Favorit Flight-8 – Doppeldecker von Schweighofer

Spätestens seit Quique Somenzini bei der F3A-Weltmeisterschaft 2007 in Argentinien mit seiner Euphoria Weltmeister wurde, sind Doppeldecker auch in der F3A-Szene salonfähig. Die ersten Doppeldecker der 2 × 2-Meter-Klasse kamen jedoch bereits während der F3A-Weltmeisterschaft 2003 in Polen zum Einsatz. So flog damals Sebastiano Silvestri das Modell Look@Me, Chip Hyde das Modell Double Vision sowie Tetsuo Onda den von Gichi Naruke konstruierten Narlar. Inzwischen haben mehrere Hersteller wettbewerbstaugliche F3A-Doppeldecker im Programm. Der topaktuelle F3A-Kunstflugdoppeldecker Favorit wurde vom hierzulande noch eher unbekannten chinesischen F3A-Piloten Yang Guici entworfen. Er wird von Flight-8 in Peking produziert und exklusiv durch Modellsport Schweighofer vertrieben. Konstruktionsmerkmale Der Favorit ist mit Ausnahme der Frontpartie, der Motor­haube und der Kabinenhaube überwiegend aus Balsa- und Sperrholz gebaut und faltenfrei mehrfarbig mit Oracover-Folie bespannt. Die beiden Tragflächen sind einteilig. Die Flügelstreben sind fertig gebaut und können über eine clevere Verschraubung ohne Werkzeug montiert werden. Das Höhenleitwerk verfügt über eine leichte Kohlefaser-Steckung. Der Baldachin ist ein montagefertig angepasstes GFK-Teil, welches mit vier M3-Schrauben am Rumpf befestigt wird. Die Kabinenhaube ist aus transparentem Kunststoff ­tiefgezogen und liegt bereits korrekt beschnitten und mit ­silbrigem Haubenrand versehen dem Bausatz bei. Das ge­­schwungene zweiteilige Hauptfahrwerk und die Radschuhe sind Sicht-Kohlefaserteile von allerbester Qualität und geringstem Gewicht. Neben den Hauptkomponenten sind dem Bau­satz sämtliche erforderlichen Kleinteile wie Ruderhörner, Anlenkungsteile, Leichträder und Heck­fahr­werk beigefügt. Bereits bei der Begutachtung der Teile fällt deren geringes Gewicht auf, das die Einhaltung der für F3A-Modelle entscheidenden 5-Kilogramm-Grenze überhaupt möglich macht. Ausrüstung Der Favorit kann entweder mit einem (Viertakt-)Verbren­nungs­motor mit den heute im F3A-Bereich üblichen kurzen Schall­dämpfern oder mit einem Elektromotor ausgestattet werden. Für den Einsatz eines Elektroantriebs liegt dem Modell ein einbaufertiges Akkubrett bei, an welchem der Antriebsakku mit Klettbändern festgezurrt werden kann. Der Zugang zu Motor und Akku erfolgt von der Unterseite des Modells und erfordert lediglich das Lösen einer M3-Inbusschraube. Beim Testmodell fiel die Wahl auf den 10s-Getriebe-­Elektroantrieb der kalifornischen Firma NeuMotors, wie er aktuell auch von Chip Hyde eingesetzt wird. Es handelt sich um den NM1513-2Y-FF (F3A) mit einem 1:6.7 NM-­Getriebe. Als Regler kommt der bewährte Jeti Spin 99 und als Energiequelle ein 10s-LiPo 35C ExtremePower Akku von eflight.ch mit 4.700 Milliamperestunden Kapazität zum Einsatz. Der Motor treibt einen APC-E-Propeller 21 × 13 W an. Die RC-Komponenten stammen allesamt von Futaba. Auf die Quer- und Höhenruder wirken insgesamt sechs S9650 Digitalservos und auf das Seitenruder ein S9151 Digital­servo. Der Empfänger muss mindestens acht Kanäle haben, möchte man jedes Ruder einzeln am Sender kontrollieren können. Für das Testmodell wurde daher ein Futaba R-608-2,4-Gigahertz-Empfänger ausgewählt. Die Stromversorgung der RC-Anlage übernimmt ein 2s-LiPo mit 1.350 Milli­amperestunden Kapazität, dessen Spannung von einem PowerBox DigiSwitch auf konstant 5,5 Volt geregelt wird.Zur Komplettierung des Modell bedarf es zusätzlich eines 67-Millimeter-Spinners und – sofern nicht gelötet werden soll – diverser Servoverlängerungskabel: je zweimal 100, 200 und 1.000 und viermal 600 Millimeter Länge. Die verwendeten Komponenten sind Standard. Selbst sie ermöglichen die Einhaltung des 5-Kilo-Gewichtslimits. Durch die Verwendung eines Kohlefaser-Spinners, eines Kohle­faser-Propellers, eines kleineren Empfängerakkus sowie eines leichteren Antriebsakkus könnte das Gesamtgewicht weiter reduziert werden. Vorgefertigt Der Aufbau des Modells gelingt enorm schnell, da vom Her­­steller sehr viel Vorarbeit geleistet wurde. Der Autor hat das Testmodell in weniger als einer Woche an einigen Abenden fertig gestellt. Die meisten zu erledigenden Arbeiten sind ­simpel und in der bebilderten Bauanleitung, die dem Bausatz beiliegt, erklärt. Ein gutes Beispiel für den weiten Vorfertigungsgrad ist das Fahrwerk: So sind hier alle Bohrungen werksseitig bereits passgenau ausgeführt. Im Rumpf sind an der richtigen Stelle Einschlagmuttern eingebaut, sodass das Fahrwerk inklusive Radschuhe im Handumdrehen montiert ist. Für die Radachsen sind durch den Hersteller ebenfalls Bohrungen im Fahrwerk und in den Radschuhen vorgenommen worden, weshalb die gesamte Montage des Fahrwerks ohne Bohren, Fräsen oder Schleifen gelingt. Ohnehin musste während der gesamten Montage keine einzige Passung nachgearbeitet werden. Das lästige Ausschneiden von mit Folie überdeckten Öff­nungen und Ausschnitten wurde ebenfalls durch den Hersteller er­­le­­digt. Zudem sind alle Ruder bereits betriebsfertig angeschlagen – auch das Einkleben der Scharniere entfällt. Leise Power Die aufwändigste, weil am meisten Eigenleistung erfordernde Arbeit, ist der Einbau des Antriebs. Zur Reduktion des Getriebegeräusches wurde der Motor vorne auf vier 15-Millimeter-Silentblöcken gelagert. Im Testmodell wurde deshalb ein zweiter Frontspant eingeklebt, in welchem Alugewindebüchsen zur Aufnahme der Silentblocks eingeklebt wurden. Hinten wird der Motor mit einem Hilfsspant abgestützt, damit die insbesondere bei gerissenen Figuren entstehenden, hohen Kreiselkräfte den Motor nicht zu stark auslenken lassen. Der Spant wird durch einen geschlitzten Silikonschlauch vom Motor entkoppelt. Der Servoeinbau gelingt dann wieder sehr schnell. In den Tragflächen werden die Servos liegend eingebaut. Es sind entsprechende Sperrholzrahmen eingeklebt, in welche die vorgesehenen S9650 Servos mit ihren am Servogehäuse angeformten Halterungen sauber eingepasst werden können. Einziger Kritikpunkt hier: Um die Servos einbauen zu können, muss mit einem Fräser am Holm Platz für den Aus­­gang des Servokabels geschaffen werden. Festigkeits­pro­­bleme können dadurch nicht entstehen, da der Sperrholzrahmen zur Aufnahme des Servos als Kraftbrücke dient. Der Ein­bau der Servos in die Höhenleitwerke und den Rumpf gelingen ebenfalls spielend. Es befinden sich unterhalb der entsprechenden Servobrettchen vorbildlich auch bereits Verstärkungen zur Aufnahme der Befestigungsschrauben. Ausgetauscht Zur Anlenkung der Ruder liegen sämtliche Kleinteile bei. Für Seiten- und Höhenruder findet man im Bausatz aus Aluminium gedrehte, höhenverstellbare Ruderhörner, für die Querruder etwas einfachere Gewindestangen mit Spritzgussfüßen. An Seiten- und Höhenruder sind selbst die Bohrungen für die Aufnahme der Ruderhörner vorhanden. Bei den Querrudern müssen die Löcher selber ge­­bohrt werden, was aufgrund der Möglichkeit, die Servos je nach Typ auch anders als vom Hersteller ­vorgesehen zu montieren, sinnvoll ist. Die Gestänge ­wurden teilweise ausgetauscht – nicht weil sie nicht brauchbar gewesen wären, sondern um eigene Vorlieben umzusetzen. Die Litzen zur Anlenkung des Seitenruders sind einseitig be­­­reits mit Gewinde-Löthülsen versehen – sie wurden gegen bevorzugte Kunststoff-ummantelte Litzen ausgetauscht. Die Kabinenhaube wird entweder auf den Rumpf ge­­schraubt oder geklebt. Dabei wurde der werkseitig grau bespannte Kabinenboden nach Entfernen der Folie und einem Anstrich mit Hartgrund mit Graniteffekt-Spray ­lackiert. Vorteil: Dadurch entstehen auch bei großer Hitze keine Blasen oder Falten unter der Cockpitver­gla­sung. Diese sind bei einer verklebten Kabinenhaube nicht mehr zu entfernen. Dem Bausatz liegen zwei Dekorbogen mit diversen schwar­­zen Schriftzügen bei. Doch sowohl die Schriftart als auch die Schriftfarbe wirkten etwas langweilig, sodass ein eigenes Design geplottet wurden. Fertigstellung Was noch bleibt, ist das Auswiegen des Modells und das Programmieren der RC-Anlage sowie des Reglers: Der Schwerpunkt kann problemlos durch Verschieben des Antriebsakkus auf dem Akkubrett eingestellt werden. Das Programmieren der RC-Anlage hängt stark vom verwendeten Sender ab. Beim vom Autor verwendeten Futaba 14MZ Handsender wird als Grundtyp ein Motormodell mit vier Querrudern und Ailvator-Höhenruder ausgewählt. Ailvator bedeutet getrenntes Höhenruder mit Querfunktion. Da jedes Ruder per separaten Kanal angesteuert wird, können Neu­­tral- und Endpunkte über den Sender justiert werden. Die Einstellwinkel der Tragflächen und des Höhenleitwerks wurden nicht nachgemessen. Hier wurde „blind“ dem Hersteller vertraut, was sich beim Erstflug als richtig herausgestellt hatte. Perfekt neutral Beim Erstflug fiel auf, dass keines der Ruder nachgetrimmt werden musste. Alle Ruder befanden sich in ihrer Neutral­position, was für die präzise Vorfertigung des Modells durch den Hersteller spricht. Das Modell fliegt, wie bei einem modernen F3A-Modell nicht anders zu erwarten, sehr neutral und benötigt nur wenige Mischer mit relativ geringen Mischanteilen, um das Flugverhalten auf Wett­­bewerbsniveau zu bringen. Im Messerflug trägt der Rumpf des Modells ausgesprochen gut, weshalb nur sehr wenig Seitenruderausschlag benötigt wird, um im Messerflug Höhe zu halten. Entsprechend wenig Ruderausschlag ist auch im Messerfluglooping nötig. Jedoch neigt der Favorit im Messerflug zum Zurückdrehen in die Neutrallage, ein Abweichen auf Höhe oder Tiefe konnte dagegen nicht festgestellt werden. Um das Zurück­drehen zu eliminieren, ist ein Mischer „Seite auf Quer“ mit etwa 10 Prozent erforderlich. Zudem stellte sich der an­­geformte Seitenzug beim verwendeten Antrieb als etwas zu klein heraus, was einen Mischer von „Gas auf Seite“ notwendig machte. Turns lassen sich aufgrund der guten Seitenruderwirkung sehr einfach fliegen, weshalb das Risiko des Umfallens eines Turns bei diesem Modell gering ist. Die Langsamflugeigenschaften sind ausgezeichnet. Das zeigt sich beispielsweise beim Einleiten des Trudelns: Hier nimmt das Modell erst bei geringer Fluggeschwindigkeit ohne Abkipptendenz die Nase runter. Die Drehbewegung lässt sich durch Neutralisieren der Ruder präzise beenden, ohne dass das Modell zum Nachdrehen neigt. Genauso gut lassen sich auch Snaps ein- und ausleiten. Doppeldecker im Wettbewerb Gegenüber Eindeckern haben Doppeldecker – und insbesondere auch der Favorit – den Vorteil, dass sie sehr gute Messerflugeigenschaften aufweisen. Der Rumpf trägt mit Unterstützung der Flügelstreben schon bei einem geringen Rumpfanstellwinkel und die Tragflächen sowie der Baldachin sorgen für eine kanalisierte Anströmung der Heckpartie des Rumpfs sowie des Seitenruders. Hierdurch werden sämtliche Figuren, die Rumpfauftrieb bedürfen, vereinfacht, wie zum Beispiel Messerflug, Messerflug­loopings, Rollen, Rollen­­kreise, Rollenloopings. Der lange Hebelarm, resultierend aus der geringeren Spannweite eines F3A-Doppeldeckers, sorgt zudem für eine ausgewogene Höhenruderwirkung und die näher im Zentrum liegende Masse erleichtert das Beschleunigen und Abbremsen von Rollbewegungen. Nachteil des Doppeldeckers ist einerseits die größere ­aerodynamische Angriffsfläche, die das Fliegen bei Wind erschweren kann. Außerdem ist die Ausrichtung des Flügels im Flug sehr gut erkennbar, was Fehler in Form von Über- oder Unterdrehen von Rollfiguren besser sichtbar macht. Ein für Wettbewerbspiloten nicht zu unterschätzender praktischer Nachteil ist zudem die höhere Aufrüstzeit gegenüber einem Eindecker, die sich beim Favorit aufgrund der durchdachten Flügelstreben­befestigung jedoch stark in Grenzen hält. Bilanz Einziger Kritikpunkt ist die Auslegung des Modells sowohl für Verbrennungsmotoren als auch für Elektroantriebe. Elektroflug-Piloten würden nämlich den Zugang zu den Akkus durch einen Deckel im Rumpfoberteil bevorzugen. Dadurch könnte vermieden werden, dass das Modell zum Beladen der Akkus auf den Rücken gedreht werden muss. Unab­hängig davon ist der Favorit ein ausgereiftes F3A-Wettbewerbsmodell mit sehr ansprechendem Flugbild. Der Aufbau gelingt rasch und ohne irgendwelchen Nacharbeiten, wobei Qualität und Gewicht ausgezeichnet sind. Die Flugeigenschaften sind hervorragend und vor allem das ausgezeichnete Messerflug- und Rollverhalten ist augenfällig.