Alea iacta est

Hohe Geschwindigkeit oder lange Flugzeit? Diese GRETCHENFRAGE begleitet den Elektroflug seit seiner Geburtsstunde. Für den Maexi von robbe – dem Wilden aus den 70er-Jahren – fielen die Würfel vier Jahrzehnte später erneut. Drei Brushlessmotoren kämpfen zum ersten Mal um den Neuen. Max war der Größte, denn er hatte Maexi. Zum Flugplatz transportiert wurde sie auf der Rücksitzbank seines Alfa. Wenn er damit durch einen Tunnel fuhr, kurbelte er auch winters die Scheibe runter, um den Auspuffsound zu hören. Deshalb brauchte Maexi auch unbedingt einen Zehn-Kubik-Zweitakter. Max stand auf Rossi. Das war in den 1970er-Jahren. Maexi erlebt derzeit ihr Comeback. Als robbe-Klassiker im Retro-Look. Natürlich schlüpft „Maexi reloaded“ fast flugfertig aus dem Karton, sauber mit Oracover-Folie bespannt. ARF (Almost Ready to Fly) nennt man das heute, fast 40 Jahre später. Max’ Enkel kennen das gar nicht mehr anders. Und obwohl Maexi sich äußerlich fast nichts anmerken lässt, ist sie innerlich inzwischen doch ganz Kind unserer Zeit. Denn neben der Möglichkeit, sie mit Verbrennungsmotor zu betreiben, gibt es auch eine Elektro-Version. Ideal als Versuchsträger für verschiedenartige neue Antriebskonzepte. Frühreif Maexi ist ein Tiefdecker mit starrem Dreibeinfahrwerk. Die Endmontage der sauber vorgefertigten Teile verläuft im üblichen Rahmen und nimmt zwei bis drei Abende in Anspruch: Das Verbinden der Ruder an Fläche und Leitwerken über Streifenscharniere mit Hilfe von dünnflüssigem Sekundenkleber bildet den Auftakt der kurzen Bausaison. Schnell sind die Flächenhälften über einen Sperrholzverbinder vereint. Mit einem Lötkolben werden die Bohrungen für die Flächenschrauben frei gebrannt und der Einbaurahmen für das zentrale Flächenservo von Folie befreit. Bald schon meldet sich das Querruderservo arbeitsbereit; der Fahrwerkseinbau kann beginnen. Das Hauptfahrwerk arbeitet nach dem altbewährten Torsionsfederungsprinzip, wie es zu Ur-Maexis Zeiten dem damals VW-Käfer fahrenden Autor über die Schlaglöcher half. Bis heute weiß man von diesem einfachen Typ Fahrwerk ganz sicher eins: es funktioniert. Zu den freudigen Erlebnissen bei der ansonsten wenig spannungsvollen Restmontage des Modells zählt der Leitwerkseinbau. Machen wir’s kurz: Die unprofilierten Leitwerksflossen passen exakt in die vorgesägten Schlitze und müssen lediglich vor dem Verleimen an entsprechender Stelle von der Folie befreit werden. Natürlich achtet man trotzdem darauf, dass die Winkel stimmen und das Höhenleitwerk mit der Fläche fluchtet. Jetzt können auch die Rudermaschinen für Höhe und Seite in den dafür ausgelaserten Öffnungen versenkt werden. Randlos passen die robbe Digitalservos S3151. Sie haben Standardgröße. Die reich bebilderte deutsche Bauanleitung lässt nichts im Unklaren. Hat man den Sperrholz-Motorträger für die Elektroversion erst mal installiert, darf das lenkbare Bugrad montiert werden. Um genügend Lenkausschlag nach beiden Seiten zu haben, empfiehlt es sich, den Lenkhebel etwas unsymmetrisch festzumachen. Der einzige Bauschritt, der nach etwas Händchen verlangt, ist das passgenaue Heraustrennen der klarsichtigen Kabinenhaube. Man achte beim Ausschneiden darauf, dass der Kunststoff nicht zu kalt ist, sonst könnte er reißen. Die Haube kann mit dem Rumpf verklebt oder – falls Abnehmbarkeit gewünscht ist – mit Schräubchen fixiert werden. Damit ist Maexi (früh-)reif für den Antriebseinbau. Man steht vor der Entscheidung: welche Art von Antrieb? Herstellerempfehlung robbe ist in Sachen Modellsport ein Vollsortimenter und empfiehlt natürlich zuerst mal eine eigene Antriebskombination. Dabei handelt es sich um den Roxxy BL Outrunner 4250-07, der bei 22° Timing etwa 730 Umdrehungen pro Minute und Volt (U/min/V) absolviert und etwa 205 Gramm (g) auf die Waage bringt. Der Außenläufermotor wird zu einem günstigen Preis angeboten. Er ist hier im Wortsinne das Maß der Dinge, denn an seiner Baulänge – 55 Millimeter (mm) von der Befestigungsplatte bis zum Luftschraubenteller – orientieren sich die Gestaltungsmöglichkeiten für alternative Antriebskonzepte. Doch zuerst mal sollte die „New Maexi“ mit dem empfohlenen Antriebskonzept zeigen, was unter der Prämisse „Nostalgie trifft moderne Antriebstechnik“ herauskommen kann. Selbstredend liefert robbe auch einen passenden Drehzahlsteller, den Roxxy Control 950/6, der bei 50 Ampere (A) Nennstrom von zwei bis sechs LiPos (25 V) betrieben werden darf. Wie es dem Stand der RC-Zubehörtechnik entspricht, erspart ein eingebautes Switch-BEC den Empfänger­akku. Eine sichere Empfängerstromversorgung mit 5,5 V / 3 A (kurzzeitig 5 A) ist so für Modelle dieses Zuschnitts in jedem Fall gewährleistet. Als Energiespender plädiert robbe für einen vierzelligen LiPo Typ Roxxy-power ZX-Serie 25C mit 4.400 Milliamperestunden (mAh), dessen Kapazität zuerst etwas üppig erscheint. Doch bald weiß man auch warum: Neben einer gefühlt viertelstündigen Flugdauer sorgt er dafür, dass der nötige Schwerpunkt – Angabe 80 bis 90 mm hinter der Nasenleiste – bleifrei hergestellt werden kann. Hier scheint es, wird Maexi ein wenig von den Schatten der eigenen Vergangenheit eingeholt. Der zum Batteriefach umgebaute ehemalige Tankraum, gut zugänglich über eine magnetisch gehaltene Klappe zwischen GFK- Motorhaube und Fläche, lässt nur wenig Spielraum für eine Verschiebung des Energiespeichers. Elektroantriebe, so haben sich die Zeiten eben verändert, sind nicht mehr elend schwer, sondern für die Schwerpunkteinstellung bei Old-Time-Modellen oftmals eher zu leicht. Doch mithilfe eines größeren „Stromtanks“ ist auch dieses Problem lösbar. Mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass sich nun auch die möglichen Flugzeiten nicht mehr zu verstecken brauchen. Verwendet man die empfohlene 12 × 8-Zoll-APC-Luftschraube, so wird der Motor nahe am Wirkungsgradmaximum betrieben und nimmt gerade mal um die 40 A auf. Bei dem sich anschließenden Praxistest zeigt sich Maexi überraschend agil. Nach etwa 20 Meter Rasenpiste, auf der dank des Dreibeinfahrwerks die Rollstrecke exakt nach Plan verläuft, ist der Tiefdecker frei. Behände klettert er auf Höhe. „Fünf oder sechs Zellen?“ will eine Stimme aus dem Background wissen. „Rat’ doch mal“, ist die Antwort des Piloten, der es gern noch etwas spannend halten möchte. Die Stimmen aus dem Off einigen sich dann doch erst mal auf fünf, um, nachdem inzwischen zehn muntere Flugminuten verronnen sind, doch vorsichtig wieder auf sechs zu erhöhen. Ja, die Energie scheint bei diesem Set unerschöpflich, sofern man, wie in Maexis erstem Leben, alle Flugfiguren fließend und weiträumig zelebriert. Wendefiguren kamen erst später hinzu. Kunstflug hieß damals: Aufschwung, Rolle, Abschwung, Looping nach hinten und dann – Augen zu – nach vorne. Dazwischen lagen die An- und Abflüge. Tief angesetzte Freistil-Rückenflüge zeugten von der Coolness – das Wort kam erst Jahrzehnte später auf – des Piloten. Max war darin Meister. Wer einigermaßen den Messerflug beherrschte, durfte beim Fliegen gerne seinen Schlips – ohne diesen verließ Mann von Lebensart sonntagvormittags nicht das Haus – anbehalten. Bei senkrechten Figuren nahm man gerne noch etwas Schwung zu Hilfe. Der Erstflug hatte genau 12 Minuten gedauert. Der nächste Versuch sollte mit einem kleineren 4s-LiPo von nur 3.300 mAh erfolgen. Vorsorglich wurden zwecks Schwerpunktprophylaxe 30 g Blei auf den Motorträger geklebt. Die frontseitige Luftbewegung organisierte nun ein 13 × 7 APC-Propeller. Mit gut 50 A Standstrom bewegt sich dieses Set nun am Rande der Reglerleistung. Wie erwartet, legte Maexi nun noch ein ordentliches Brikett oben drauf. Nun waren auch die senkrechten Passagen souverän zu meistern. Dabei sind 700 Watt (W) Antriebsleistung für ein Kunstflugmodell mit 1.460 mm Spannweite nicht eben üppig. Plausibler wird die Sache indes, wenn man berücksichtigt, dass Maexi das vorausgehende Weight-Watching mit 2.110 g absolvierte. Hätte man – dieser kurze Ausflug in den modellfliegerischen Konjunktiv sei mal ausnahmsweise erlaubt – mit den Pfunden gegeizt und die drei Standard-Servos mit je 43 g, die allesamt hinter dem Schwerpunkt liegen, durch kraftmäßig voll ausreichende 20-g-Zwerge und die 2-mm-Stahldrähte zur Ruderanlenkung durch leichtere GFK- oder Kohlestangen ersetzt, der Bleiballast wäre komplett verzichtbar geworden und die Zwei-Kilo-Grenze zum Greifen nahe gerückt. Runde 45 Gramm pro Quadratdezimeter (g/dm²) Flächenbelastung machen auch verständlich, warum das Landen mit dem Maexi stets absolut stressfrei verläuft. Man kann dabei ruhig auch mal ohne Schleppgas hereinkommen. Maexi nimmt’s gelassen. Der Schwerpunk liegt, so wie angegeben, übrigens auch auf der sicheren Seite und lässt sich noch etwas nach hinten verlegen. Lesen Sie den gesamten Artikel in der Ausgabe 01/2011 vom Elektroflug-Magazin. »Jetzt bestellen!