Der Sbach 342 von Lindinger Modellbau

Extra, Extra, Extra – hieß es noch vor einiger Zeit auf fast allen Modellflugplätzen. Doch das änderte sich. Nun heißt es Sbach, Sbach, Sbach. Möchte man mit einer ­größeren, originalgetreuen Maschine Kunstflug betreiben, kommt man um diesen ­Flugzeugtyp fast nicht herum. Ein würdiger Vertreter dieser Gattung ist die Sbach 342 vom niederländischen Anbieter Pilot RC im Vertrieb über Lindinger Modellbau. 2.720 Millimeter Spannweite und etwa 12 Kilogramm Gewicht sprechen eine deutliche Sprache. Hier geht es demnach nicht um einen Parkflyer, die Sbach ist ein ausgewachsenes Kunstflugmodell, das für Boxermotoren mit 100 Kubikzentimeter Hubraum gebaut wurde. Doch ein 80er tut’s auch, denn der Einzylindermotor MVVS 80 hatte einen entscheidenden Vorteil: Er war schlicht vorhanden. Original Sbach – was für eine komische Bezeichnung. Dabei wird die Maschine im Original sogar in Deutschland gebaut. Der Name der Maschine leitet sich vom Namen des Entwicklers ab: Phillip Steinbach. Das einfache Handling in Kombination mit der hochentwickelten Technik macht das Flugzeug für Einsteiger und Profis gleichermaßen­ interessant. So steht es zumindest auf der Homepage des Herstellers www.xtremeair.de. Das Original wird am Flughafen Cochstedt in Hecklingen mit modernsten Verbundstoffen und unter neuesten Sicherheitsaspekten hergestellt. Die Konstruktion basiert auf Hightech-Carbon und Honeycomb-Sandwich (Wabenplatten­sandwich). Die Flügel wurden auf Kräfte bis zur zehn­fachen Erdanziehungskraft (g) getestet und der Motor leistet 240 Kilowatt. Zurück zum Modell. Das Design hebt sich von den bekannten Extras und Jaks erfreulich ab. Als erstes fällt die enorme Flächentiefe auf und das sehr weit nach vorne gesetzte Fahrwerk. Die Haube ist recht lang gezogen und die beiden Kühlluftöffnungen der Motorhaube sind harmonisch an den Spinnerübergang angeglichen. Das ganze Modell macht einen gelungenen Eindruck und gefällt auf Anhieb. Grundvoraussetzungen Das Modell sollte einfach aufgebaut werden können und so wenig Servos wie möglich benötigen – für eine 2,7-Meter-Maschine. Auch darf das Gewicht der Zelle nicht zu hoch sein, damit der 80er-Motor ausreicht. Beim Öffnen des großen Kartons fällt die hervorragende Transportsicherung der Maschine auf. Alles ist perfekt in ausgeschnittenem Styropor gesichert. Ein erstes Inspizieren der einzelnen Bauteile überzeugt von deren Qualität. Die Folie der Bespannung weist keine Falten auf und die lackierten Teile sind noch einmal mit Klarlack überzogen. Umfangreiches Zubehör wie Spinner und Räder auf Alufelgen runden das Paket ab. Das CFK-Fahrwerk wurde dann sogleich mit den Rädern und den Puschen angebaut. Das funktioniert mit dem mitgelieferten Beschlagsatz sehr schnell und passgenau. Nicht vergessen sollte man das Einfetten der Radachsen. Als Nächstes bekamen die stabilen Ruderhörner aus gefrästem GFK nach dem Entgraten mattschwarzen Lack verpasst. Nach dem Einkleben konnten auch gleich die Seile zur Seitenruderanlenkung angebracht werden, da diese schon fertig konfektioniert im Rumpf lagen. Weiter geht es mit den Anlenkungen der Höhenruder. Hierzu liegen sehr stabile, mit Rechts-links-Gewinde versehene Anlenkungen bei. Da alle Scharniere schon eingeklebt sind (die der Hersteller sogar mit Stiften sicherte), ist diese Arbeit sehr schnell erledigt. Das Seitenruder ist mittels Stahldraht ruck-zuck angebracht. Zur Anlenkung des Spornrads schraubt man einen der beiden Servohebel für die Seitenruderanlenkung unter das Ruder. Danach wird das beiliegende Spornrad in CFK angeschraubt. Jetzt kann man zwei Federn einhängen und das Rad wird perfekt und sicher vom Ruder mitgenommen. Psst Die Schallemission ist gerade bei Modellen mit Verbrennungsmotoren immer ein Thema. Doch dagegen gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Oft vergisst man nämlich, dass nicht nur der Motor laut ist, sondern auch das Modell selbst scheppert. Bei Mark Maibom (www.markmaibom.de) sind Filzbänder erhältlich, die man auf die Wurzelrippen der Tragflächen und Höhen­ruder kleben kann. Auch ist dort eine Dämmmatte für die Motor­hau­ben­innenseite erhältlich. Zusammen mit dem eingesetzten K+N Filter oder einen Ansauggeräusch­dämpfer kann man die Lautstärke dann doch um das eine oder andere Dezibel verringern. Wer keine Geisterflugzeuge mag, kann sich auf www.redaerorc.com umsehen. Dort bekommt man bereits lackierte Pilotenbüsten. Als Servo wurde auf allen Rudern das Hitec HS 7954 SH verbaut. Ein HS 5685 MH übernimmt den Job an der Motordrossel. Wie eingangs erwähnt, sollte auf jedem Ruder nur ein Servo verbaut werden. So müssen die eingesetzten 29-Kilo-HV-Servos, zumindest auf Quer- und Seitenruder, ganze Arbeit leisten. Da mit der Sbach sowieso nicht hartes 3D geflogen werden soll, kann man hier über das Hebelarmverhältnis die Kraft anpassen. Cool Weiter geht es mit dem Motoreinbau. Der Motor ist hängend an einem MVVS Motorträger angebracht. Durch die zweiteilige Haube ist der Einbau viel leichter als sonst. Das Oberteil kann immer schnell an- und abgebaut werden, wodurch sich die Einbaulage des Motors einfach anpassen lässt. Ein Kunststoffrohr verschafft dem Motor noch zusätzliche Kühlung. Der Krümmer verläuft auf der linken Seite des Resotunnels, rechts sitzt die Zündung am Motordom. Dieser ist für eine zusätzliche Verstärkung noch mit einer Lage Gewebe überzogen. Nach dem groben Auswiegen des Schwerpunkts wurde ein Resonanzrohr von Manfred Greve bestellt. Dieses ist sehr dünn und passt unter der Flächen­steckung hindurch. Nach dem Einpassen des Resonanzrohrs in den Tunnel wurde ein Krümmerdummie gebaut, nach dem ein ­passender Krümmer hergestellt werden konnte. Um das Resonanzrohr letztendlich einzubauen, benötigte die hintere Wand der Auspuffkammer ein Loch, auch das Brett des Seitenruderservos musste Material abgeben. Hier wurde auf der Oberseite mit zwei schmalen Honeycomb-Streifen eine Verstärkung eingebracht. Auch musste das Seitenruderservo noch 10 Millimeter höher gesetzt werden, da es sehr nah am Resorohr lag. Das Greve-Rohr hat zur Befestigung eine Schelle. Diese wird mitgeliefert und sitzt recht weit hinten an einer markierten Position. Eine Querstrebe aus einer Wabenplatte stellt die Verbindung zum Rumpf her. Für den Auslass der Abgasanlage musste hinten eine passende Öffnung geschaffen werden: Bei vier Strebenfeldern wurde die Folie entfernt und durch eine Abdeckung aus einer ­dünnen, mattschwarz lackierten GFK-Platte ersetzt. Um die Stromversorgung der Empfangsanlage kümmern sich zwei 2s-LiPos mit 2.600 Milliamperestunden Kapazität von Engel Modellbau. Ein 2s-LiPo mit 1.700 Milliamperestunden Kapazität versorgt die Zündung mit Strom. Beim Auswiegen konnte der Platz in der Nähe der Endleiste am Flügel ermittelt werden. Auf einer eingebrachten Wabenplatte wurden die drei Akkus schließlich mit Klettband befestigt. Nach diesem Bauabschnitt folgte der Gang zur Waage. Nur 12 Kilogramm bringt die 2.720-Millimeter-Maschine von Pilot RC auf die Waage. Durch das geringe Gewicht stieg die Spannung auf den Erstflug. Um den Motor per Fernsteuerung abschalten zu können, wurde von Engel Modelltechnik zusätzlich ein Zündschalter eingebaut. Hierfür gibt es sogar spezielle Geräte, die hochvoltfähig sind. In die Luft Das Einfliegen gestaltete sich relativ unspektakulär. Das Modell geht mit dem 80er-Motor senkrecht und ist auch nach einer kurzen Startstrecke in der Luft. Die Ruder­einstellungen können je nach der Fingerfertigkeit des Piloten von zahm bis hardcore eingestellt werden. Die Sbach geht absolut neutral durch alle Figuren. Lediglich der Motorsturz musste noch ein wenig erhöht werden, aber das war schon alles. Die Trimmungen blieben unangetastet. Durch das geringe Gewicht ist sie sehr zahm beim Landen und kann fahrwerkschonend aufgesetzt werden. Es macht einfach Spaß sie zu fliegen. Ob klassischer Kunstflug oder allerlei Unsinn, die Sbach macht von der Festigkeit alles mit. Durch das neutrale Flug­verhalten gelingen Rollen wie an der sprichwörtlichen Schnur gezogen. Loopings meistert die das Modell ohne Versatz und beim Turn dreht die Maschine mit einem leichten Gasstoß fast auf der Stelle. Der Motor harmoniert perfekt mit dem Resonanzrohr. Am Boden stellt sich mit einer 28 × 14 Zweiblatt­luft­schraube von Engel Modelltechnik die Maximaldrehzahl von 5.900 Umdrehungen in der Minute ein. Das Laufgeräusch ist relativ dumpf und als angenehm einzustufen. Der MVVS 80 läuft für einen Einzylinder sehr ruhig und hat ein vorbildliches Standgasverhalten. Um die Lautstärke noch weiter zu reduzieren, wurde auch eine Mjetzlik CFK Zweiblattlatte in der Größe 29 × 12 getestet. Mit dieser fällt die Drehzahl etwa um 200 Umdrehungen in der Minute im Vergleich zur Erstgenannten ab.