Designerstück

Acht Kanäle, 30 Modellspeicher, umfangreiche Programmiersoftware für Heli- und Flächenmodelle sowie volle Telemetriefähigkeit und SD-Kartenslot sind die Schlaglichter der XG8 von JR Propo. AKmod bietet das Designerstück auf dem deutschen Markt an und platziert hierzulande einen Mittelklassesender mit Ausrufezeichen. Das Testmuster stammt von Staufenbiel. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. So kann sich die XG8 ihrer Fans sicher sein. Wer sich hingegen nur vom optischen Eindruck leiten lässt und dem Designer­stück wenig abgewinnen kann, dem entgeht die Chance, mit moderner Fernsteuertechnik in Berührung zu kommen. Ist der optische Eindruck schon stark, so überzeugt die XG8 auch in puncto Haptik und Ergonomie. Klar­text: Die Anlage liegt gut in der Hand und alle Bedienelemente sind bestens erreichbar. Einzig die Fingerabdrücke, die auf der schön glänzenden Oberfläche sichtbar zurückbleiben, könnten den Eindruck eintrüben. Das Display lässt sich auch unter schwierigen Lichtverhältnissen sehr gut ablesen. Klare Sache: Auf den ersten und zweiten Blick kann der Handsender bereits punkten. Viel dran Ob der Preis mit 449,– für eine Achtkanalanlage zu hoch oder angemessen ist, wird der Interessent für sich selbst entscheiden. Als Gegenwert erhält der zukünftige Besitzer einen voll ausgebauten Computersender mit sechs Drei­wege- und zwei Zweiwege­schaltern, zwei Drehgebern und zwei Tipptastern. Die beiden Kreuz­knüppelaggregate sind für diese Klasse solide gemacht, lassen sich definiert be­­wegen, rasten präzise mittig ein und geben dem RC-Pi­loten ein gutes Feedback beim Steuern. Zum Trimmen dienen je Steuerknüppel zwei digitale Tipptaster. Der Ein-aus-Schalter sitzt mittig in einer kleinen Vertiefung, was ihn gegen versehentliches Bedienen schützt. Links neben dem monochromen, mehrzeiligen und 67 × 35 Milli­meter großen Display sind vier Taster ins Gehäuse eingelassen, rechts befindet sich ein Roll-Druck-Taster. Sie alle dienen zum Programmieren eines Modells beziehungsweise zum Scrollen durch die Menüs. An der Ge­­häuserückseite ist der Zugang zum Akku und der SD-­Kar­­tenslot integriert. Auch sind hier eine Lehrer-Schüler- beziehungsweise DSC-Buchse platziert. Das Ladekabel, das einschließlich Ladegerät zum Liefe­rumfang gehört, wird seitlich im Sendergehäuse eingesteckt. Zum Über-Nacht-La­den des vierzelligen NiMH-Akkus mit 1.400 Milliampere­stunden Kapazität reicht der 220-Volt-Lader völlig aus. Die Betriebs­­­­zeit des Akkus liegt bei über sieben Stunden, sodass nicht permanent nachgeladen werden muss. Im Auslieferungszustand ist die XG8 in Mode 1 oder 2 konfiguriert. Möchte man die Knüppelbelegung ändern, ist dies über ein entsprechendes Menü zu programmieren und die aktivierte Rat­schen- beziehungsweise Rastfunktion im Sen­der­­gehäuse zu än­­dern. Letzteres muss zu diesem Zweck über das Lösen von acht Schrauben geöffnet werden. Viel drin Beim Übertragungsverfahren im 2,4-Gigahertz-Band kommt in der XG8 das moderne, JR-eigene DMSS zum Einsatz, das erst vergangenes Jahr eingeführt wurde. Die Abkürzung steht für Dual Modulation Spectrum System und garantiert eine hohe Übertragungs­sicherheit. Das System vereint die Vorteile von Frequenz-Sprung- und Breitband-Übertragungs-Technologien. Vor allem bei Signalverlusten verspricht der Hersteller ein Plus an Sicherheit. Und in puncto Reaktions­zeit soll das neue Verfahren auch schneller sein, als das zuvor verwendete DSM2 oder DSMJ. Zugleich ist DMSS bidirektional, sodass die XG8 voll telemetriefähig ist. Vom Empfänger gesendete Sensorwerte, beispielsweise Tempera­tur, Drehzahl oder Empfängerspannung, lassen sich auf dem Senderdisplay anzeigen. Um DMSS nutzen zu können, ist ein Empfänger der neuen Generation erforderlich. Der gehört selbstverständlich zum Lieferumfang. Konkret handelt es sich um den Typ RG831B mit angestecktem Satelliten RA01T. Der Achtkanalempfänger mit Antennen-Diversity ist bereits mit einem Anschlussplatz für Sensoren ausgestattet. Der Bindingprozess erfolgt mithilfe des beiliegenden Bindingsteckers. Zwei Ebenen Die umfangreiche Software zum Programmieren von Modellen gliedert sich in zwei Hauptmenüs: Sys­tem­liste und Funktionsliste. Grundlegende Einstellungen nimmt der Anwender im ersten Menü vor, beispielsweise die zur Knüppelbelegung, der Menüsprache (deu­tsch, englisch, französisch) oder den Systemtönen. Letzte Option ist wahrlich ein Segen für alle Mitmen­schen und dem Piloten selbst, der das nervige Piepsen des Senders beim Modellprogrammieren einfach abschalten kann. Weitere Optionen im Systemmenü beziehen sich beispielsweise auf das exakte Einstellen der Failsafe-Positionen, was in dieser Senderklasse ungewöhnlich ausführlich gelungen ist, oder auf das Zuordnen der Geber im Untermenü Geber Auswahl. Die Kanäle fünf bis acht lassen sich nämlich teils frei auf zur Verfügung stehende Schalter legen und damit den individuellen Bedürfnissen des RC-Piloten anpassen. Ferner fällt man im Funktions­menü generelle Entschei­dungen zum Modell. Im Unter­menü Typauswahl stehen Akromodell, Segler oder Heli zur Verfügung. Die Wahl wirkt sich dann direkt auf andere Untermenüs aus, beispielsweise stehen für Heli-Modelle erst dann spezielle Taumelscheiben-Mischer bereit. Sehr löblich ist ein den Untermenüs Typaus­wahl und Modell­auswahl vorgeschaltetes Sicherheits­fea­ture, und zwar die Abfrage, ob die HF-Abstrahlung unter­bun­den werden soll oder nicht. Bei Ja, also abgeschalteter Ausstrah­lung, wechselt die zentrale Kontrollleuchte im Sen­der­ge­häuse von blau auf rot. Das Thema Sicherheit kommt auch im Untermenü Tele­metrie voll zum Tragen. Für bis zu sechs Sensoren, namentlich Empfängerakkuspannung, Temperatur, Drehzahl, Höhe, Vario und Flugakkuspannung sowie -kapazität, lassen sich Schwellenwerte festlegen, bei dem der Sender Alarm geben soll. Bei Vario können für vier verschiedene Steigwerte und einen Sinkwert – alle individuell in Meter pro Sekunde wählbar – verschiedene Alarmtöne vergeben werden. Bei Höhe sind es immerhin drei verschiedene Töne. Der Einsatz von Sensoren und daraus resultierende Ergebnisse werden von der XG8 also in idealer Weise unterstützt. Während des Flugs lassen sich dann bis zu sechs Telemetriewerte auf einen Blick auf dem Display wiedergeben. Ins Detail Standardfunktionen wie DualRate, Expo, Servomitte, -revers, -wegbegrenzung oder -umpolung lassen sich mit wenig Aufwand leicht im zweiten Hauptmenü Funktions­liste einstellen. Verwendet man zwei oder drei Flugphasen, sind genaue Setups beispielsweise bei DualRate und Expo möglich – hier sogar noch getrennt nach Ausschlags­richtung. Im Untermenü Servogeschwindigkeit bietet sich die Option einer Laufzeitverzögerung. So könnten zum Beispiel Klappen, die über einen Schalter aktiviert werden, in einer definierten Zeit von 0,1 bis 15 Sekunden langsam statt ruckartig ausgefahren werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Untermenü Klappen Wegbe­grenzung für Segelflugmodelle. Es verhindert einen Servo­ausschlag in eine für die Klappe ungünstige Position. Dass dieses sinnvolle Feature dem Motorflieger vorenthalten bleibt, ist eigentlich schade. Für Segelflugmodelle hält die XG8 ferner ein ausführliches Wölbklappen- und Brems­klappenmenü bereit. Motorflieger erhalten dafür die Unter­menüs Klappensystem und Snap Roll. Ersteres ist sogar abhängig von Flugphasen im Detail einstellbar. Für beide Flächenmodelltypen bietet die XG8 eine Aus­wahl bereits fertiger Mischer wie Combiswitch, Flaps und vieles mehr an. Wem das nicht reicht, dem stellt der Sen­der sechs freie Mischerplätze zur Verfügung. Hier gemischte Funktionen können dann linear oder als Kurve ausgeführt werden. Zur Aktivierung kann man zur Ver­fügung stehende Schalter bestimmen. Auch das Einstellen komplexerer Modelle ist damit weitgehend möglich. Heli-Modelle Zu den Standards bei Helimodellen gehören eine detailliert einstellbare Fünfpunktkurve für Gas und Pitch. Die Funktions­vielfalt beider Untermenüs ist recht komplex geraten und erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Kann man die XG8 sonst beinahe ohne Zuhilfenahme des Handbuchs bedienen, könnte die Anleitung an dieser Stelle gerne intensiver auf die Möglichkeiten des Senders eingehen. Mit zunehmender Erfahrung fällt das Programmieren dann jedoch leichter. Zum Festlegen erforderlicher Werte im umfangreich ausgestatteten Untermenü Taumelscheibenmischer ist zu­­nächst im Hauptmenü Systemliste festzulegen, um welchen Tau­melscheibentyp es sich handelt, beispielsweise drei Servos in 90-, 120- oder 140-Grad-Anordnung. Wei­tere Unter­menüs zum Bestimmen von Autorota­tions­eigen­schaften oder der Kreiselempfindlichkeit ergänzen sich mit sechs freien Mischern, mit denen sich jedes normale Heli­modell und auch Scalehelis mit Sonder­funk­tionen programmieren lassen. Einen detaillierten Über­blick zu den Möglichkeiten der XG8 für Helipiloten gibt der Testbericht in Ausgabe 01/2012 von RC-Heli-Action. My personal XG8 Zwei Timer offeriert der Sender dem Piloten. Deren Ak­­ti­vierung lässt sich mit fast allen Gebern verknüpfen. Leider aber nicht mit dem Gasknüppel, was für Heli- und Flächen­­­­piloten wichtig gewesen wäre. Immerhin kann der Flugpha­senschalter zum Einschalten eines oder beider Timer herhalten, was für Segelflieger interessant ist. Dabei kann entweder eine zuvor definierte Zeit runtergezählt oder die aktive Zeit gestoppt werden. Einem besonderen Service-Gedanken geschuldet sind die beiden Untermenüs Servo- und Mischermonitor. Sie können darüber Aufschluss geben, ob nicht doch eine Funk­tion falsch programmiert wurde. Das Nonplusultra in puncto Service stellt jedoch die Funktion My List dar. Es dient zur fortgeschrittenen Personalisierung der XG8. Zehn der am häufigsten genutzten Untermenüs können hier in einem eigenen Hauptmenü zusammengefasst werden und gestatten so einen Schnellzugriff, der das Programmieren und spätere Abstimmen wesentlich beschleunigen kann. Hier hat JR Propo von den großen Vorbildern aus der Unterhaltungselektronik clever abgeschaut und die XG8 noch näher an ihren Benutzer herangeführt – sehr löblich und nachahmenswert.