Horizon Hobbys Einsteiger- und Aufsteigersegler Conscendo S

Horizon Hobbys Einsteiger- und Aufsteigersegler Conscendo S

Conscendo, das klingt nach italienischer Lebensart. Herzlich, temperamentvoll, lebenslustig. Liegt hier nicht Musik in der Luft? Der handliche Elektrosegler mit dem wohlklingenden Namen macht neugierig. Einsteiger und Aufsteiger sollen gleichermaßen beflügelt werden. Ob das Konzept von Horizon Hobby aufgeht?

Conscendo, auf den klangvollen Namen hätten auch Puccini oder Verdi kommen können, um eine ihrer Operetten für die Ewigkeit zu betiteln. Nun, Horizon Hobby war schneller. Was so verlockend klingt, sollte doch auch einen hinreißenden Charakter haben. Hat es auch, dafür sorgten die Horizonauten und statteten den handlichen Elektrosegler mit den besten technischen Raffinessen aus, die die hauseigene Entwicklungsabteilung zu bieten hat: SAFE. Die vier Buchstaben stehen für Sensor Assisted Flight Envelope, also einer Sensor-gestützten Fluglagekontrolle. Wie viel Sicherheit und wie viel Wunschkonzert im Conscendo stecken, das wollen wir uns genauer ansehen.

Tutti Kompletti
Wie bei einem Komplettset zu erwarten, obwohl auch das nicht immer zutreffend ist, stellte Horizon Hobby ein Rundumsorglos-Paket zusammen, das keiner weiteren Zukäufe bedarf – sehr gut. Vor allem Einsteiger ins Hobby bewahrt das vor unliebsamen Überraschungen. So gehören zum Set ein mit mehreren Schaltern ausgebauter Vierkanalsender mit vier Trockenbatterien, die eine sofortige Inbetriebnahme erlauben, weiter ein Flugakku plus Ladegerät und das komplett mit allen erforderlichen Antriebs- sowie RC-Komponenten ausgerüstete Flugmodell. Das einzige, was man noch beisteuern muss, ist ein normalüblicher Kreuzschlitzschraubendreher zum späteren Befestigen der Tragflächen auf dem Rumpf. Anderen Komplettsets liegen solche Werkzeuge gelegentlich bei – was auch hier eine löbliche Eigenschaft gewesen wäre. Dass Horizon diese Investition in Richtung Senderbatterien umbog, ist aber auch okay. Ein Schraubendreher findet sich wohl in jedem Haushalt – und sonst fragt man eben den Nachbarn.

Ob Tutti Kompletti auch Tutti Grandiosi bedeutet, lässt sich ohne Abzuwarten beim probeweise Zusammenbauen des Modells herausfinden. Erfahrene Modellflieger benötigen dafür geschätzte zehn Minuten – vielleicht auch weniger. Unerfahrene, die der Montage das Studium der ausführlichen Anleitungen voranstellen und die Zeit zum Laden des Flugakkus auskosten, steht eine knappe Stunde Beschäftigung bevor – also alles absolut im Rahmen Freizeit-gestresster Hobby-Ausübung. Sowohl zum Sender DX4e als auch zum Modell verfasste Horizon ein eigenes, mehrsprachiges, seitenstarkes Manual. Diese informieren über technische Besonderheiten, geben aber auch allgemeine Infos, beispielsweise wie, wann und wo man fliegen darf – sehr gut. Doch zurück zum eigentlichen Ausgangspunkt, der Modellmontage.

Belle Grande
Der Vorfertigungsgrad der Conscendo S ist sehr hoch. So ist das Seitenleitwerk samt angeschlagenem Ruder teil des Rumpfs und damit funktionsfähig konfektioniert. Die beiden Höhenleitwerkshäften sind links und rechts in im Rumpf eingelassene Plastikhalterungen sowie auf einem stabilen GFK-Rundholm zu stecken und schließlich mit beiliegenden Klebestreifen zu fixieren. Die beiden bereits fertig anscharnierten Höhenruder verbinden sich kraftschlüssig über einen integrierten Plastik-Vierkant und bewegen sich damit simultan. Jetzt noch das Rudergestänge einklipsen, fertig ist das Ganze.

Weiter geht’s mit den Flächenhälften. Sie stabilisiert ein relativ langer GFK-Holm, der normal stramm in einer Hartschaumführung einzuschieben ist. Als Nächstes ist der Kontakt von Querruderservo- und Verlängerungskabel zum Empfänger hin herzustellen Zum Fixieren des Flügels liegt ein Plastikteil mit vier integrierten Zapfen bei, die erstens an vorgegebener Position durch die Flächenmitte greifen und zweitens über vier Schrauben für eine sichere Befestigung mit dem Rumpf sorgen. Das durchdachte System sorgt für eine exakte und dauerhafte Verbindung, die sich auch schnell wieder lösen lässt. Jetzt brauchen nur noch der Sender eingeschaltet und der Flugakku angesteckt werden. Das Binden der RC-Anlage ist bereits werksseitig erledigt, es könnte losgehen. Könnte, denn der 2s-LiPo will sich der bereits installierten Klettfixierung alleine nicht unterordnen und rutscht daraus wieder heraus. Ein zweites Klettband aus der Restekiste sorgt dauerhaft für Absicherung – so lässt sich auch gleich der Schwerpunkt einstellen. Es ist angerichtet.

Sichere Kiste
Besonderes Merkmal der Conscendo S ist die implementierte SAFE-Technologie, die sich primär an Einsteiger ins Hobby richtet. SAFE kontrolliert permanent die Fluglage des Modells und greift stabilisierend ein. Das ist nicht nur an windigen Tagen hilfreich, sondern unterstützt Einsteiger bei ihren ersten Flügen mit dem Modell.

Über einen Dreistufenschalter am Sender lässt sich der gewünschte SAFE-Modus vorgeben: Einsteiger, Fortgeschrittener und Experte. Der Mode bestimmt, welcher maximale Fluglagewinkel des Modells von der Elektronik zugelassen wird, bevor sie regulierend zur Tat schreitet. Im Einsteigermodus ist senderseitig keine gefährliche Schräglage steuerbar. Im Fortgeschrittenenmodus lassen sich bereits größere Neigungswinkel für ein dynamischeres Fliegen steuern, doch SAFE greift nach wie vor dämpfend ins Geschehen ein und bewahrt unerfahrene Piloten vor groben Schnitzern. Erst im Expertenmodus stehen die kompletten Ruderwege zum Steuern zur Verfügung; der elektronische Flächenkreisel bleibt weiterhin in seiner Grundfunktion aktiv.

In der Praxis hat sich SAFE schon länger in vielen Modellen von Horizon Hobby bewährt und funktioniert tadellos sowie höchst effektiv. Ideal für Einsteiger und/oder weniger erfahrene RC-Piloten ist die Start- und Landehilfe im Anfängermodus. Hält man beim Starten oder Landen den Panik-Button gedrückt, übernimmt die Elektronik einen großen Teil der Steueraufgaben. Der Pilot schiebt dabei lediglich den Gasknüppel in den Vollausschlag – zum Starten – oder in die Null-Position – zum Landen. Der Start gelingt damit wirklich easy und stressfrei. Auf Höhe angekommen einfach den Panik-Button loslassen und man kann die Steuerung des Modells übernehmen. Das Landen ist mit dieser „Automatik“ zwar ebenfalls unkompliziert. Allerdings muss der Pilot den gewünschten Landeplatz etwas anfliegen, um ein hindernisfreies Aufsetzen des Modells sicherzustellen. Darüber hinaus bringt der Panik-Button, wie sein Name zweifelsfrei erahnen lässt, eine weitere hilfreiche Eigenschaft mit. Einmal gedrückt, steuert die SAFE-Elektronik das Modell umgehend in eine sichere Fluglage zurück. Diese Funktion lässt sich unabhängig vom Flugmodus aktivieren und kann in kniffligen Situationen auch erfahrenen Piloten wertvolle Dienste leisten.

Fluggenuß
Immer und immer wieder wurden die SAFE-Funktionen beim Fliegen der Conscendo S ausprobiert. Sie arbeiten perfekt und sind ein Segen für Einsteiger. Das Schöne aber ist, dass dieser Elektrosegler mit dem Piloten mitwächst und einfach mehr kann. Nicht nur Anfängern wird das Horizon-Modell zusagen, sondern auch erfahrenen Modellfliegern. Mit ihren 1.500 Millimeter Spannweite ist die Conscendo S angenehm handlich und empfiehlt sich damit als Immer-dabei-Modell. Ihre sehr guten Flugeigenschaften unterstreichen diesen Anspruch.

Obwohl lediglich ein 2s-LiPo mit 1.300 Milliamperestunden Kapazität für die Stromversorgung zuständig ist, erzielt die 582 Gramm leichte Conscendo S kraftvolle Steigflüge. Senkrecht geht sie nicht, das vermögen der 370-kv-Brushless-Motor und Klapppropeller dann doch nicht zu leisten, aber effektiv zu Werke gehen beide, So pendelt sich die reine Motorlaufzeit bei etwa 5 bis 6 Minuten ein, was eine Reihe Aufstiege ermöglicht. Ob man sich beim Abbau erklimmter Höhe mehr oder weniger Zeit lässt, hängt vom Thermikanschluss und dem Willen des Piloten ab. Jedenfalls reagiert die Conscendo S willig auf aufsteigende Warmluftmassen und lässt sich gerne in die Höhe treiben. Beim Abstieg ist die normalübliche Zurückhaltung geboten. Das verwendete Z-Foam ist robust und alltagstauglich, trotzdem sind Sturzflüge und abrupte Abfangmanöver zu vermeiden, um unnötigen Überlastungen vorzubeugen.

In punkto Luftakrobatik präsentiert sich die Conscendo S erwartungsgemäß. Für saubere Rollen sind etwas Fahrt und ein wenig Aussteuern erforderlich. In Rückenlage hilft ein wenig Tiefenruder. Für Loopings sollte man etwas Geschwindigkeit aufnehmen, dann gelingen sie schöner und im größeren Radius. Turns unternimmt der Segler liebend gerne. Flugdynamik für das klassische Figurenspektrum ist jedenfalls vorhanden, um zwischen ausgedehnten Segelpassagen die Steuerknüppel vor dem Einrosten zu bewahren. Überwiegend dürfte die Conscendo S allerdings ihrem klangvollen ­Namen gerecht werden und viel Fluggenuß beim leisen Gleitflug bereiten.