Die neue Zeiss-Videobrille mit organischen LED

Cinemizer OLED heißt die neue, doch schon länger angekündigte Videobrille von Zeiss, der Nachfolger des Vorgängermodells Cinemizer Plus. Die Cinemizer OLED ist zwar noch nicht auf dem Markt, wir bekamen jedoch schon die Möglichkeit, einen der Prototypen zu testen. Zeiss schreibt in einer Pressemitteilung zu seinem neuen Produkt: „Die Videobrille, die dank moderner Technologie mit einer erheblich verbesserten Bildqualität daherkommt, lässt sich neben Smartphones und iPod/iPhone nun auch an PC, Laptop, Netbook, Spielekonsole oder Blu-ray-Player anschließen. Verbraucher können folglich ihren Computer zum persönlichen 3D-Kino umwandeln“. Ein Modellflieger hat Wichtigeres zu tun als sich Filme anzugucken – zum Beispiel FPV- Fliegen. Das ist die richtige Aufgabe. Denn gerade die Videobrillen sind es, die oft in FPV nicht die Bildqualität liefern, die wir gern hätten. Die kann nämlich nicht gut genug sein: so real wie nur möglich. Worauf kommt es dabei an? Auf Kontrast, echte Farben, Flimmerfreiheit, Reaktionszeit, großen Sichtwinkel, hohe Auflösung und Ergonomie – also einen bequemen Sitz der Brille – und eine gute Abdunkelung gegen Licht von außen. Full HD ist nicht alles Ohne einen Full HD-Aufkleber darf man sein Gerät heute kaum noch ins Schaufenster stellen. Gerade die immer wieder als Qualitätsmerkmal ins Feld geführte hohe Auflösung ist bei einer Videobrille aus physikalischen, besser gesagt, einfach aus geometrischen Gründen, schwierig zu realisieren. Die Displays lassen eben nicht ohne weiteres zu, so viele Dioden auf ihrer nur wenige Quadratzentimeter kleinen Fläche unterzubringen, wie bei einem Fernseher. Full HD ist noch unerreicht, wenn man von 1920 × 1080 Pixel ausgeht. Normale Videobrillen haben 640 × 480 Pixel. Einige Hersteller nennen schon höhere Zahlen für ihre Produkte. Zeiss gibt hierzu keine Angaben, doch verspricht, auch in diesem Punkt schon besser zu liegen. Nun muss man bei der magischen und werbewirksamen Full HD-Angabe auch realistisch bleiben. Es sind weitere, oben genannte, Faktoren für eine hohe Bildqualität ebenso wichtig. Viele PS machen allein noch kein gutes Auto aus, gigantische Hertz-Bereiche reichen nicht aus, um einen Superlautsprecher zu kreieren und wenn wir bei optischen Geräten bleiben, so finden wir schnell genug Beispiele für tolle, einfache und daher werbewirksame Werte in einer Eigenschaft – und schlechte Bilder im Ergebnis. Organisch Das wirklich Neue an der Zeiss-Brille sind die verwendeten Dioden in den Displays, OLED genannt. Die allwissende Wikipedia schreibt dazu: „Eine organische Leuchtdiode (englisch organic light emitting diode, OLED) ist ein dünnfilmiges leuchtendes Bauelement aus organischen halbleitenden Materialien, das sich von den anorganischen Leuchtdioden (LED) dadurch unterscheidet, dass Stromdichte und Leuchtdichte geringer sind und keine einkristallinen Materialien erforderlich sind. Im Vergleich zu herkömmlichen (anorganischen) Leuchtdioden lassen sich organische Leuchtdioden daher kostengünstiger herstellen, ihre Lebensdauer ist jedoch derzeit geringer als die herkömmlicher Leuchtdioden“. Und zu den Vorteilen liest man: „Ein ­Vorteil von OLED-Bildschirmen ­gegenüber den herkömmlichen Flüssig­kristallbildschirmen ist der sehr hohe Kontrast, da sie ohne Hintergrund­beleuchtung auskommen: Während LCD nur als farbige Filter wirken, emittieren OLED farbiges Licht, was eine bessere Farbdarstellung verspricht. Dieses ­Verfahren ist deutlich effizienter, wodurch OLED weniger Energie benötigen. Aus diesem Grund werden OLED-TV-Geräte weniger warm als LC-Bildschirme. Durch den geringen­ ­­Energiebedarf können OLED gut in kleinen, tragbaren Geräten eingesetzt werden.“ Da ist sie also, die neue Zeiss Cinemizer. Kommt – leider nicht aus Jena, sondern aus Cina. Weil der Käufer erst auf das Preisschild schaut. Das Design ist schick, auch wenn uns Modellflieger dieses vielleicht weniger interessiert. Der Sitz ist gut, ein Leichtgewicht wie eine Pilotenbrille ist sie nicht, 118 Gramm kommen auf die Nase. Aber sie ist noch gut tragbar. Brillenträger können die Schärfe in einem sehr weiten Bereich (+/- 3,5 Dioptrien) anpassen und die Benutzung ist denkbar einfach: An ein portables Gerät anschließend, schon hat man das Bild. Über ein Menü kann man dann die Bildanpassung vornehmen. Auf dem Modellflugplatz Nun wollen wir endlich zum FPV-Einsatz kommen. Zu einer Videobrille gehört immer ein Kästchen, das sie mit Strom beliefert, weshalb es auch hin und wieder geladen werden muss und das für die weitere Signalverarbeitung sorgt. Dieses Kästchen ist bei Zeiss recht kompakt und besteht aus zwei Teilen – der Akkubox und einem VGA-Adapter. Letzterer hat uns einige Zeit Grübelns auf der Flugwiese gekostet. Wenn man nämlich die Brille von einem analoge Daten liefernden Gerät betreibt, also unserem FPV-Empfänger, muss man den VGA-Adapter abziehen. Sonst sieht man nur eine Zeile: Nämlich die Dauermeldung „No Signal“. Darüber schweigt sich die Anleitung aus. Im FPV hat sie eigentlich nur in der speziell für den Immersionsflug optimerten Fat Shark eine scharfe Konkurrentin; beide konnten wir nicht parallel vergleichen, doch in der Helligkeit und Bildqualität dürfte die Cinemizer besser abschneiden. Nachteilig ist dagegen die für den normalen Gebrauch kaum nötige, für den FPV-Einsatz im hellen Tageslicht jedoch sehr wichtige Abdunkelung, also eine lichtundurchlässige, eng anliegende Passung. Sie fehlt, man muss also zusätzlich für Dunkelheit sorgen, indem man zum Beispiel eine Pudelmütze darüber zieht. Schade, das Hitec-Teil so verstecken zu müssen. Über ein Menü kann man Bildeigenschaften anpassen. Optional wird auch für die Cinemizer ein Headtracker erhältlich sein. Wir brauchen Daten Die Cinemizer OLED simuliert eine in zwei Meter entfernte Leinwand mit 115-Zentimeter-Diagonale. Mit der Bildqualität der Cinemizer ist der eine Engpass im FPV überwunden. Doch was sie nicht bekommt, das kann sie nicht zeigen. Und da sind wir wieder bei dem zweiten Engpass, unserer analogen Bildübertragung per Funk. Erst wenn diese Datenmenge deutlich gesteigert werden kann, werden die Landschaften wirklich real abgebildet. Und eines Tages sogar in 3D. Das kann die Cinemizer natürlich auch.