Seagull X-Ray 3D – Handliches 3D-Modell von JPerkins

Seagull X-Ray 3D – Handliches 3D-Modell von JPerkins

Der Hersteller der X-Ray 3D Seagull ist in Vietnam beheimatet. Gut, dass der deutsche Importeur J Perkins uns die Mühe abnimmt den Flieger selbst zu importieren. Aber übersteht der Flieger die Reise nach Europa und viel entscheidender: Ist der Flieger die Mühe denn überhaupt wert? Die erste Frage ist schnell mit einem deutlichen „Ja“ zu beantworten. Weder an der Verpackung, noch an deren Inhalt kann man die weite Reise ablesen. Tadellos kommen Gerät und Zubehör aus der Verpackung. Wer aber meint, nach dem Öffnen des Pappkartons könne man sofort den Inhalt begutachten, irrt sich. Sorgfältig in weitere Folien verpackt findet man die großen Teile vor. Nein, nicht in Plastikbeutel eingeschweißt, sondern wirklich in dämmende Folien eingewickelt.

Kein Blasenproblem
Offensichtlich zahlt sich diese Mühe aus. Die erste optische Kontrolle ergibt eine absolut fehlerfreie Oberfläche aller Teile. Keine Scheuer- oder Druckstellen und keine Blasen zu finden. In Anlehnung an die Empfehlungen aus der Anleitung und von den Internetseiten des Importeurs wurden die weiteren Ausrüstungsteile ausgewählt. Vier Micro-Servos von T2M mit der Bezeichnung TS44, die baugleich mit den bekannten Servos von Hitec HS55 sind. Als Triebwerk kommt ein Magnum A2814/6-BL mit einem passenden 40-Ampere-Xetronic-Steller zum Einsatz. Diese Kombination hat sich beim Autor bewährt und sollte den Flieger in Ver­bindung mit einer 9 x 6-Zoll-Luftschraube mühelos zum Torquen bringen können. Der Energiespeicher hat bei 1.800 Milliamperestunden und drei Zellen ein Gewicht von nur 144 Gramm mit Stecker.

Alle Steuerflächen, so auch die Querruder, sind mit textilen Scharnieren zu befestigen. Das ist, ebenso wie alles andere, auf Englisch und leider etwas umständlich erklärt. Hier nun die Erklärung auf Deutsch und einfach: Demontieren Sie die Steuerflächen. Sie sind noch nicht verklebt. Ziehen sie die Textilstreifen aus ihren Schlitzen. Stecken Sie durch die Mitte der Streifen von oben je eine Stecknadel. Die Stecknadeln stellen sicher, dass die Streifen auf beiden Seiten gleich tief eingesteckt sind. Verbinden Sie Tragfläche und Steuerfläche mit den Streifen. Die Nadeln bleiben dabei im Scharnierspalt offen zugänglich. Bringen Sie die Steuerflächen auf einen Ausschlag von etwa 45 Grad und verkleben Sie sie mit dünnflüssigem Sekundenkleber auf beiden Seiten und in beiden Schlitzen.

Anspruchsvoll
Ganz sicher kein Problem ist die optische Qualität der Radschuhe. Stirnrunzeln bereiten eher die süßen kleinen Rädchen und die filigrane Ver­­ankerung der Fahrwerksbeine. Ein Rüben­acker kommt als Start- oder Landeplatz also nicht in Frage. Golfrasen oder ein Hartbelag sind einzig geeignet um zu starten oder zu landen, wobei ein wenig Schleppgas bei der Landung wohl nicht schaden wird.

Der Motorspant ist so präzise montiert, dass man nach ihm rechte Winkel eichen könnte. Sowohl in Zug- als auch in Sturzrichtung. Leider. Die beiliegende Motorhalterung kann aber mit einem scharfen Schnitzmesser einfach so geändert werden, dass ein wenig Sturz und ein wenig Zug entstehen.

Jedes Mal, wenn der Autor in einer mit Folie überspannten Beplankung Montageplätze für Servos sieht, taucht ein ­leiser Verdacht auf: Niemals werden Servos in folierten Beplankungen halten. Die unabdingbaren Verstärkungen sind aber nachträglich oft nur durch wüstes Basteln her­­zustellen. Anders bei unserem Testmodell: Alle vier Ver­stärkungen sind drin. Obwohl man sie auf den ersten Blick nicht sieht und sie damit als Verkaufsargument fast unbrauchbar bleiben.

Geräumig
Die Servokabel lassen sich kinderleicht verlegen. Zunächst bekommen die Leitwerkservos ihre Ver­­längerungen angelötet. Danach kann man die verlängerten Kabel außerhalb des transparenten Bereichs des Rumpfs nach vorne verlegen. Bei den Querruderservos hat man die Wahl zur Verlegung der Kabel entweder die Rumpfseiten oder den Hauptholm für die Stecker ein wenig zu öffnen. Einfacher ist aber die Öffnung an der Rumpfseite. Sehen kann man aber beide Eingriffe später nicht mehr.

Eine hübsche Anfängerfalle findet sich beim Höhen­leit­werk. Wenn man in der Euphorie nach dem Kleben der Querruder an die Tragflächen sofort das Höhenruder an seine Dämpfungsfläche klebt, hat man ein Problem: Das Höhenleitwerk ist nun nämlich nicht mehr montierbar. Zwar ist die Montagereihenfolge in der Bebilderung eindeutig, aber auch hier könnte der englische Text ein­­deutiger sein.

Ausgewogen
Nachdem als letztes schwergewichtiges Bauteil der Motor montiert wurde, kann es an den Schwerpunkt gehen. Wie bei allen Elektrofliegern, möchte man diesen ohne Zugabe von Bleigewichten an die Sollstelle bekommen. Und da man ein ordentliches Gewicht in Form eines Akkus hat, sollte das auch keine Schwierigkeiten bereiten. Ein­­deutig ist die Angabe: 70 Millimeter ab Flügelvorderkante. Aber dann wird es etwas trickreich, wenn man den Absatz in der Anleitung nicht bis zum Ende durchliest: Die 70 Millimeter beziehen sich nämlich nicht auf die Wurzelrippe, sondern auf die Rippe an der Flügelspitze.

Damit der Akku besser gewechselt und die Schwer­punkt­lage mit seiner Hilfe tatsächlich verstellbar wird, wurde darauf verzichtet, ihn wie vorgeschlagen mit zwei durch die Rumpfoberfläche geführten Kabelbindern zu fixieren. Eine kleine Akkurutsche und ein passender Klettverschluss sind nur ein geringer Mehraufwand, erhöhen den Komfort und die Optik aber beträchtlich.

Der Empfänger darf mitten im Rumpf gut zugänglich auf einer dafür vorgesehenen Vorrichtung sitzen. Ein wenig Doppelklebeband sollte ihn zuverlässig an seinem Platz halten. Zwei schmucke vom Autor spendierte Röhrchen nehmen die beiden Antennen des Empfängers auf. Sie sind so dimensioniert, dass die Kabel bequem eingeschoben und auch wieder entnommen werden können. Damit das Antennen-Diversity auch ordentlich funktioniert, ist natürlich ein Rohr längs im Rumpf und eines längs in einem Flügel befestigt.

Aalglatt
Bei den kleinen Rädchen gibt es nichts zu diskutieren. Je glatter und härter die Startbahn, desto einfacher wird ein Start. Golfrasen ist gerade noch akzeptabel, wenn er vorher etwas gewalzt wurde. Wenn der Start auf einer gut gemähten Wiese gelingt, dann ist das eher Glückssache. Aber auch ein Handstart lässt sich locker durchführen.

Genügend Druck erzeugt die angegebene Motorisierung in jedem Fall. Das Gas kann nach dem Erreichen der Sicher­heitshöhe schnell zurück genommen werden. Ein paar Eingewöhnungsrunden und ein wenig mit der Höhen­trimmung optimiert und schon fliegt der Vogel, wie man sich das vorstellt. Also herein zur ersten Landung, die zwar flott, aber beherrschbar bleibt. Das Schleppgas hilft bei der Steuerfähigkeit und mindert die Kopfstandneigung. Beim „Nachtanken“ stellt sich heraus, dass in zirka drei Minuten knapp 400 Milliamperestunden aus dem Akku gesaugt wurden. Das bedeutet, dass bei sportlichem Flugstil über zehn Minuten Flugzeit drin sein sollten.

Rasch den Akku gewechselt und ab zum nächsten Start. Jetzt darf der Flieger zeigen, was er kann: Torquen oder senkrechte Steigflüge bis zur Sichtgrenze sind kein Problem. Das Über­zieh­verhalten ist völlig unkritisch und im Rückenflug darf ein klein wenig gedrückt werden. Praktisch alle Kunstflugfiguren, seien es Rollen, Achten oder Messerflüge kommen wie an der Schnur gezogen. Erfahrene Piloten haben eine Menge Spaß dabei. Wenn Einsteiger Querruder beherrschen, kommen auch sie auf ihre Kosten.

Bilanz
Der Seagull X-Ray 3D von J Perkins ist ein Flieger, der ungeheuren Spaß macht. Seine Formgebung, sein Finish und der Verzicht auf Hartschaummaterialien machen ihn zu einer ungewöhnlichen Erscheinung – ungewöhnlich, aber sicher nicht unattraktiv. Auch die Ersatzteil-Versorgung ist hervorragend, sollte doch mal etwas zu Bruch gehen, wenn man dabei ist, seine eigenen Grenzen zu erfliegen. Die Grenzen des Flugzeugs hingegen wird man nicht so leicht finden.