Der Packesel von Borjet

Nach der Maja bringt nun die Firma Borjet den Vamp an den Start, die jüngste Kreation aus der EPP-Schmiede. Wie schon beim Vorgängermodell liegt auch beim Vamp der Fokus aufs Lasten transportieren. Als Ladegut kommen nur natürlich FPV-Equipment und Kameras in Frage. Die auffälligste Änderung ist der Doppelrumpf. So liegt der Antrieb quasi in Rumpfmitte, noch vor dem Höhen- und Seitenruder. Der Sinn dabei ist klar: Das zentriert die Massen näher am Neutralpunkt des Modells, was die Auswahl des Motors und die der Zuladung erleichtert. Die Spannweite von 1.800 Millimeter (mm) blieb erhalten – was auch nicht verwundert, ist es doch die gleiche Tragfläche, die schon bei der Maja zum Einsatz kam. Auch der Rumpf zeigt viele Ähnlichkeiten. Geblieben ist auch die angegebene Zuladungsmöglichkeit von etwa 1.000 Gramm (g). Rein damit Der Rumpf bietet viel Stauraum und kann auf fast die gesamte Länge geöffnet werden. Das soll den Vamp gerade für FPV-Flüge und hochwertige Luftaufnahmen in bewegten und unbewegten Bildern prädestinieren. Der Vamp ist in ­verschiedenen Ausführungen lieferbar, es besteht auch die Möglichkeit, einen komplett fertig gebauten Vamp zu beziehen. Für den Test stand die Baukastenvariante zur Verfügung. Die Tragflächen sind dreiteilig ausgeführt und aus schwarzem EPP hergestellt. In jedem Teilstück stecken zwei Alu-Vierkantrohre als Holm im Material. Von den Abmessungen und Ausführungen sind alle drei Flächenteile gleich, was sicher der Herstellung zugutekommt. Die Leitwerke bestehen aus rotem EPP und haben bereits Ausfräsungen für unterschiedliche Verstärkungen. Weitere Alu-Vierkantrohre bilden die beiden Leitwerksträger, die später mit schwarzen EPP-Formteilen verkleidet werden. Ein Beutel mit Zubehörteilen für die Anlenkungen, Schrauben und Muttern runden das Paket ab. Ferner ist eine Bauanleitung beigelegt, die viel Spielraum offen lässt. Hier ist eben der Modellbauer an sich gefragt. Eine genaue Planung, welche Bauschritte man zuerst erledigt, ist unumgänglich. Stolpersteine Beginnen wir mit dem Bau des Rumpfs, der sich aus fünf Hauptteilen und einigen Verstärkungselementen zusammensetzt. Bevor man überhaupt zum Klebstoff greift, sollte man alles trocken zusammensetzen und dann nach Ober- und Unterteil getrennt weglegen. Geklebt wird fast ausschließlich mit Fünfminuten-Epoxydharz. Zuvor jedoch sind die Klebestellen immer mit Schleifpapier anzurauen – vor allem die Stegplatten. Im ersten Schritt werden die beiden Oberteile mit zwei Verstärkungen aus 3 mm starken Kunststoffstegplatten und dem Motorträger gebaut. Der Motorträger sollte etwas nachgebogen werden, sodass ein Winkel von etwa 83 Grad entsteht (Luftschraubenmitnehmer zeigt nach oben). So entsteht der nötige Motorsturz, der das Modell bei der Beschleunigung nicht nach unten wegtauchen lässt. Es folgt das Unterteil vom Rumpf, hier muss man besonders auf die verschiedenen Bauelemente achten, da die Ausfräsungen von beiden Teilen unterschiedlich sind. Nachdem Unter- und Oberteil fertig sind, verklebt man beide Rumpfschalen miteinander. Der vordere Bereich kann über eine Länge von 400 mm hochgeklappt werden. So erhält man Zugang zu der Elektronik und dem LiPo. Anschließend erhalten die Seitenwände noch eine Verstärkung aus den bereits beschriebenen Kunststoffstegplatten. Diese dienen zusammen mit einem dünnen Kunststoffröhrchen als Sicherung, damit im Flug nicht das Vorderteil aufklappen kann. Ab hier beginnt der steinige Weg des Baus. Die Kunststoffplatten müssen positioniert und am Seitenteil markiert werden. Anschließend erfolgt die Trennung nach oberer und unterer Hälfte. Am besten klebt man zuerst die Unterteile an die Rumpfseiten. Das Verstärkungsteil wird nach dem Trocknen des Klebers durchtrennt, damit der Nasenkonus später entfernt werden kann. Weiter geht es mit den Seitenleitwerken und der Herstellung der dort nötigen Verstärkungen. Diese sollen ein- und abgeschnitten werden. Am Einschnitt der Verstärkungen klappt man diese um und setzt Einschlagmuttern ein. Dieses Bauteil kommt an das Seitenleitwerk. Das abgeschnittene Teil, so ist es den Bildern der Bauanleitung zu entnehmen, wird gleichfalls in die Ausfräsung des Leitwerks geklebt. Die Lasche mit den Einschlagmuttern steht auf den Bildern hoch. Spätestens wenn man das Seitenleitwerk mit den Alu-Leitwerksträgern verschraubt, zeigt sich, wie unnütz dieser Arbeitsschritt war. Besser wäre es, die Position der Einschlagmuttern in der Aufdopplung anzuzeichnen, die Einschlagmuttern einsetzen und die Verstärkung nicht abschneiden. Nun können zwar die Seitenruder nicht mehr angeklappt werden, doch dafür ist die Verbindung stabiler. Die Lasche mit den Einschlagmuttern, die in der Bauanleitung zu sehen ist, darf nicht hochstehen, sondern muss in die Ausfräsung des Leitwerks geklebt werden. Nur ist dann nicht mehr viel Platz für das Ankleben des restlichen Verstärkungsteils, das ­abgeschnitten werden sollte. Positionen Nur wenn die Verstärkung komplett verklebt ist, können die Alu-Leitwerksträger richtig angeschraubt werden. Über die Position der beiden Servos zur Anlenkung der Seitenleitwerke schweigt sich die Bauanleitung komplett aus. Beim Testmodell wurden die Servos in Schrumpfschlauch gepackt und unterhalb der Leitwerksträger, halb auf die Verstärkung und halb auf das EPP des Seitenleitwerks geklebt. Die Servokabel können am Alu-Rohr befestigt und später in einer Ausfräsung von der Verkleidung der Leitwerksträger verlegt werden und sind so immer zugänglich. Verschraubt man die Ruderhörner und ihre Gegenplatten einfach nur im EPP, so drückt man das Material erheblich zusammen. Fester Halt ist so nicht gegeben. Die Ruderhörner und deren Gegenplatten unterlegt man hier am besten mit 0,6-mm-Birkensperrholz. Das leitet die Stellmomente großflächig ins weiche EPP. Das Höhenleitwerk bekommt zur Verstärkung ein Alu-Vierkantrohr eingeklebt, in die Ausfräsung für das Rohr kann gleich das Servoverlängerungskabel mit eingezogen werden. Baut man später das Höhenleitwerk ein, ist ein Einschneiden des Höhenruders an den Seiten um etwa 30 bis 40 Grad nötig, damit die Seitenruder hier auch Bewegungsfreiheit nach innen erhält. Beim Bau der Tragfläche stellt man am besten zunächst das Mittelstück fertig. Dazu klebt man eine Kunststoffverstärkung umlaufend, beziehungsweise mittig, auf die Tragfläche. Anschließend werden die Befestigungslöcher für die Tragflächenschrauben angezeichnet und gebohrt. Die Verbindung zwischen dem Mittelteil und den Außenteilen erfolgt durch zwei Kohlerohre mit 8 mm Durchmesser, die in Alu-Vierkant-Rohre des Mittelteils zu kleben sind. Die Sicherung der Außenflügel erfolgt durch Stegplatten, durch die ein Kunststoffröhrchen ragt. An diesen Verstärkungsteilen befestigt man zudem Einschlagmuttern, die die Verbindung mit den Heckauslegern herstellen. Auch die Servos für die Querruder benötigen noch eine Senke im EPP. Schön wäre es gewesen, wenn für alle Ruder die Ruderhörner und die Anlenkungsdrähte beilägen. Ein Griff in die Bastelkiste sorgte hier für Vollständigkeit. Das Anbringen der Randbögen schließt die Arbeiten an der Tragfläche schon fast ab. Für die Servoverlängerungskabel ist in den Tragflächen ein mehr als ausreichend großer Schacht vorhanden. Beim ersten Montieren der Tragfläche auf dem Rumpf fiel auf, dass die hintere M5-Kunststoffschraube um 15 mm kürzer sein sollte. Die Tragflächenhinterkante reicht weit unter den bereits montierten E-Antrieb, dieser reibt mit seinem Gehäuse auf der Tragflächenverstärkung. Hier ist also noch etwas Nacharbeit nötig. Messdaten Einstellwerte für die Ruderwege, EWD oder Motorsturz sucht man vergebens. Der Wert für den Schwerpunkt wurde angeben, dieser soll bei 80 mm hinter der Nasenleiste der Tragfläche sein. Das Einmessen des Modells hat gezeigt, dass die EWD beim Vamp 2,5 Grad beträgt. Der Motorsturz ist nicht, wie auf den Bildern in der Bauanleitung gezeigt, nach unten gerichtet, sondern nach oben. Für den Erstflug wurde der Motorsturz auf plus 4,5 Grad nach oben eingestellt, wie bei Druckantrieben, die über dem Neutralpunkt des Modells liegen, üblich. Die Ruderausschläge stellt man am besten nach Erfahrung ein, auch eine obligatorische Querruderdifferenzierung. Ein Boost 25 an einem Dymond ECO 35-Regler sorgt an einer APC-E-Luftschraube mit dem Maß 11 × 5,5 Zoll für Schub. In dieser Konstellation fließen mit einem 3s-LiPo mit 5.000 Milliamperestunden Kapazität knapp 23 Ampere Strom. Da ist also noch Luft nach oben. Eine APC 11 × 8,5-Zoll-Luftschraube sorgt für 32 Ampere, mit einer 12 × 7 liegen wir schon bei 37 Ampere. Im Flug ging die Stromaufnahme des Antriebs, im Teillastbereich auf 14 Ampere zurück, da man zum ruhigen Fliegen nicht mehr Leistung benötigt. Die volle Kraft benötigt man nur beim Start. Die Waage bleibt bei 2.220 g inklusiv LiPo stehen, gegenüber der Herstellerangabe von 1.500 g ohne Akku wird das Abfluggewicht um stolze 700 g überschritten. Auch mit dem Gewicht des vom Hersteller empfohlenen 3s-LiPos mit 3.700 Milliamperestunden Kapazität ist das niedrige Gewicht nicht zu erreichen. Mit dem tatsächlichen Abfluggewicht ergibt sich eine ­Flächenbelastung von 50,3 Gramm auf den Quadratdezimeter. Ein Wert der im Rahmen liegt. Nicht berücksichtigt ist allerdings die mögliche Zuladung von weiteren 1.000 g. Jungfräulich Beim ersten Flug wird das Modell von einem Helfer mit einem kräftigen Wurf in die Luft befördert. Die Strömung liegt sofort an, ein Durchsacken während der Beschleunigungsphase ist nicht vorhanden. Nach dem Austrimmen fliegt der Vamp wie auf Schienen. Nur bei böigem Wind wackelt das Modell mit den Flächen. Überzieht man den Vamp, so nimmt er lediglich die Nase nach unten und fängt sich wieder ab, ein Abkippen über eine Fläche passiert nicht. Mit dem Vamp kann man, wenn man es möchte, auch Loopings fliegen. Rollen gelingen mit den gewählten Ruderwegen nicht so gut, jedoch ist das Modell in erster Linie ein Kameraträger und kein Kunstflugmodell. Wer dennoch möchte, vergrößert die Ruderwege für die Querruder. Im Landeanflug kann man die Leistung auf etwa ein Drittel zurücknehmen und den Vamp an den Aufsetzpunkt im tiefen Flug ziehen. Nimmt man dann Gas ganz heraus und zieht die Nase etwas nach oben, setzt das Modell sanft auf. Als Luftschraubengröße hat sich die APC 11 × 8,5 Zoll als passend herausgestellt, da hier der Motor gut in seinem Auslegungsbereich arbeitet. Mit dem großen Akku sind Flugzeiten von über 15 Minuten leicht möglich. Doch lange fliegen ist das Eine, wir möchten aber auch ordentlich was zuladen: Klappe auf und Ladung rein. In den Rumpf wurde ein 5,8 GHz-Set von GlobeFlight eingebaut. Es besteht aus einer OSC HAD 480 TVL-Kamera, einer Sendeeinheit und einem 3s-LiPo mit 1.300 Milliamperestunden Kapazität. Durch diese Maßnahmen erhöhte sich das Gewicht um 110 g. Das Mehrgewicht machte sich fast nicht im Flug bemerkbar. Um die Grenzen auszuloten, kamen 600 g Ballast ins Modell – genau auf den Schwerpunkt. Die Startstrecke verlängerte sich natürlich, der Vamp ist aber nicht durchgesackt. Nun machte sich auch während des Flugs das Zusatzgewicht bemerkbar, das Modell musste mit deutlichen Seiten- und Querrudereinsatz durch die Kurven geflogen werden, sonst schob es erheblich. Für einen waagerechten Horizontalflug war fast Vollgas angesagt. Insgesamt hat das Modell gegenüber der Auslegung ohne Kamera und zusätzlichen Ballast ein Mehrgewicht von 710 g. Bei einer möglichen Zuladung von 1.000 g ist der empfohlene Antrieb deutlich an seiner Leistungsgrenze. Man sollte dann den nächstgrößeren Antrieb wählen, um so wieder Leistungsreserven zur Verfügung zu haben. Für das Modell stellt die Zuladung kein Problem dar, nur fliegerisch muss man seinen Flugstill anpassen. Fazit Wer ein Modell für den FVP-Flug sucht und keine Propellersichel auf seinem Film haben möchte, darf sich den Vamp von Borjet gern genauer ansehen. Auch eine größere Zuladung stellt für das Modell kein Problem dar. Sicher gibt es einige kleine Hürden beim Bau zu überwinden, doch dann wird mit ausgewogenen und vor allem ruhigen Flugeigenschaften belohnt.