PBY Catalina

PBY Catalina

Die PBY Catalina zählt zweifellos zu den Legenden der Luftfahrt. Als eines der erfolgreichsten Flugboote der Alliierten im Zweiten Weltkrieg spielte die zweimotorige Langstreckenmaschine sowohl im Pazifik als auch im Atlantik eine entscheidende Rolle. Neben der U.S. Navy setzte auch das britische Royal Air Force Küstenkommando die Catalina in großen Stückzahlen ein.

Die Bezeichnung PB stand bei der Navy für Patrouillenbomber, während das Y der Hersteller-Code für den Flugzeugbauer Consolidated Aircraft war. Consolidated hatte vor der Catalina bereits zwei kleinere Flugboote mit den Bezeichnungen XPY-1 (von 1928) beziehungsweise P2Y (von 1932) für die Navy entwickelt, die jedoch nie in größeren Stückzahlen im Einsatz waren. Erst mit der Entwicklung der Catalina gelang Consolidated dann auch der Durchbruch im Flugbootbau.

Langstrecke
Die Entwicklung der Catalina hatte 1932 begonnen, nachdem die Navy eine Ausschreibung für ein Flugboot mit mindestens 3.000 Meilen Reichweite und einer Reisegeschwindigkeit von wenigstens 160 Stundenkilometern herausgegeben hatte. Sowohl Consolidated als auch Douglas boten der Navy daraufhin ihre Entwürfe an, die beide den Anforderungen gerecht wurden und dabei ähnlich gute Leistungen aufwiesen. Die Entscheidung der Navy fiel letztlich aufgrund des Preises, der damals bei der Catalina 90.000,– Dollar betrug, während das Douglas-Flugboot 110.000,– Dollar kosten sollte.

Der erste Catalina-Prototyp wurde per Bahn vom Herstellerwerk in Buffalo, New York zur Naval Air Station in Norfolk, Virginia gebracht, wo er am 28. März 1935 zu seinem Erstflug startete. Der Grund für den aufwändigen Bahntransport in Richtung Süden lag in der Vereisungsgefahr des Niagara Flusses am Heimatort Buffalo zu dieser frühen Jahreszeit.

Als Antrieb der ersten Catalina dienten zunächst zwei 820 PS starke Pratt & Whitney R-1830-54-Sternmotoren, die eine Bombenzuladung von rund 900 Kilogramm bei der von der Navy geforderten Reichweite von rund 4.800 Kilometern erlaubten – ideale Voraussetzungen für den vorgesehenen Einsatz als marinegestützter Patrouillen­bomber. Zum Zeitpunkt ihrer Erprobung verfügte die Catalina über die größte Reichweite aller Flugboote weltweit, sodass sie beispielsweise die Strecke vom späteren Herstellerwerk in San Diego zum entlegenen Navy-Stütz­punkt in Pearl Harbour auf den Hawaii-Inseln im Nonstop­flug bewältigen konnte.

1936 wurde der Catalina-Prototyp dann auf die stärkeren R-1830-64-Motoren umgerüstet, wodurch die ohnehin guten Flugleistungen noch einmal verbessert werden konnten. Zu­­dem wurde auch das Seitenleitwerk vergrößert, um die Längs­stabilität positiv zu beeinflussen. Ein Mangel, der die Catalina durch ihre gesamte Produktionszeit über alle Ver­sionen hinweg begleitete und nie ganz beseitigt werden konnte.

PBY-1 bis PBY-5
Nach dem Beginn des Serienbaus im Jahr 1936 bestellte die Navy zunächst 60 Exemplare der Catalina mit der Bezeichnung PBY-1. Dann folgte eine weitere Bestellung der Navy über 50 Nachfolgemodelle PBY-2, die sich hauptsächlich durch ein neu konstruiertes Leitwerk und Curtiss-Propeller statt der anfangs montierten Hamilton-Standards von der ersten Catalina-Serie unterschied. Im November 1936 bestellte man weitere 66 PBY-3, die mit 900 PS starken R-1830-66-Triebwerken ausgerüstet waren. Diese Version war bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs der Standard bei der U.S. Navy, während die PBY-1 und 2 nur noch zur Ausbildung und für Transportflüge im Hinterland zum Einsatz kamen.

Bei der PBY-4 wurde dann erstmals das zusätzliche Radfahrwerk erprobt, das aus dem reinen Flugboot Catalina ein echtes und sehr universell einsetzbares Amphibienflugzeug machte. Aus der PBY-4 ging schließlich die leistungsstärkste und am weitesten verbreitete Version PBY-5 hervor, die erstmals im November 1939 flog. Insgesamt wurden über 3.000 Catalina-Flugboote in unterschiedlichen Ausführungen gebaut, bevor man die Produktion dann mit Kriegsende im Jahr 1945 einstellte.

Ferienflieger
Zur Entlastung des Herstellerwerks wurden die Flugboote nicht nur bei Consolidated in San Diego, sondern auch in den Zweigwerken in New Orleans und Buffalo sowie bei den kanadischen Lizenzbauern Boeing of Canada in Vancouver und Canadian Vickers in Montreal gebaut. Vickers produzierte dabei auch die wenigen Exemplare für die USAAF mit der Bezeichnung OA-10A. Insgesamt wurde rund jede vierte Catalina in Kanada produziert.

Der Name Catalina stammt übrigens von einer beliebten amerikanischen Ferieninsel vor der kalifornischen Küste in der Nähe von Los Angeles und wurde zuerst nur vom britischen Küstenkommando übernommen. Erst ab 1941 bezeichnete auch die U.S. Navy die PBY als Catalina.

Technik
Zu den besonderen Merkmalen der Catalina zählen vor allem ihr stromlinienförmiger Bootsrumpf und der hoch darüber auf einem Pylon montierte Tragflügel. Dieser einzelne, aerodynamisch geformte Pylon stellte übrigens eine der wesentlichen Verbesserungen der Catalina gegenüber früheren Flugbooten dar, bei denen die Flügel oft mit unzähligen Masten und Streben montiert waren. Bei der PBY waren dagegen außer dem zentralen Pylon, nur zwei Strebenpaare zur Abstützung der beiden dicht beieinander liegenden Triebwerke erforderlich.

Eine weitere bauliche Besonderheit der Catalina stellen auch ihre einziehbaren Stützschwimmer an den Tragflächen dar, die im Flug nach außen geklappt wurden. Dabei bildeten die Schwimmkörper dann zusätzliche Randbögen und vergrößerten zugleich die Spannweite. Der Rumpf des Flugboots ist dagegen relativ einfach gestaltet. Der obere Teil, in dem auch die Besatzung untergebracht ist, besteht im Prinzip aus der oberen Hälfte einer Röhre, deren Querschnitt vom Cockpit bis zur hinteren Beobachtungsstation konstant bleibt. Erst dahinter beginnt sich der Rumpfquerschnitt zu verringern. Die Rumpfoberkante ist vom Cockpit bis zum Seitenleitwerk konstant waagerecht angelegt. Diese saubere und klare Linie des Rumpfs wurde trotz mehrerer Modi­fikationen der Zelle während der gesamten Produktions­zeit beibehalten.

Der untere Teil des Rumpfs ist, wie bei allen Flugbooten, wie ein Bootsrumpf gestaltet und bildet bei der Catalina daher einen deutlichen Kontrast zur ebenmäßigen Kontur der Rumpfoberseite. Das Rumpfheck ist deutlich nach oben gezogen, um bei Start und Landung genügend Abstand zum Wasser zu erhalten.

Innenausstattung
Im Inneren ist die Catalina in sieben verschiedene Bereiche aufgeteilt. Ganz vorne in der Nase befindet sich die Sektion des Bombenschützen, auf der auch der Bugturm mit einem einzelnen Maschinengewehr montiert ist. Unterhalb des Turms befindet sich ein Fenster für das Bombenzielgerät, das während des Starts und der Landung mit einer Klappe verschlossen wird, um es vor Spritzwasser zu schützen. Hinter der Sektion des Bombenschützen schließt sich das Cockpit an, in dem der Pilot und der Copilot nebeneinander sitzen. Zwischen ihnen befindet sich eine Luke, die zum Platz des Bombenschützen führt. Unmittelbar vor dem Cockpit sind auch der Anker und das einziehbare Bugfahrwerk platziert.

Hinter dem Cockpit ist die Sektion für den Navigator, den Funker und den Radar-Operator. Dann folgt der hohe Raum des Flugingenieurs, der sich bis in den Flügelpylon hinein erstreckt und dort über drei Stufen erreichbar ist. Links und rechts im Pylon sind zwei kleine Fenster angebracht, die dem Flugingenieur freien Blick auf die beiden Triebwerke ermöglichen. Im unteren Teil dieser Sektion sind Elemente der Bordausrüstung und eine kleine Bordküche untergebracht.

Hinter dem Flugingenieur befindet sich ein Ruheraum mit zwei Liegen für Langstreckeneinsätze. Dann folgt die hintere Beobachtungsstation, die auch eine chemische Toilette und eine aufblasbare Rettungsinsel beinhaltet. Die beiden transparenten Kanzeln wurden immer wieder geändert und unterscheiden sich bei den unterschiedlichen Catalina-Versionen teilweise erheblich voneinander. Bei den frühen Versionen montierte man die seitlichen Maschinengewehre beispielsweise hinter Schiebefenstern, während spätere Versionen von voluminösen, seitlichen Plexiglaskuppeln geprägt sind.

Ganz hinten im Rumpf befindet sich dann schließlich noch die Station des Heckschützen, dessen Maschinen­gewehr aus einer Bodenluke ragt, die beim Start und der Landung verschlossen wurde. Spätere Catalina-Flugboote rüstetete man am Heck mit zwei zusätzlich an den Seiten montierten Kugellafetten aus, sodass der Heckschütze sein einzelnes Maschinengewehr bei Bedarf in verschiedenen Feuerpositionen einsetzen konnte.

White Lady
Fast 70 Jahre später sind weltweit immer noch einige Catalinas unterwegs. Hierzulande ist gelegentlich eine ganz in weiß lackierte Catalina mit dem zivilen Kennzeichen G-PBYA zu sehen. Sie ist in England beheimatet, stammt aber ursprünglich aus der kanadischen Lizenzproduktion und entspricht weitgehend der amerikanischen Navy Version PBY-5. Ab 1943 wurde die heutige G-PBYA von der kanadischen Luftwaffe vor der Küste von British Columbia als U-Boot-Jäger eingesetzt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 baute man die Maschine zum Transporter um und flog gelegentlich Search & Rescue-Einsätze (SAR).

Als ihre militärische Karriere im Mai 1961 endete, entschied man, die G-PBYA zunächst einzulagern. Mitte der 1960er-Jahre wurde sie dann, wie viele andere Catalina-Fugboote auch, zum Feuerlöschflugzeug umgebaut und in einem auffälligen rot-gelben Farbschema lackiert. In der Rolle als Löschflugzeug hatte die Catalina den großen Vorteil, dass sie auf allen größeren Gewässern landen konnte, um so direkt ihr Löschwasser aufnehmen zu können. Im Intro des amerikanischen Spielfilms „Always“ wird so ein Manöver übrigens sehr spektakulär dargestellt. Dank ihres zusätzlichen Radfahrwerks, das im militärischen Einsatz keine ernste Rolle spielte, ließ sich die Catalina auch sehr gut als Löschflugzeug abseits von Gewässern einsetzen.

Im Jahr 2004, also rund 60 Jahre und über 12.000 Flug­stunden nach ihrer Indienststellung, übernahm die Firma Plane Sailing Air Displays die G-PBYA im Auftrag der ­britischen Vereinigung Catalina Aircraft Limited. Hier erhielt sie 2005 wieder ihre ursprüngliche, weiße Marine-Lackierung. Anstatt kanadischer Hoheitszeichen bekam sie jedoch bei der Restaurierung amerikanische und stellt somit eine ehemalige OA-10 der USAAF dar.