P-26 Peashooter – Hallenschreck in blau-gelb

P-26 Peashooter – Hallenschreck in blau-gelb

Hawaii, 1938, unter das Rauschen der Meeresbrandung mischt sich der kernige Sound eines 500 PS starken Neun-Zylinders von Pratt & Whittney. Mit 350 Sachen fegt die P-26 Peashooter knapp über den frischen Teer der Hickam Air Force Base. Elmshorn, 2010, in die Stille der Dreifachturnhalle hinein dringt der Sound des 8×4-Props am A10-BL von Hacker. Souverän dreht die EPP-Peashooter ihre Runden – und die Depronmodelle ziehen ab, denn EPP steht nun mal ganz oben in der Nahrungskette.Boeing-Muster wie Stearman oder Peashooter faszinieren uns Modellflieger immer wieder. Ihre Anziehungskraft begründet sich aus den schönen Rumpfformen; bei der Peashooter ist er ausgeprägt bauchig. Kommen jetzt noch tiefe, geschwungene Stummelflächen hinzu, wirkt die Konstruktion perfekt, nahezu harmonisch. Das ­vielfach gewählte Farbschema eines blauen Rumpfs mit gelben Flächen trug ihr Übriges dazu bei, dass sich die P-26 auf der Prioritätenliste mal wieder nach ganz oben schob. Je eine Restplatte 6 Millimeter starkes blaues und gelbes EPP warteten schon viel zu lange auf ihre Verwertung – also los.

Schein ist Sein
Um in der Halle fliegen zu können, sollte die Peashooter erstens wenig wiegen. Da der bauchige Rumpf nur mit erheblichem Aufwand aus EPP-Platten zu realisieren ist, musste zweitens eine Bauweise gewählt werden, die zumindest den Eindruck von Volumen vermittelt. Drittens standen nur fünf freie Abende zum Bauen zur Verfügung, was den Aufwand auf ein gesundes Maß reduzierte. Alles Anforderungen, die sich in einer Mischung aus Plattenbau und optischen Tricks umsetzen ließen.

Als Vorlage diente eine sehr gute Dreiseiten-Ansicht aus dem Internet. Diese wurde mit dem Kopierer solange vergrößert, bis sich die gewünschten Abmessungen ergaben. Jetzt mit der Schere einmal die Rumpfkontur ausschneiden und diese anschließend mit einem Filzstift auf Depron übertragen, schon ist eine Schablone fertig. Mit ihrer Hilfe lassen sich zwei deckungsgleiche Seitenteile mit einem scharfen Cutter aus dem EPP schneiden. Weil das so schön einfach ging, kommt die Schablonentechnik bei allen zu fertigenden Teilen zum Einsatz. Außerdem lässt sich dann jederzeit eine weitere Peashooter bauen – auch aus Depron.

Plattenbau
Der Rumpf ist in Kastenbauweise aus zwei Seitenteilen, Boden und Abdeckungen entstanden und lässt Servos, Regler, Empfänger und Antriebsakku ausreichend Platz. Um den 15 Gramm leichten Außenläufer A10-15S von Hacker hochfest mit dem Rumpf zu verheiraten, thront er auf einem 2-Millimeter-Sperrholzbrett, das haargenau mit den Rumpfaußenkanten abschließt. Die Stirnseite war soweit angepasst, dass sich 2 Grad Motorsturz und Seitenzug ergaben. Sowohl beim Rumpfkasten als auch beim Motorspant sowie allen weiteren Teilen kam ausnahmslos Uhu-Por als Kleber infrage. Sekundenkleber und Aktivatorspray wären auch gegangen, doch bereiten weder die beißenden Ausdünstungen noch die glasharten Klebe­stellen Freude. Beli-Zell und andere aufschäumenden Leime brauchen zu lange zum Aushärten. Zudem kann ihre aufquellende Wirkung zu Verwerfungen führen. Uhu-Por ist da klar im Vorteil.

Als Nächstes wurde der vollständig verschlossene Rumpf an der Stelle sauber aufgeschnitten, wo später die Fläche sitzt. Das Rumpfstück nicht wegwerfen, es kommt, um 6 Millimeter (mm) gekürzt, später wieder zum Einsatz. Nachdem der Einschnitt für das Höhenleitwerk sowie die Schlitze für die Rudergestänge herausgearbeitet sind, werden die Höhen- und Seitenruderservos im Rumpf eingeklebt und mit passend abgelängten 1-mm-CFK-Stäben inklusive Stahldrahtwinkel konfektioniert. Zur Abwechs­lung ging es dann mit den Scale-Details weiter.

Alles nur Show
Neben der bauchigen Rumpfform sorgen die mächtigen Radpuschen mit ihrer Fahrwerksverkleidung und die Cowling für einen gelungenen Auftritt der Peashooter. So sollte es auch beim Modell sein. Bei den Radpuschen eine leichte Aufgabe: sie bestehen jeweils aus vier EPP-Teilen. Die nötigen Aussparungen für die Moosgummiräder werden durch deren Durchmesser bestimmt – in diesem Fall etwa 45 + 5 mm. Die Radachse ist aus einem 1,5-mm-CFK-Stab. Da sie im EPP alleine keinen ausreichenden Halt finden würde, lagert sie links und rechts in je einem 10×10×1,2-mm-Sperrholzplättchen, das mit einem passendem Bohrloch versehen ist.

Eine kreisrunde Cowling wäre zwar vorbildgetreu, aber ­keinesfalls optisch vorteilhaft gewesen. Aus dem Grund ist sie oben und unten kreisrund, jedoch links und rechts zum Oval gestaucht. Insgesamt besteht sie aus fünf Einzelteilen. Die Grundlage legt ein blaues EPP-Teil, das bündig mit dem Motorspant außen am Rumpf angeklebt wird. Darauf kommt der Optik wegen ein gelbes EPP-Teil. Die nächsten Cowling-Teile bestehen aus selbst geschnittenen, blauen 6×6-mm-EPP-Streifen, die sorgfältig am Rand entlang aufgeklebt werden. Jetzt noch das hellgraue EPP-Stück einsetzen, fertig. Mit Hilfe sehr dünner, drei­eckiger schwarzer EPP-Teile hätte man jetzt noch neun Zylinder imitieren können, doch das wäre zu viel des Guten gewesen.

Trägerschaft
Um 5 Grad V-Vorm bei der Tragfläche zu erzielen, wurde der stabilisierende 6×0,8-mm-CFK-Holm mittig geteilt und mit einem gut 50 mm langen Zwischenstück sowie Sekundenkleber wieder zusammengefügt. Anschließend konnte der Holm mit den EPP-Teilen der Fläche verklebt werden. Parallel erhielten die vorsichtig herausgetrennten und mit einer schrägen Kante versehenen Querruder je ein Uhu-Por-Scharnier. Hier darf man nur Klebepunkte beziehungsweise -tropfen setzen. Ein durchgängiges Uhu-Por-Scharnier ist sehr schwergängig und würde bei EPP zur Verwindung der gesamten Fläche führen. Bei Höhen- und Seitenruder gelangte die gleiche Technik zum Einsatz.

Position und EWD der Tragfläche ist durch den Rumpf­ausschnitt fest vorgegeben. Sie musste nur noch eingeklebt werden. Anschließend wurde das Querruderservo in der Flächenmitte fixiert und erhielt mit 0,8-mm-Stahldraht Anschluss zu den Querruderhörnern. Letztere sind aus Servoruderhörnern entstanden und mit Sekundenkleber im Ruder fixiert.

Sobald Rumpf und Tragfläche eins waren, kamen das Seiten- und Höhenleitwerk an die Reihe. Letzteres wurde Nass-in-Nass mit dem Rumpf verklebt, um es nachträglich justieren zu können. Gute Stabilität verleihen beiden Leitwerken vier 0,8-mm-CFK-Abstrebungen.

Durchhänger
Beim Probesitzen der beiden Fahrwerke zeigte sich, dass sie die Tragflächen an der Nasenleiste deutlich nach oben bogen. Für Abhilfe sorgten zwei über ein Zwischenstück verklebte und mit 5 Grad V-Form versehene 6×0,8-mm-CFK-Profile, die direkt auf die Nasenleiste geklebt wurden. Jetzt verwindet sich nichts mehr und die anschließend stumpf unter der Fläche verklebten Fahrwerke erhielten noch mehr Stabilität.

So ganz ohne Verzierungen wirkte die P-26 nicht überzeugend genug. Vorsichtig wurden mit einem scharfen Messer dünne Streifen aus dem gelben EPP geschnitten und leicht geschwungen an den Radpuschen sowie der Rumpfwand Nass-in-Nass aufgeklebt – das wirkte.

Aufräumen
Fertig ausgerüstet mit einem 2s-LiPo mit 350 Milliampere­stunden Kapazität wiegt die Peashooter nur 126 Gramm und qualifiziert sich fürs Hallenfliegen. Die Querruder bekommen 10 mm, das Seitenruder 22 mm und das Höhenruder 15 mm Ausschlag. Für alle Ruder wurde 30 Prozent Expo programmiert. Der Schwerpunkt wurde Pi mal Daumen auf 44 mm festgelegt – und blieb auch dort.

Leicht Gas geben, Anrollen und noch vor dem Abheben nimmt die P-26 das Heck hoch – klasse. Noch mehr Gas und ein leichter Zug am Höhenruder, dann hebt sie ab. Auf Quer reagiert sie direkt und will gefühlvoll geflogen werden. Das Seitenruder wirkt etwas gedämpft und das Höhenruder normal und keineswegs giftig. Steuert man sie in Kurven mit zu viel Querruder, neigt sie dazu, eine Messerflugähnliche Position einzunehmen. Tendenzen, in Kurven nach innen zu kippen, zeigt sie nicht. Rollen werden selbst mit viel Seiten- und Höhenruderunterstützung noch etwas fassig – was irgendwie vorbildgetreu aussieht.

Loopings und Turns gelingen mühelos. Zum Landen ist nur etwas Schleppgas nötig, schon setzt sie in horizontaler Lage auf dem Fahrwerk auf. Mangels Spornrad sind die Rolleigenschaften mittelmäßig.

Auffallend ist der Respekt, der dem winzigen Modell gezollt wird. Eine Hallenrunde reicht aus, um fast alle Depronmodelle zu Boden zu bringen – die Nehmer­qualitäten von EPP haben sich eben rumgesprochen. Sicher trägt auch der schnarrende Sound des Propellers dazu bei, auf sich aufmerksam zu machen. Dennoch schade, weil die Peashooter ja in friedlicher Mission unterwegs ist.

Spielwiese
Insgesamt fällt auf, dass die P-26 gerne flott geflogen ­werden möchte, was in der Halle nur begrenzt gelingt. Erst auf dem Flugplatz entfaltet sie ihr ganzes Potenzial und sorgt für tierisch gute Laune. Hier darf der Motor auch mal kurzzeitig richtig aufdrehen. In Freiheit fliegt die P-26 auch schön tief im Rücken über den Platz und darf nach Herzens­lust Haken schlagen.

Bezug EPP:
Im gut sortierten Fachhandel für Modellbau oder für Archi­tektur­­bedarf sowie bei EPP-Versand, Barbarossastraße 17, 74731 Walldürn,
Internet: www.epp-versand.de
E-Mail: christian@epp-versand.de