nimmt man die zwei hinteren Hälften der Verkleidung ab. Der Heck­aus­leger selbst besteht aus einem sechseckigen Aluminium-Rohr, auf dem die zu Beginn erwähnten Klipse zur Sicherung der Verkleidung sitzen. Wenngleich der Funcopter ein Beginnerheli sein möchte, so ist auch bei ihm etwas Grunderfahrung nötig. Stimmen die Servorichtungen? Was ist ein Schwerpunkt? Und vor allem ist das korrekte Austrimmen des Helis ohne Schwebe­flugerfahrung nicht einfach. So sollte sich jeder, der sich an den Schaumboliden macht, jemanden suchen, der die ersten Schritte zeigt. Nun aber zum Wesentlichen. Beim ersten Abheben machte sich eine leichte Unwucht be­­merkbar, die mit drei Lagen Tesaband an einem Rotorblatt beseitigt wurde. Der Funcopter möchte beim Start gesteuert werden. Ist diese kleine Hürde jedoch geschafft, schwebt er sehr eigenstabil. Allerdings nimmt er gerne Wind an und stellt sich dagegen. Das ist wohl das Zugeständnis, das man machen muss, soll der Heli möglichst eigenstabil fliegen. Denn tatsächlich kann man, etwas Platz im Flug­raum vorausgesetzt, die Knüppel loslassen. Driftet der Funcopter nun leicht ab, wird er sich irgendwann von selbst stabilisieren. Die Rotorkopf-Mechanik ist so aufgebaut, dass sie sich dem Fahrtwind immer leicht entgegenstellt. Dennoch marschiert der Funcopter wie ein normaler Heli. Denn das möchte er im Grunde auch sein – bis auf die Unzerstörbarkeit natürlich. Drückt man den Nickknüppel nach vorn, nimmt das Schaumstoff-Geschoss Fahrt auf und lässt sich sehr präzise und direkt steuern. Hier zeigt sich der Funcopter von seiner besten Seite. So kann man mit Voll-Pitch und leicht gedrücktem Nick in einem Affen­zahn über den Platz schießen. Lässt man Nick unvermittelt los, stellt sich der Heli auf und bremst sich daher selbständig aus. Falls man in dieser Phase steuert, sollte man jedoch genau wissen, was man tut. Denn hier verlangt er nach ordentlichen und absolut korrekten Steuerangaben, die er sofort umsetzt. Sonderprüfung Lediglich das Heck ist etwas gewöhnungsbedürftig und verlangt ein wenig mehr Aufmerksamkeit, als man es von 3D-Maschinen her gewohnt ist. Bei Pitch-Stößen gibt es leicht nach und bei Pirouetten-Stopps dreht der Heli schon mal ein bisschen weiter, als man eigentlich will. Doch das ist im Grunde nicht weiter schlimm – Gegensteuern hilft hier enorm. Doch genug gebolzt, denn nun sollte der Funcopter auch zeigen, wozu er gemacht ist: Abstürzen trotzen. Diesen Job des Abstürzens übernahm ein Flug­schüler, der sich darauf spezialisierte. Tatsächlich hielt der Heli allem stand. Vom einfachen Umkipper über den freien Fall durch unsinniges Abschalten des Motors bis hin zum senkrechten Einschlag aus 10 Meter Höhe auf die Nase. Dies alles steckte der Funcopter ziemlich gelassen weg. Lediglich ein wenig Elapor riss an den Heckflügeln aus, was natürlich keinerlei Einfluss auf die Flugeigenschaften hat. Zudem gaben die Kabelbinder an den Kufenbügeln nach – die auch ohne halten. Last but not least konnten einzig die Servos die Fortsetzung des Flugs verhindern. Die Tiny-S sind mit Plastik-Getrieben ausgerüstet, die den Belastungen nicht standhielten. So wurden diese flugs durch HiTec HS-82 MG ausgetauscht. Seitdem ist Ruhe im Karton. Eine weitere Überlegung wäre, den Funcopter mit vierzelligen Akkus zu betreiben, denn die Leistung ist für einen Beginner ideal, jedoch für Fortgeschrittene schnell ausgereizt. Allerdings würde dies eine größere Umbau­aktion nach sich ziehen, denn der beigelegte Regler ist nicht dafür ausgelegt und andere Markenprodukte haben Probleme mit dem Anlauf des Spezialmotors. So blieb eben alles wie gehabt und die Flugschüler machen mit dem Funcopter große Fortschritte. Bilanz Auf den Funcopter musste die RC-Modellflug-Gemeinde lange warten, doch (wie es so schön heißt) das Warten hat sich gelohnt. Das Modell präsentiert sich ausgereift und zeigte keinerlei Kinderkrankheiten – die Servos zählen hier nicht, gell? So können sich Einsteiger ganz unbedarft und ohne viel Adrenalin an das Helifliegen wagen, denn ­selten beendet ein Absturz die Übungsstunde. Das Konzept, ausweichen und nicht brechen, geht also voll auf. Doch auch fortgeschrittene Piloten erleben mit dem Funcopter viel Spaß, denn noch nie konnte man dermaßen ungezwungen mit einem Drehflügler umgehen. „Oh, da stand ein Baum – naja, im Herbst hätte er die Blätter eh verloren“.