Wasserflug – Graupner Bodensee-Cup 2010

Immer wenn das Wetter am Ende des Sommers noch, oder wieder, schön ist, findet in Hagnau der Graupner-Bodensee-Cup statt. In diesem Jahr wurde zum 32. Mal im Strandbad am Bodensee um Punkte in den Klassen F3A-W und Semiscale gerungen. Fürs Modellfliegerherz ist der Cup ein Highlight der Saison. Zahlreiche Wasserflugmodelle gaben sich ein Stelldichein. Ein Modell schöner als das andere. Viele Eigenbauten aus Holz und GFK prägten das Geschehen auf dem Wasser und der Ausstellungsfläche. Wie selbstverständlich stachen Nachbauten von Dornier-Flugzeugen aus der Masse heraus. Langstreckenflieger Dr. Arnim Selinka ist mit seiner Do 18 F bereits seit einiger Zeit in der Szene bekannt. Die Daten seines Fluggeräts können sich sehen lassen. Die reine Bauzeit wurde zwar nicht protokolliert, aber etwa fünf Jahre nach Projekt­be­­ginn erhob sich das Modell erstmals in die Luft. Ab diesem Zeitpunkt gibt es dann aber genaue Aufzeichnungen für jeden Flug und die besagen: Die Do 18 F hat schon über tausend Kilometer in der Luft zurückgelegt. Leider nicht Nonstop, wie Herr Selinka bedauerte. Aber das 8.600 Gramm (g) schwere Modell, ausgestattet mit zwei Koratop-Motoren und 70-Ampere-Reglern, die von zwei 4s-LiPos angetrieben werden, zeigt sich noch immer in Bestform. Schließlich stellte das Dornier-Museum in Friedrichshafen die Do 18 F im Rahmen einer Sonderschau im Jahr 2010 aus. Dr. Selinka lachte freundlich, als die Frage nach dem Erstflug gestellt wurde. Der ist für ihn kein Problem, er hat dafür einen Testpiloten an der Hand: Rolf Breitinger. Dreimot Rolf Breitinger war mit seiner Do 24 T natürlich auch in Hagnau mit dabei. Sein Flugboot besteht ausschließlich aus Harz, Glas, Kevlar, Kohle und Aluminium. Bei einem Maßstab vom 1:9 ergibt sich eine Spannweite von 2.700 Millimeter (mm). Etwa 100 Quadratdezimeter (dm²) Flügelfläche tragen 9.400 g, was eine Flächenbelastung von unter 100 g pro dm² ergeben. Bei der Modellgröße bewirkt das dann ein gutmütiges Flugverhalten. Drei Motoren mit je 600 Watt Leistung und den entsprechend dimensionierten Stellern ziehen aus je einem eigenen 4s-LiPo die benötigte Energie. Warum Rolf Breitinger ausgerechnet dieses Muster baute, hat natürlich seinen Grund: Er konnte an einem Flug in der historischen Vorlage seines Modells teilnehmen. Das hing mit seinem Beruf zusammen, denn er testete beruflich unbemannte Flugkörper bei Dornier. Professor Alexander Lippisch, Konstrukteur berühmter Muster wie der Me 163 oder Convair XF-92A, bemerkte ihm gegenüber einmal, dass es sich bei den Drohnen wohl um „entmannte“ Flieger handeln würde. Damit ist klar, weshalb sich die Frage nach dem Erstflug in seinem Umfeld erübrigt. Er ist der Profi für solche Gelegenheiten. Zündfunken Eine DH 82 A Tiger Moth auf Schwimmern ist auch ein interessantes Fluggerät, dachte Andreas Paul vom MFC-Dachau, und baute sich in 600 Stunden eine solche. Von einem 3W-75i angetrieben, gehörte sein Flugzeug zu einer Minderheit, da die meisten anderen Modelle elektrisch angetrieben wurden. Zudem verfügt sein Modellmotor über eine Besonderheit, die auch in der bemannten Fliegerei bekannt ist. Er besitzt zwei Zünd­kerzen für einen Brennraum. Gebraucht wird die Leistung dieses Motors für die knapp 3.000 mm Spannweite und 17 Kilogramm (kg) Fluggewicht. Der hohe Stirnwider­stand eines Doppel­deckers und dazu noch die großen Schwimmer machten die Aufgabe für Andreas Paul nicht gerade einfach, aber er schlug sich im ersten Wettbewerb mit diesem Modell beachtlich. Modernisiert Tobias Moser aus Tuttlingen war mit der modernisierten Version der Do 24 am Start. Das Modell zur Do 24 ATT von Iren Dornier wiegt 13 kg und hat eine Spannweite von 3.330 mm. Das ergibt dann einen Maßstab von 1:9. Das Besondere an dieser Do 24 ATT ist, dass es quasi „aus dem Vollen“ gebaut ist. Und zwar aus einem wasserfesten Schaumstoff. Aus dem wurde zuerst die Form geschnitten und geschliffen. Anschließend beschichtete Tobias Moser das Ganze mit Glasfasergewebe. Nach wiederholtem Schleifen und Spachteln ergab sich ein makelloser Rumpf, der selbstverständlich mit sämtlichen Blechstößen und Nieten versehen war. Zur Gewichtsersparnis – und natürlich wegen den vielen Einbauten – wurde der Rumpf zum Schluss wieder ausgehöhlt. Die Tragfläche hat das Originalprofil, welches in diesem Maßstab auch funktionsfähig ist. Die drei Motoren mit einer Maximalleistung von je 800 Watt werden von drei heillos überdimensionierten Stellern, die locker das Doppelte an Leistung verkraften könnten, in Bewegung versetzt. Die Energie dazu kommt separat pro Motor aus einem LiPo-Akku mit 5.000 Milliamperestunden Kapazität. Der 33. Cup Der Graupner-Bodensee-Cup gehört zu den schönsten und interessantesten Wasserflugveranstaltungen. Die entspannte Atmosphäre im Strandbad Hagnau, der fachkundige Sprecher Wolfgang Schäper, die perfekte Organisation von Martin Biller, die freundlichen Piloten, die den vielen interessierten Zuschauern immer bereitwillig Rede und Antwort standen, das alles bleibt sicher bis zum nächsten Mal in Erinnerung, wenn der 33. Cup ansteht.