Flugsimulator Next von CGM

Flugsimulator Next von CGM

RC-Flugsimulatoren sind eine wunderbare Lösung, für die extra ein Problem geschaffen wurde: schlechtes Wetter gemixt mit dunkler Jahreszeit und einem Schuss Lockdown. Wie gut es gelingt, mit dem Next von CGM Trübsal wegzublasen, wollte ich genauer wissen.

Flugsimulatoren gibt es einige am Markt. Weltweit verbreitet dürfte der von Microsoft sein. Gut, aber nix, was einen Modellflieger auf Dauer glücklich macht. Welcher RC-Sim nun Platzhirsch ist und welcher der beste, darüber wird gerne gestritten – das klammere ich hier mal aus. Mich interessierte am Next von CGM eine Sache, die mir viele andere Sims nicht (mehr) bieten konnten: Wie fühlt es sich an, mit diesem zu fliegen? Reflex, Aerofly, RealFlight, MultiFlight und ein paar andere sind mir allesamt bekannt. Der Next, das passte doch ganz gut, sollte mein nächster sein.

Torquen, Harier, Hovern und mehr lässt sich am Sim ohne Reue mit einer über 2 m großen Extra üben

Was man braucht
Die äußeren Rahmenbedingungen – schlechtes Wetter, dunkle Jahreszeit, Lockdown – ließen sich in den vergangenen Wochen ohne Zutun erfüllen. Interessant wurde es bei der Hardware. Anbieter CGM hat den Sim breit aufgestellt, sodass ihn Windows-, Linux- und Mac-User installieren können. Minimal vorausgesetzt werden eine Prozessorleistung von 1,83 GHz, 3 GB Arbeitsspeicher, 1,15 GB freier Festplattenspeicher, eine Grafikkarte mit 2 GB und SSE2-Unterstützung sowie eine Internet-Verbindung zwecks Registrierung und Download – optional ist der Sim auch auf DVD erhältlich, die Registrierungspflicht bleibt aber bestehen. Wer unsicher ist, ob der eigene PC es noch packt, braucht die Katze nicht im Sack kaufen, sondern kann das Programm kostenlos herunterladen, vollständig installieren und anschließend testen. Zwar ist die Dauer der Testflüge auf maximal zwei Minuten eingeschränkt, danach muss das Programm einen Neustart absolvieren – trotzdem, das Angebot ist mehr als fair.

In meinem Fall kam ein MacBook Pro mit i7, 16 GB RAM und 4 GB VRAM zum Einsatz, das die Daten auf einen 27-Zoll-Monitor mit 2.560 ∑ 1.440 Pixel ausgibt. Die nutzt der Sim voll aus, wenn man das unter den Einstelloptionen der Software vorgibt. Angesichts des performanten Rechners waren Wiedergabe- oder Darstellungsprobleme beziehungsweise Ruckler zu keinem Zeitpunkt festzustellen. Möglich wäre, einen 4k-Monitor anzuschließen – lediglich die Grafikleistung des Rechners sollte dazu passen.

Zur Auswahl stehen 14 Flächenmodelle, wobei der Schwerpunkt auf Kunstflug liegt

Verbindlich
Als Schnittstellen zwischen PC und Modellflieger werden mindestens ein geeigneter RC-Sender und eventuell ergänzend ein Interface mitsamt Empfänger benötigt. Zur Kompatibilität findet sich auf der Webseite von CGM eine ausführliche Liste geeigneter „Eingabegeräte“. Unter anderem bieten sich Game-Controller (XBox oder PlayStation), RC-Sender ohne und mit USB-Ausgang sowie eine Reihe USB-Dongle an. Je neuer die verwendete Fernsteuerung ist und je moderner dessen Hardware-Ausstattung ausfällt, desto wahrscheinlicher ist es, dass zum Betrieb lediglich der Sender via USB-Kabel mit dem PC zu verbinden ist.

Aus Urzeiten lag mir noch ein RC SimConnector von Ikarus vor, der testweise in einen freien USB-Platz gesteckt und mit einem Empfänger Jeti Rex7 verbunden wurde. Die Steuerbefehle des Senders DS-12 empfing das Duo nach Kalibrieren der Eingangssignale einwandfrei. Dazu muss man lediglich das Einstellmenü des Sims aufrufen und entsprechend den Vorgaben alle Maximalausschläge der Knüppel anfahren, das wars. Selbiger Sender ließ sich, ebenso wie ein gerade griffbereiter X-Lite S von FrSky, nach Kalibrierung der Ausschläge auch rein über ein USB-Kabel (ohne Dongle und Empfänger) nutzen. Einfacher geht’s nicht.

Sportlich wird es, mit dem Turbinen-Jet Integral auf der schmalen Piste in dieser 3D-Szenerie zu landen

Auf die Plätze
Fertig. Los. Das ist wirklich so simpel. Wer noch nie ein Flugmodell gesteuert hat und das mit dem Next erlernen möchte, für den hält die Software über das Menü Training hilfreiche Optionen bereit, zum Beispiel die Reduktion der Sim-Geschwindigkeit. Mit diesem Feature gewinnt man Zeit, um falsche Steuerbefehle korrigieren und aus dem Missgeschick lernen zu können.

Erfahrenen RC-Piloten, die den Sim beispielsweise zum Trainieren einsetzen möchten, stehen ebenfalls ein paar interessante Features zur Verwendung. Optisch gelungen finde ich die Rauchpatronen. Fies sind Motoraussetzer, die sich der Sim nach Aktivierung der Funktion spontan einfallen lässt. Wind kann aus verschiedenen Richtungen unterschiedlich stark einwirken – das lässt sich mit wenigen Mausklicks beliebig ändern.

Anfang 2021 stehen bei Version 1.678 respektable 26 Szenerien zu Verfügung, davon zahlreiche fotorealistische und einige 3D-generierte Umgebungen. Bei immerhin einer Szenerie handelt es sich um eine große Turnhalle, die zum Indoorfliegen einlädt. Was fehlt, wäre ein Hangflug-Gelände – egal ob am Berg, der Küste oder einem Hügel.

Wer möchte, kann sich Daten wie Höhe oder Windrichtung ans Modell „heften“, um informiert zu bleiben

Freie Wahl
Als Pilot hat man die Auswahl zwischen 86 Helis, 14 Multikoptern und 14 Flächenflugmodellen. Der Überhang an Heli-Modellen ist historisch bedingt, denn der Next erfreut sich besonders in der Rotorblatt-Szene großer Beliebtheit und ist dort weit verbreitet. Viele Heli-User schwören auf die realistische Wiedergabe der Simulation, die damit ideale Trainingsbedingungen schafft. Mit meinen zugegeben seit Jahren eher ruhenden Rotor-Skills kann ich das nicht beurteilen, doch ab und zu mal einen Drehflügler – am liebsten eine der Scale-Varianten – über den Platz zu jagen, macht schon Laune. Wie eingerostet meine Knüppelfertigkeiten mittlerweile sind, macht schon nachdenklich. Via PC schmerzt Bruch nicht, höchstens seelisch. Draußen, auf dem echten Platz, würde ich mich wohl erst mal nur heimlich vormittags zu fliegen trauen, am besten mit Trainingsgestell.

Kampfschweben muss ich nicht, für Rundflug reichen die Reaktionsfähigkeiten. Zum Kopfschütteln neige ich da wieder mehr beim Fliegen einer der FPV-Multikopter. War das schon immer so schwer, die Tore zu treffen oder ist der Sim nur gnadenlos real?! Es weckt den Sportsgeist in mir und auch der Filius fragt interessiert, ob er auch mal steuern dürfte. Ein paar Minuten später absolviert mein 16-jähriger Sohn, der sonst mehr Kameramann als Pilot ist, bei minimal reduzierter Sim-Geschwindigkeit mit Bravour den Kurs, durchfliegt die Tore und landet immerhin mit viel Freude zielsicher auf dem Rücken. Ob dieser Sim schafft, was zahlreiche Außeneinsätze noch nicht vermochten? Schafft Next Nachwuchs? Abwarten.

Um den Sender zu kalibrieren, die Szenerie oder das Modell zu wechseln, den Wind einzustellen sind die Menüs üppig aufgebaut

Trainingspartner
Mein Metier sind die Flächenflugmodelle. Beim Angebot lässt der Next aktuell jedoch große Lücken, könnte man meinen. Weder Taxi oder Piper, noch DG-1000 oder Salto, und auch keine Mustang, EasyStar oder Canadair – für Wasserflug gäbe es auch keine passende Szenerie – finden sich im Modellangebot.

Einmal mehr bleibt sich der Next seiner Herkunft treu und präsentiert eine Modellpalette, die sich dem Training des 3D-und Kunstflugs verschrieben hat. Natürlich ist es charmant, eine Piper auf dem Taxiway zu steuern, zu starten, zu kurven, zu landen. Aber der Next kann mehr und geht darum gleich in die Vollen.

Im Fokus stehen acht Kunstflugmodelle, ausgestattet mit E- oder V-Antrieb und von 800 bis 2.700 mm Spannweite beziehungsweise 120 g bis 13 kg Abfluggewicht. Die kleinen, leichten Silhouettenmodelle in Shocky-Bauweise fühlen sich beim Indoortraining genauso wohl wie beim Fliegen draußen. Schaltet man hier den Windgenerator an, ähnelt der Lerneffekt dem in der echten Welt – nur das Reparieren entfällt. Cool ist, mit dem VPP-Shocky ein Flächenmodell fliegen zu können, dass auch einen Rückwärtsgang hat. In der echten Welt hat Showpilot Markus Rummer – einer der besten RC-Piloten der Welt – das System zur Perfektion gebracht. Und ich kann im Next erfahren, was Markus daran so fasziniert.

Mit den großen Kisten rumzuturnen macht richtig viel Spaß. Bei eingeschaltetem Sound, der mir dann aus zwei kleinen, aber potenten Boxen entgegenschallt, kommt fast Flugplatzfeeling auf. Die Simulation selbst erweckt den Eindruck, nah an der Realität zu sein, denn wer es übertreibt, bei dem reißt die Strömung ab und dann ist’s aus mit 3D-Pirouetten in Ameisenkniehöhe. Was da noch fehlt, ist eine schärfere Reaktion auf unsachgemäßes Touchieren des Bodens mit Ruder, Flächenspitzen oder Fahrwerk. Man kann so manches Mal weiterfliegen, obwohl soeben Narben im Geläuf hinterlassen wurden.

Hallenfliegen mit Rauchpatrone. Sieht gut aus und sorgt für etwas Pepp beim Trainieren

Geschick und Geschwindigkeit
Auch das Thema Landen ist so eine Sache. Man kann das mit einem Sim trainieren, vor allem das Anfliegen, doch für mich sieht das beim Next nur bedingt realistisch aus, weil nie wirklich erkennbar wird, wie nah das Modell dem Boden ist und gleich aufsetzt oder noch etwas weiterschwebt. Da unterscheidet sich der Next nicht von anderen Sims. Jedenfalls sollte das Landetraining immer in einer fotorealistischen Szenerie mit Graspiste stattfinden – es sieht natürlicher aus.

Großartig und gefühlt sehr realistisch umgesetzt sind Windeinflüsse. Hier ist auch der Trainingseffekt hoch. Mit Crosswind zu starten und zu landen, lässt sich beim Next schön üben. Im Gegenwind auf der Stelle zu tanzen, ist ein kaum zu toppender Spaßfaktor. Schaltet man dann noch den Zufallsgenerator ein, bei dem der Wind die Richtung wechselt und aktiviert das Feature, innerhalb eines definierten Kreises zu landen, gerät das Ganze zum Geschicklichkeitsspiel.

Bevorzugt beim Fliegen einer der drei Elektrosegler, die alle eher der schnellen Fraktion angehören, erhöht das materialschonende „Einlochen“ den Trainingsreiz. Seit Kurzem mit an Bord ist beispielsweise der Hotliner Limit Pro von robbe. Der lässt sich im hohen Tempo und auf Wunsch recht zackig durch den Äther jagen. Thermik wird man mit dem Hotliner kaum schnuppern wollen, aber ein solches Feature wäre im Next auch nicht implementiert. Was man hingegen weidlich nutzen kann ist Speedfliegen, beispielsweise mit dem einzigen Jet des Sims, dem Integral von Tomahawk, also einem 22-kg-Sportjet. Was dieser nur benötigt, ist eine passable Szenerie, beispielsweise „Airport Porta Westfalica“, die auch eine lange Asphaltpiste hat.

Bei Heli-Piloten – aber eher den 3D-Künstlern – steht der Next von CGM hoch im Kurs

Bleibt abschließend noch die Kostenfrage zu klären. Next von CGM ist als Download-Datei zum Preis von 84,90 Euro erhältlich. Auf DVD für 89,90 Euro und auf DVD zusammen mit dem kabellosen USB-Adapter RX2SIM für 119,90 Euro. Künftige Updates sind inkludiert, sodass später keine Folgekosten zu erwarten sind.

Mein Fazit
Wer bereits einen RC-Sender mit modernen USB-Anschluss hat, kann beim Next von CGM zum günstigen Tarif ins Simulatorfliegen einsteigen. Heli-Piloten können auf zahlreiche Modelle zugreifen, für Flächenflieger darf die Modellpalette gerne zügig wachsen. Die Flugphysik überzeugt und die Simulation selbst ist nicht zuletzt aufgrund der fotorealistischen Szenerien gelungen. Zum Trainieren und Spaß haben hat Next einiges zu bieten.

Mario Bicher


Next RC-Simulation von CGMS
Preis: ab 84,90 Euro
Bezug: Direkt und Online
Internet: www.cgm-online.com
Modelle: 86 Helis, 14 Multikopter, 14 Flächenmodelle
Szenerien: 26
Software: Windows, Mac, Linux