Downloadplan Mauersegler

Downloadplan Mauersegler

Mauersegler (apus apus) sind mit die schnellsten und elegantesten Vögel, die man hier bei uns beobachten kann. Scheinbar riskante Tiefflüge und wilde Jagden um Häuserecken sind für Mauersegler leichte Übungen. Im Sturzflug können sie über 200 Stundenkilometer erreichen – sie schlafen und trinken sogar im Flug. Das ist doch mal ein Vorbild für ein Modell.

Vor vielen Jahren fand ein Nachbar einen entkräfteten Mauersegler vor seiner Haustür. Auf telefonischen Rat eines Tierarztes hin packten wir das Tier in einen Schuh­karton und fütterten es mit Haferflocken. Nach zwei Tagen fing der Vogel in seinem Karton an zu flattern, also setzten wir ihn in den Garten, um ihn freizulassen, aber er konnte nicht starten – seine Beine waren einfach zu kurz. Ratlos, wie wir waren, griffen wir zu einer recht drastischen Starthilfe; wir warfen ihn aus einem Fenster im zwei­­ten Stock, und er flog davon, als wäre nichts gewesen. Er war wieder in seinem Element. Fazit der Geschich­te: Mauersegler sind reine Flugmaschinen.

Mit dem hier vorgestellten Modell habe ich versucht, etwas von der Schnelligkeit und Eleganz des Mauer­seglers einzufangen. Die Zielvorstellung war ein rasantes, agiles Flug­zeug, das dem Flugbild des Originals möglichst nahe kommt. Kurz gesagt: das ist geglückt. Der RC-Mauersegler ist schnell, wendig, präzise in der Ruderwirkung, dabei im­­mer problemlos beherrschbar – auch bei schlechtem Wetter – und sein Flugbild ist täuschend echt. Der Bau­auf­wand ist gering, der Flugspaß umso größer. Wer ein nicht alltägliches, dabei aber unkompliziertes Modell sucht, sollte hier weiterlesen.

Konzeption
Als Vorbild für die Form des Modells dienten Flugfotos von echten Mauerseglern. Eine stark gepfeilte Flügel­hal­tung wurde gewählt, um eine gute Höhenruder­wir­kung und hohe Flugstabilität zu erreichen. Die Flü­geltiefe wur­­de leicht vergrößert, dadurch wird der Flügel stabiler und das Modell fliegt in einem günstigeren Re-Zahl-Bereich. Der Mauersegler ist im Prinzip ein gepfeilter Nurflügel ohne Schränkung mit einem zentralen Seitenleitwerk. Gesteuert wird er mittels Elevons. Der Vogel ist mit einer Spannweite von 680 Millimeter sehr kompakt. Dadurch ist er sehr agil im Flug und leicht zu transportieren.

Die Zugmotorauslegung bot sich wegen Schwerpunkt­lage und Rumpfform an. Positiver Nebeneffekt: Das Modell ist angenehm leise und ohne Gefahr für die Finger zu starten. Als Profil kommt ein modifiziertes Kline-Fogleman-Stufenprofil (Kfm 2) mit einer mittleren Dicke von zirka 7 Prozent zum Einsatz. Dieses Profil hat mehrere Vorteile:
• Es ist ausgesprochen einfach zu bauen. Auch ungewöhnliche Flügelformen können mit wenig Aufwand verwirklicht werden.
• Der Flügel ist trotz des einfachen Aufbaus sehr stabil.
• Es erzeugt ausgezeichnete Flugeigenschaften im Lang­sam- und im Schnellflug bei geringem Luftwiderstand.
• Die Querruder-Elevon-Wirkung ist sehr gut.
• Es ist wetterfest. Auch leichte Modelle können bei kräftigem Wind geflogen werden.

Der Mauersegler ist mit einer großen Bandbreite an Mo­­torisierungen gut fliegbar. Mit einer Slowfly-Aus­stattung in Form eines 2s-LiPos und 8 × 4-Zoll-Propellers erhält man einen recht zahmen Vogel. Mit einem 3s-Akku, ei­­nem hochdrehenden 20-Gramm-Außenläufer und einem 5 × 5-Zoll-Propeller bekommt man ein richtig schnelles Modell. Alle dazwischen liegenden Motorisierungen sind denkbar und sinnvoll. Für noch stärkere Motorisierungen müsste die Konstruktion verstärkt werden. Benötigt werden ein Sender mit Delta-Mischer, zwei 5- bis 9-Gramm-Servos, ein Empfänger und ein Regler, der zur Motorisierung passt.

Was man braucht
Der Aufbau des Modells ist äußerst einfach. Der Rohbau ist problemlos an einem Abend zu schaffen. Der Mauer­segler besteht fast ausschließlich aus Depron in 5 beziehungsweise 6 Millimeter (mm) Dicke – je nachdem, welches Ihnen zur Verfügung steht. Das 5er-Depron in der extra harten Qualität ist deutlich stabiler als herkömmliches 6er-Material. Besonders bei den Ruder­flächen ist das von Vorteil. Dennoch lässt sich das Modell mit Sicherheit auch aus normalem 6-mm-Depron bauen.

Die Verwendung von Schaschlikspießen und Heißkleber mag wenig professionell erscheinen, hat sich aber bewährt. Wer möchte, kann stattdessen 3-mm-Kohlefaserrohr und Epoxidharz verwenden. Ferner sind ein CFK-Flachprofil, etwas Sperrholz und Anlen­kungsdraht erforderlich.

Zunächst werden die einzelnen Teile ausgeschnitten. Am besten mit einer frischen Klinge und auf einer ebenen, aber weichen Unterlage, wie Styropor oder Teppich. Da­­durch wird vermieden, dass die untere Schnittkante ausfranst. Außerdem bleibt die Klinge länger scharf.

Im Doppel
Der Flügel besteht aus einer 5-mm-Platte mit einer Auf­dop­­­­p­lung im vorderen Bereich. Der obere Flächenteil wird mit Uhu Por aufgeklebt. Zur Ver­stärkung klebt man ein 3 × 1-mm-Kohleprofil hochkant hinter die Stufe. Die Nasen­leiste wird mit 240er-Schleifpapier verschliffen. Hierbei störende Kleb­stoffraupen lassen sich mit sparsam dosierten Waschben­zin entfernen. Die Endleiste bleibt bis auf die äußere Hälfte der Elevons unbearbeitet.

Die Elevons werden schräg abgeschnitten, sodass dabei der benötigte Ausschlagswinkel von zirka 45 Grad gleich mit berücksichtigt ist. An­­schließend lassen sich die abgeschnittenen Ruder auf der jeweils an­­deren Seite montieren und man spart sich das Anschleifen. Eventuell ist die Größe etwas anzupassen.

Die äußere Hälfte der Ruder wird von der Unterseite her nach außen hin zunehmend schräg angeschliffen und die Spitze etwa 4 mm nach oben gebogen. Die Ruder sind mit Uhu Por anzuscharnieren. Dazu ist an einer Kan­­­te eine Klebstoffraupe aufzutragen und das Ruder an den Flügeln anzusetzen. Abschließend streicht man die Oberseite mit dem Finger glatt, trennt die beiden Teile, lässt den Klebstoff ablüften, fügt das Ruder wieder an den Flügel an – fertig.

Gut versteckt
Die Rumpfseitenwände werden stumpf von unten an den Flügel geklebt, dann die beiden Rumpfbodenteile aus har­­­tem 3- oder 5-mm-Depron angebracht und die Kanten mit Schleifpapier abgerundet. Die Akkuklappe erhält vor­ne eine Zunge, hinten wird sie später mit Klebeband verschlossen. Wer es technisch anspruchsvoller mag, kann hier einen Magnetverschluss einbauen.

Der Seitenzug wird eingeschliffen. Der Motorspant aus Sperrholz ist mit Uhu Por oder Epoxy anzukleben. Als Nächstes bohrt man an den markierten Stellen 4-mm-Löcher in den Motorspant. In diese werden mit Klebstoff bestrichene Schaschlikspieße etwa 40 mm tief gesteckt, dann am Spant abgesägt, verschliffen und mit einem Tropfen Sekundenkleber fixiert. Die Markierung kann von der Zeichnung abweichen und folgt entsprechend dem Befestigungskreuz des gewählten Antriebs. Anschließend wird aus Depron oder Styrodur eine Anformung an den Motorspant geklebt und dann verschliffen.

Richtungsstabil
Zunächst wird die Depronleiste neben die Mittellinie auf den Vogelkörper geklebt. An dieser Leiste wird dann die duchsichtige Seitenflosse mit Uhu Por befestigt. Als Ma­­terial kann man hier Lexan oder ähnliches benutzen. Reste mancher Lebensmittelverpackungen eignen sich auch dazu. Alternativ kann man auch die ganze Seiten­flosse aus Depron herstellen. Diese wird dann mittig stumpf aufgeklebt. Mit der Depronseitenflosse wird zwar der vorbildgetreue Eindruck etwas geschmälert. Die Fluglage ist dafür aber leichter erkennbar. Wie bei der Antriebs­wahl kann hier jeder seine Prioritäten setzen.

Weiter geht es mit dem Freischneiden der Schächte für die Servos. Deren Kabel werden hinter der Profilstufe zur Mitte gelegt, mit Uhu Por fixiert und durch ein Loch von der Flügeloberseite nach unten in den Rumpf geführt. Abschließend klebt man die Servos an der Ober­seite mit Klebeband fest. Akku, Empfänger und Regler werden mit Klettband an der Flügelunterseite im Rumpf befestigt. Über die Positionierung des Akkus lässt sich der Schwerpunkt einstellen.

Die Ruderhörner werden aus Zahnstochern oder Scha­sch­­­likspießen aus Buchenholz hergestellt. Sie werden von oben durch die Elevons gestochen, sodass 15 mm auf der Oberseite herausragen, und oben und un­­­ten mit Heißkleber verklebt. Sehr heiße Klebepistolen müssen einige Minuten zuvor aus der Steckdose gezogen werden, um zu verhindern, dass zu heißer Kleber das De­­pron schmilzt – vorher testen. Die Ruderhörner werden an der markierten Stelle schräg angebracht. Und zwar so, dass sich das obere Ende genau über dem Dreh­­punkt des Ruders befindet. Die durchstochenen Spitzen sind an der Unterseite abzutrennen.

Die Schubstangen lassen sich ebenfalls sehr gut aus Schaschlikspießen – besser Buchenholz als Bambus verwenden – herstellen. Das ist leicht, preiswerter als Koh­­lefaser, einfach zu bearbeiten und sehr stabil. Die Enden von Ruderhörnern und Schubstangen werden leicht abgerundet. Die Schubstangen sind dann wiederum mit Servohebeln beziehungsweise Ruderhörnern mittels Schrumpfschlauch zu verbinden. Hier ist auf eine möglichst spielfreie Verbindung zu achten. Selbstver­ständlich kann man sich auch für eine andere Methode für die Ruder und deren Anlenkung entscheiden.

Einstellungssache
Der Schwerpunkt liegt bei 110 mm – gemessen vom Motorspant. Wer den Vogel etwas sensibler auf dem Höhenruder haben möchte, kann nach dem Erstflug den Schwerpunkt noch bis 120 mm nach hinten verschieben. Die Höhenruderausschläge betragen +-30 mm, die Quer­ruderausschläge +-45 mm – also keine Diffe­ren­­­­zierung. Expo ist empfehlenswert. Je nach persönlichem Ge­­schmack 20 bis 50 Prozent. Ganz wichtig: Die Ruder werden nicht hochgetrimmt. Der Seitenzug be­­trägt zirka 2 Grad, je nach Motorisierung etwas mehr oder weniger. Motorsturz wird nicht benötigt.

Nestflucht
Der Erstflug fand bei recht böigem Wind statt – mir fehlte die Geduld, auf besseres Wetter zu warten. Der Mauer­­­segler lässt sich gut am Rumpf im Schwer­punkt­­bereich greifen. Mit Zwei­drittel-Gas etwa 20 Grad nach oben geworfen, flog der Vogel auf Anhieb – wie sein lebendiger Kollege, den wir damals aus dem Fenster warfen. Ich war positiv von der hohen Ge­­schwindigkeit und der trotz des ungünstigen Wetters ruhigen Fluglage überrascht. Der Schwerpunkt schien zu stimmen, auch die Größe der Ausschläge war angemessen. Zwei Zacken Querruder nach rechts getrimmt, einen Zacken Tiefenruder – der Mauersegler flog wie auf Schienen.

Flugeigenschaften
In der 3s-LiPo-Version ist der Mauersegler kein Slow­flyer. Trotz seines geringen Gewichts erreicht er eine beachtliche Geschwin­digkeit. Einen guten Eindruck bekommt man im Youtube-Video unter http://tiny.cc/7xnlcw. Mit einer sanfteren Motorisierung und leichtem 2s-Akku verschiebt sich der Geschwindigkeits­­be­­reich nach unten. Der Vogel ist schnell und wendig, aber nicht schwierig zu fliegen. Er zieht beim Start ge­­rade aus der Hand, liegt wie ein Brett in der Luft und lässt sich sehr präzise steuern.

Schnelle Tiefflüge, riesige oder enge Loopings, schnelle und langsame Rollen sind ein wahres Vergnügen. Dabei sieht der Mauersegler einfach toll aus. Selbst bei böigem Wind behält er seine guten Flugeigen­schaf­ten. Am meisten Spaß macht der Mauersegler bei höherem Tempo, aber auch im Langsamflug mit höherem Anstellwinkel bleibt die gute Ruderwirkung erhalten. Voll überzogen geht das Modell in einen langsamen Sinkflug über, ohne seitlich wegzukippen. Wie der Handstart und der Flug ist auch die Landung ein reines Vergnügen: Gedrosselt anfliegen, Motor abstellen und mit abnehmender Ge­­schwindigkeit mehr und mehr Höhenruder ziehen, kurz vor dem Aufsetzen voll ziehen – das ist alles. Kein Aufbäumen, kein Abkippen.

Gelungenes Experiment
Bionik ist ein Grenzbereich zwischen Biologie und Tech­­nik, der sich da­­mit beschäftigt, Erfindungen der Natur mit technischen Mitteln nachzuahmen. Das habe ich hier auf Amateurlevel versucht: Den großartigen Flug­künsten und der Eleganz des Mauerseglers mit Modell­bau­mitteln nahezukommen. Ich denke, der Versuch ist gelungen. Den Plan können Sie kostenlos für private Zwecke unter www.modell-aviator.de runterladen.