Extra 300-EXP von ExtremeFlight

Die im US-Bundesstaat Georgia beheimatete Firma Extreme Flight hat sich einen Namen mit leichten ARF-Holzmodellen gemacht, die optisch ansprechen und fliegerisch mit zu den besten 3D-Modellen gehören, die es zu kaufen gibt. Die Modellpalette reicht von kleinen Elektromodellen mit 900 bis zu Großmodellen mit 3.100 Millimeter Spannweite. In Deutschland werden die Modelle seit letztem Jahr von Hacker Motor vertrieben und auf Wunsch gleich mit einem passenden Antriebsset ausgestattet. Die Extra 300-EXP gehört mit ihren 1.220 Millimeter Spannweite zu den kleineren Elektro-Kunstflug­modellen. Jedoch zählt sie – wie sich zeigen wird – zu den ganz großen Würfen. Das Modell kommt in einem farbig bedruckten Hoch­glanzkarton beim Kunden an. Darin sind fein säuberlich verpackt die einzelnen Komponenten zu finden. Beim Öffnen des Kartons fällt die saubere, vierfarbige Be­­spannung des Modells sofort auf. Neben der hier getesteten blauen Extra ist ebenso eine rote Variante erhältlich: Sie unterscheidet sich von der blauen lediglich darin, dass das Blau durch Rot ersetzt ist. Beide Versionen wirken sehr ansprechend. Konstruktionsmerkmale Beim Auspacken des Bausatzes fällt sofort das geringe Ge­­wicht der einzelnen Teile auf. Da ist zuerst der Rumpf, dessen Kabinenhaube bereits passgenau sitzt und einen Riegelverschluss besitzt. Nimmt man die Kabinen­haube ab, wird Einsicht in eine superleichte und genial gemachte Holzkonstruktion gewährt. Auffallend ist, dass für den Bau nicht nur Balsa- und Sperrholz verwendet, sondern diverse GFK- und CFK-Verstärkungen eingebaut wurden. So besteht beispielsweise das Fahrwerksbrett aus GFK und die Rumpfstringer sind leichte, aber hochfeste CFK-Röhrchen. Die steckbaren Tragflächen sind sehr sauber in teilbeplankter Rippenbauweise aufgebaut und ebenfalls an den nötigen Stellen verstärkt. Sie ­werden über ein Karbonrohr an den Rumpf gesteckt. Die Verdrehsicherung übernehmen wiederum präzise gesetzte CFK-Röhrchen. Die Steckung passt perfekt, es ist keine Nacharbeit erforderlich. Seitenruder und Höhenleitwerk sind profiliert und können ebenfalls begeistern. Die Ruder sind geodätisch aufgebaut. Das führt, angesichts deren Größe, zu sehr verwindungssteifen und dennoch sehr leichten Bauteilen. Das Fahrwerk ist ein superleichtes, lunkerfreies und profiliertes Sicht-Kohle­­laminat. Die Radschuhe, schwarz lackierte GFK-Teile, besitzen bereits die nötigen Verstärkungen. Diese sind genauso wie die GFK-Motorhaube bereits mit allen Öffnun­gen versehen und sauber lackiert. Last but not least liegt dem Bausatz ein reichhaltiger und mit hochwertigen Teilen ausgestatteter Zubehörbeutel bei, dem unter anderem Leicht­­räder, Heck­fahr­werk und Anlenkungsteile zu entnehmen sind. Power-Paket Zur Komplettierung des Modells werden noch der Antrieb – das heißt Motor, Regler, Flugakku, Spinner und Luft­schraube – sowie die RC-Anlage, bestehend aus einem Empfänger mit mindestens fünf Kanälen sowie vier Servos benötigt. Die Stromversorgung der RC-Anlage erfolgt aus Gewichts­gründen vorzugsweise über das BEC des Reglers. Hacker Motor hält für die kleine Extra 300-EXP zwei verschiedene Antriebskonzepte bereit: Eins für drei und eins für vier LiPo-Zellen. Während das Dreizellenkonzept ein geringes Abfluggewicht verspricht, ist beim Vierzellenkonzept von richtig viel Power auszugehen. Beim Testmodell fiel die Entscheidung auf einen 3s-­ Antrieb, bestehend aus dem Motor Hacker A30-12L, dem Regler Hacker MasterBasic 40SB sowie der Luftschraube APC Thin Electric 12×6E. Die Energie bezieht der Motor aus einem Hacker 3s-LiPo TopFuel 30C 2.450 Milli­ampere­stunden Kapazität Akku. Die RC-Ausrüstung besteht aus vier je zehn Gramm leichten Futaba S3156 Digitalservos, die bei 6 Volt eine Stellkraft von immerhin 2,4 Kilogramm aufweisen, und einem Futaba R-617FS 2,4-Gigahertz-Empfänger. Zudem sind zwei kurze 100-Millimeter-Servoverlängerungskabel für den Anschluss der Querruderservos an den Empfänger nötig. Es kann bereits hier vorweggenommen werden, dass die kleinen Futaba-Digitalservos mit Metallgetriebe vollends überzeugen konnten: Sie sind ausreichend schnell und stellen super ­präzise. Interessant ist, dass die Servos ausschließlich für Elektromodelle konzipiert wurden und daher keine Gummitüllen zur Vibrations-Entkoppelung beiliegen. Easy doing Der Vorfertigungsgrad des Bausatzes ist sehr hoch, ­dennoch liegt eine bebilderte Anleitung bei, die selbst Modellpiloten mit zwei linken Händen einen fehlerlosen Aufbau ermöglichen sollte. Zur Fertigstellung der Trag­flächen müssen noch die Querruder mit den beiliegenden Vliesscharnieren befestigt, die GFK-Ruderhörner eingeklebt sowie die Servos eingebaut und angelenkt werden. Danach kann man sich bereits dem Rumpf widmen. Auch hier wird der Modellpilot beim Aufbau vor keine großen Hinder­­nisse gestellt: Das Einkleben des Höhenleitwerks in die noch von der Folie zu befreiende Öffnung im Rumpf gelingt aufgrund der hervorragenden Passung problemlos. Beim Test­modell saß alles so präzise, dass die Verklebung mit dünnflüssigem Sekundenkleber erfolgen konnte. Ist das Höhen­leitwerk eingeklebt, wird mit den Höhenrudern sowie dem Seitenruder analog zu den Querrudern verfahren. Das heißt, es müssen noch die GFK-Ruderhörner eingeklebt, die Servos eingebaut und die Anlenkungen erstellt werden. Die Servos für Seiten- und Höhenruder werden übrigens direkt ins Heck eingebaut. Schwerpunktprobleme entstehen dadurch keine. Da alle Servos mit kurzen Gestängen vor Ort zum Einsatz kommen, bleibt der Rumpf hinter dem Steckungsrohr bis auf den Empfänger praktisch leer. Der Motoreneinbau ist bei Verwendung des Hacker A30-12L Außenläufers ein Kinderspiel: Die bereits gebohrten und mit Einschlagmuttern versehenen Löcher im Motor­träger stimmen mit der Heckmontagehalterung des Motors überein. Sturz und Seitenzug sind in den Motorträger eingearbeitet, sodass man sich ganz auf das Festziehen und Sichern der Schrauben mit Loctite konzentrieren kann – mehr ist nicht zu tun. Damit der Motor auch bei aufgesetzter Motorhaube ausreichend mit Kühlluft versorgt wird, liegt dem Bausatz eine aus lasergeschnittenen Balsateilen zu verklebende Kühlluftführung bei, der beim Testmodell aus optischen Gründen noch eine Lackierung mit Granit-Effektspray verpasst wurde. Der beim Testmodell verwendete Spinner stammt aus dem Programm von aero-naut und hat 51 Millimeter Durch­messer. Sind alle Komponenten richtig verkabelt, kann das Modell noch mit den reichlich mitgelieferten Aufklebern und Schriftzügen verziert werden. Ausgewogen Da die Position des Flugakkus auf dem bereits eingebauten Akkubrettchen über einen weiten Bereich variiert werden kann, lässt sich der Schwerpunkt ohne Zugabe von Blei einstellen. Das Programmieren des Reglers gelingt mit der optional erhältlichen Jeti-Box sehr einfach und das Einstellen der RC-Anlage ist bei gerade mal vier Servos auch nicht wirklich schwierig. Trotzdem sollte man sich für diese Dinge – wie bei jedem Modell – etwas Zeit nehmen und diese gewissenhaft vornehmen. Be­­reits eine beim Regler zu hoch programmierte Abschalt­spannung kann beispielsweise dazu führen, dass der Antrieb im ­falschen Moment ausgeht, was beim tiefen 3D-Fliegen schlimmstenfalls zur Zerstörung des Modells führen könnte. Ab damit Der Erstflug der Extra 300-EXP erfolgt ohne die ebenfalls dem Bausatz beiliegenden Side Force Generators, kurz SFGs. Bereits nach dem Abheben fällt auf, dass das Modell äußerst stabil in der Luft liegt. Mit einem Gewicht von 1.300 Gramm fühlt sich das Modell sehr leicht an und vermittelt einem den Eindruck, ein deutlich größeres Modell zu steuern. Die Motorleistung ist mit dem 3s- Antrieb für alle erdenklichen 3D-Figuren ausreichend bemessen, dürfte aber trotzdem noch etwas mehr Reserven haben. Die Langsamflugeigenschaften sind unkritisch. Bei zu geringer Fluggeschwindigkeit beginnt das Modell einfach durchzusacken. Ein ungewolltes Abkippen ist praktisch ausgeschlossen. Im klassischen Kunstflug kommen die wahren Stärken des Modells zum Tragen. Aufgrund der gegenüber dem Original nach vorne verschobenen Kabinenhaube sowie dem ge­­streckten Rumpf ist im Messerflug bereits ohne SFGs ausreichend Auftrieb vorhanden. Zudem sind im Messerflug bei normaler Schwerpunktlage keinerlei Mischer nötig: Das Modell fliegt perfekt neutral. Setzt man den Akku weiter nach hinten, um die Agilität im 3D-Kunstflug zu erhöhen, beginnt die Extra im Messerflug leicht auf Tief abzutauchen, was jedoch mit einem Mischer Höhe auf Seite verhindert werden kann. Durch die Auslegung als Mitteldecker dreht das Modell bei Rollbewegungen perfekt axial um die Längsachse. Daher gelingen auch Rollfiguren fast so gut wie mit einem F3A-Modell. Je nach Schwerpunktlage ist im Rückenflug nur ein geringer bis gar kein Tiefenruderausschlag nötig, um Höhe zu halten. Im 3D-Kunstflug überzeugt die Extra 300-EXP von Hacker Motor durch hohe Agilität bei hoher Stabilität im High-Alpha-Bereich. So sind mit dem Modell zum Beispiel die verrücktesten Überschläge auf engstem Raum und extrem schnell ­drehendes Messerflugtrudeln möglich. Aber auch die üblichen 3D-Figuren wie Harrier, Wall, Parachute, Blender, Torquerolle und Powerrollen gelingen mit der Extra sehr gut. Erstaunlich ist auch, dass das Modell trotz seiner Größe bei hohen Anstellwinkeln kaum zum Flügelwackeln neigt. Side Force Generators Montiert man an den Randbögen des Modells mit vier kleinen Schrauben die SFGs, so nimmt der Flugspaß nochmals zu. Das Modell trägt nun im Messerflug so gut, dass nur kleinste Seitenruderausschläge nötig sind, um Höhe zu halten. Messerflugloopings, Rollenloopings und Rollen­kreise gelingen dann sehr einfach. Zudem nimmt die ohne­­­hin schon bemerkenswerte Stabilität bei hohen Anstell­winkeln nochmals zu. Hat man sich erst einmal an das Fliegen mit den SFGs gewöhnt, möchte man sie nicht mehr missen. In Bezug auf die Festigkeit hält das Modell in der Luft so ziemlich jede erdenkliche Figur aus. Selbst härteste Blender und Parachutes aus großer Höhe steckt das Modell dank der leichten, aber dennoch robusten Bauweise klaglos weg. Das Wissen um diese Festigkeitsreserven animiert die Piloten zum Ausprobieren neuer 3D-Figuren. Bilanz Die EF Extra 300-EXP mit 1.220 Millimeter Spannweite überzeugt auf ganzer Linie. Sei es die durchdachte Konstruktion, der hohe Vorfertigungsgrad, die saubere Bauausührung, das hochwertige Zubehör oder die für diese Größe bestechenden Flugeigenschaften, dem Modell kann kein Mangel angelastet werden. Wenn, dann bleibt nur der Wunsch nach mehr Leistung zu erwähnen. Hier dürfte sicherlich der von Hacker Motor angebotene 4s-Antrieb Abhilfe schaffen. Dennoch: Das Modell macht mit der aufgeführten Ausrüstung einfach nur Spaß und kann daher mit bestem Gewissen als ganz großer Wurf bezeichnet werden.