Feuerspucker

Christian Lang ist eigentlich Großsegler und mehr durch seinen Bruder in die Warbirdszene gekommen. Hier entdeckte „Wadl“, wie er meistens gerufen wird, ein weites Betätigungsfeld für sich. Sein Bruder Roland ist Plastikmodellbauer und gleichzeitig verantwortlich für die Cockpitausbauten und die Lackierungen seiner Modelle. Wenn es um Originaldaten der Vorbilder geht, sind das Wissen und der umfangreiche Fundus an Büchern des Bruders immer wieder eine willkommene Hilfe. Davon profitierte auch die SPITFIRE. Angefangen hatte alles mit einem arbeitslosen Elektromotor, der noch im Regal lag. Dieser passte hervorragend zur 2.040 Millimeter (mm) spannenden Spitfire im Maßstab 1:5,5 – erhältlich bei Aviation Design. Den Brushlessantrieb baute Christian Lang sogar selbst. Einzig ein paar Zubehörteile wie die Sta­torbleche und die Magnete wurden von Klaus Budion, Inhaber der Firma Battmann, gekauft. Hier findet der interessierte Elektroflug-Spezialist alles für seine Bedürfnisse. So erhielten die Statorbleche am Anfang und Ende ein Pendant aus Epoxy-Material, damit man beim Wickeln keinen Masseschluss bekommt. Aufgefädelt werden die Bleche auf zwei passende Aluminium-Rohre. So ist sichergestellt, dass sie exakt hintereinander liegen. Die erforderlichen Alu-Teile für die Motoren sind mit Hilfe einer CNC-Fräse hergestellt und danach eloxiert. Mit viel Geduld und einem Gläschen Wein, so Christian Lang, dauert das Motoren-Wickeln etwa zwei Stunden. Nach dem Einsetzen der Kugellager ist der Antrieb dann soweit fertig. Davor wurden natürlich diverse Berechnungen angesetellt und die Leistung bei passender Zellenzahl ermittelt. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Einer muss der erste sein Leider bekam man in Deutschland keine Erfahrungswerte zur Spitfire des französischen Herstellers Aviation Design. Da glich der Kauf einem Sprung ins kalte Wasser. Was die Spedition dann brachte, konnte aber voll und ganz überzeugen. Geliefert wurden alle erforderlichen GFK-Teile, ferner viel Zubehör wie ein Cockpit aus ABS, Auspuffattrappen, die Fahrwerksbeine und der Aluminiumspinner. Alle Teile sind mit Balsaholz als Stützstoff laminiert und hervorragend detailliert. Ursprünglich geplant waren ein schneller Aufbau und der Verzicht auf einen Scaleausbau. Aufgrund der guten Kontakte zur Community im Warbirdforum kam Christian Lang an hervorragende Lektüre über die Spitfire und so wurden doch die ein oder anderen Scale-Gimmicks verwirklicht. Und wie man Wadl und seinen Bruder kennt, so wurde das Ganze auch exakt umgesetzt. Der Rumpf wurde im vorderen Bereich mit Koh­lefaser verstärkt, da der eigens gefräste Mo­torträger den Motor am Kopfspannt aufnimmt und als Ringspant eingeharzt wird. Die Lande­klappen sind ausgeschnitten und eine exakt umgesetzte Anlenkungsmechanik aus GFK komplettiert diesen Bauabschnitt. In die Flügel­oberseite war dafür ein Deckel einzuschneiden, durch den der Anlenkungshebel nach außen fahren kann. Beim Einfahren der Klappen verschwindet der Hebel im Flügel und die Klappe schließt sich wieder. Das Spornfahrwerk wurde mittels eines zugekauften Festo-Zylinders einziehbar aufgebaut. Nach wenigen Anpassungen fuhr das Rad ohne Probleme aus und ein. Das Einziehfahrwerk stammt von Wabo. Die Abdeckungen dafür sind Marke Eigenbau. Innenausbau des Rumpfs Die Servos waren an passenden Stellen so zu befestigen, dass sie dem Cockpit nicht im Weg standen. Mit etwas Maßarbeit ließ sich auch diese Hürde erfolgreich nehmen. Den Rest, und das ist nicht gerade wenig, baute Christian Lang wie vorgesehen auf. Nachdem der Rumpf soweit fertig war, konnte er schon zu Christians Bruder gebracht werden. Dieser kümmerte sich dann um den Cockpitausbau und die Lackierung der Innereien. Fast alle Teile konnten selbst in Eigenregie hergestellt werden. Einzig die vom Hersteller gelieferten ABS-Seitenwände und der Armaturenträger kamen zur Verwendung. Es ist immer wieder schön anzusehen, wie fein detailliert das Cockpit mit den vielen Teilen ist. Da findet man eine Axt an der zu öffnenden Einstiegstür, einen vorbildgetreu erstellten Steuerknüppel und vieles mehr kann sich sehen lassen. Hinter dem Piloten ist beispielsweise eine Panzerplatte, die ihn vor Feindbeschuss schützen soll, eingebaut. Des Piloten Beine finden in den hervorragend detaillierten Seitenruderpedalen Halt. Sauerstoff- und Funkgeräte sowie eine Kopfstütze sind vorhanden. Feines Zubehör selbst gemacht Die Maschinengewehrläufe in den Flügeln sind aus einem abgeformten Drehteil entstanden. Hierzu mussten zwei Negativ-Schalen aus Aluminium gefräst und poliert werden. Darin ließen sich dann jeweils zwei Halbschalen laminieren, die zusammengesetzt ein fertiges MG für den Flügel ergaben. Die Auspuffrohre sind aus Kupferfittings aus dem Heizungsbau und dienen durch ihre Anordnung gleichzeitig dem Abtransport der warmen Luft aus dem Akku­raum. In Letzterem sind aus CFK laminierte Boxen für die beiden 6s-LiPos von SLS mit 5.000 Milliamperestunden Kapazität eingesetzt. Die letze Lage war immer aus GFK, da Kohlefaser sehr leitfähig ist und bei einem eventuellen Kabelbruch oder einem Durchscheuern sonst der Supergau eintreten würde. Die Flächenbefestigung geschieht im Rumpf, und zwar über selbst gedrehte Aluminium-Teile. Der Deckelverschluss für den Tausch der Akkus ließ sich mittels eines einklappbaren Tankdeckels an der Original Position realisieren. Hierzu wird der Deckel gegen die Federkraft eingedrückt und zieht den Verschlusspin nach hinten, danach kann er geöffnet werden. Der Mechanismus der Schiebehaube war eine weitere Hürde, die es zu nehmen galt. Passende Schienen wurden ausgesucht und durch selbst gesetzte Ausfräsungen bündig in den Rumpf eingelassen. Gesteigert wurde der Schwierigkeitsgrad durch die Tür. Scheinbar waren englische Piloten nicht so gelenkig, denn neben der verschiebbaren Kanzel gab es noch eine Einstiegstür. Der Pilot war darüber sicher amused – Cristian Lang nicht. Das bedeutete, die Schiene in der Tür weiterlaufen zu lassen. Nur bei geschlossener Tür, kann man die Haube nach vorne schieben. Aber auch diese Hürde wurde in der bayrischen Warbirdschmiede perfekt gelöst. Es muss alt aussehen Nachdem der Rohbau soweit abgeschlossen war, wurde das ganze Modell wieder zu Christians Bruder Roland gebracht und dieser kümmerte sich um das Finish. Nach dem Reinigen und Auftragen der Grundierung bekam die Spitfire als Erstes einen Überzug mit Basisfarben. Als Plastikmodellbauer ist Christian Langs Bruder hervorragend mit allen Techniken des Weatherings vertraut und bringt auch die Liebe zum Detail mit. Beim Walkarround um die Spitfire findet man immer wieder erstaunliche Details: Hier ein Schatten, dort eine leichte Verschmutzung. Und es ist in keinem Fall zu viel oder „zu dick“ aufgetragen worden. Als Nächstes kamen die vielen Decals an die Reihe. Da war es erforderlich, einiges sogar von Hand zu zeichnen, wenn es beim Original auch so aufgetragen wurde. Die letzen Schichten bilden dann ein paar feine Überzüge mit mattem bis seidenmattem Klarlack. Beim ersten Rollout auf dem Modellflugplatz stellte Christian Lang dann leider fest, was er schon im Vorfeld vermutet hatte. Die Spitfire geht bei den leichtesten Gasstößen sehr schnell auf die Nase. Die Position des Fahrwerks beziehungsweise der Räder war am Modell etwa 25 mm zu weit hinten liegend und musste um diesen Wert Richtung Nasenleiste korrigiert werden. Nach diesem Umbau, der sich mittels Unterlegen an den Mechaniken umsetzen ließ, und einer Schwerpunktverschiebung um fast 20 mm nach hinten, konnten dann die ersten Flüge erfolgen. Das Angstblei fehlte, aber die Nervosität beim Erstflug blieb. Wie sich herausstellte, war sie unbegründet. Die Spitfire flog sehr unktritisch und der Pilot im Cockpit machte sich langsam locker. Kurzum: Die Luft über dem Schongau war mal wieder elektrisch aufgeladen. Mit 11,2 Kilogramm Abfluggewicht ist die Spitfire kein Leichtgewicht, fliegt aber absolut gutmütig. Sie liegt satt an den Knüppeln und lässt sich hervorragend dirigieren. So ein Modell ist ein Jäger, kein Wiesenschleicher, und ist entsprechend zu bewegen. Wer Cristian Lang kennt und beim Fliegen eines seiner Segelflugmodelle erlebt hat, weiß, dass Stromsparendes Fliegen nicht seine Welt ist – da landet der Segler schon mal vor der Schleppmaschine. Die Landegeschwindigkeit der Spitfire ist höher als bei einem Trainer oder vergleichbaren Warbird mit etwas weniger Gewicht, aber durch die gut wirkenden Landeklappen ist das Modell jederzeit im Landeanflug sicher beherrschbar. Auch auf kleineren Plätzen lässt es sich ohne Nervenflattern beim Piloten landen. Einmal in der Luft, spürt man vom Gewicht nichts mehr. Die Spitfire ist so agil, wie es sich für einen Warbird und Jäger gehört. Der Stromverbrauch liegt bei 75 Am­­­pere. Dabei dreht sich der 19,9 × 15-Zoll-Holz-Propeller mit etwa 6.300 Umdrehungen in der Minute. Durch die Fahrwerksverlegung sind die Starteigenschaften in den Bereich des Beherrschbaren gewandert. Jetzt ist zwar beim Start in hohem Gras immer noch eine leichte Kopfstandneigung zu erkennen, aber das lässt sich über etwas Höhenruder leicht ausgleichen. Gelungenes Projekt Christian Lang ist rundum zufrieden mit seinem Modell. Mittlerweile hat die Spitfire ihr erstes Warbird-Treffen mit Erfolg absolviert. Die Anerkennung unter den anderen Piloten ist groß und das Modell immer willkommen. Der detaillierte Aufbau und die Motorisierung mittels Elektroantrieb haben sich gelohnt. Das Modell ist in der Luft sowie am Boden eine Augenweide. Da darf man gespannt sein, was noch alles aus der Lang-Schmiede in elektrischer Ausführung kommen wird. So viel wollte Christian Lang schon mal verraten: „Zum einen wird es eine russische Maschine werden und zum anderen noch größer“.