Raver: Kunstflugmaschine von Schweighofer

Kleine Elektro-Kunstflugmodelle in ARF-Holzbauweise liegen ungebrochen im Trend. Der Raver gehört mit seinen 1.270 Millimeter Spannweite zur beliebten 3s-Antriebsklasse im F3A-Look. Hersteller Flight-8 beschreibt den Raver als „den perfekten 3D-Trainer“. Dies macht beim aktuellen Verkaufspreis von 139,90 Euro bei Modellsport Schweighofer hellhörig. Der Raver ist als reines Zweckmodell ausgelegt und weist große Höhen- und Seitenruder sowie relative große Querruder auf. Interessant ist die Tatsache, dass der Rumpf im Verhältnis zur Tragfläche etwas kürzer ausgefallen ist – dies entgegen den bei entsprechenden Modellen bestehenden Trend, die Rumpflänge praktisch identisch wie die Spannweite zu wählen. Diese Merkmale versprechen agile Flugeigenschaften. Konstruktionsmerkmale Der Raver ist eine Balsa-Sperrholz-Konstruktion. Sämtliche Bauteile sind sauber verschliffen und mit Oracover-Folie fünffarbig bespannt. Die Bespannung hinterlässt einen perfekten Eindruck: Hier schrumpelt absolut nichts. Ein Nachbügeln erübrigt sich daher. Beim Rumpf fällt auf, dass dieser größtenteils aus leichtem Sperrholz aufgebaut ist und Balsaholz nur da zum Einsatz kommt, wo dies zwingend nötig ist, nämlich beim Rumpfrücken und bei den Stringern. Das macht den Rumpf im Vergleich zu anderen Modellen etwas schwerer, dafür aber auch deutlich robuster. Der Sperrholz-Motordom liegt einzeln bei und muss noch mit dem Rumpf verklebt werden. Auch bei den sauber gebauten, geteilten und steckbar ausgeführten Trag­flächen sind ein Teil der Rippen in Sperrholz gehalten. Als Flächenverbinder dient ein CFK-Röhrchen. Seitenleitwerk und Höhenruder sind nicht profiliert und müssen noch in den Rumpf eingeklebt werden. Die Motorhaube besteht aus GFK und ist sauber mehrfarbig lackiert. Die Kabinenhaube ist mit einem Sperrholzrahmen versehen und wird vorne von zwei Dübeln sowie hinten mit zwei Magneten gehalten. Sie ist ebenfalls fertig gebaut und lackiert. Optisch sehr schön gelungen ist das leicht geschwungen ausgeführte und in Silber lackierte GFK-Fahrwerk, das optimal federt, ohne jedoch zu weich zu sein. Die Radschuhe sind ebenfalls aus GFK, weiß lackiert und haben eine attraktive Form. Abgerundet wird der Bausatz durch einen reichhaltigen Zubehörbeutel mit Rädern, Heckfahrwerk, Anlenkungsteilen und weiteres. Ausrüsten Um das Modell flugfertig zu machen, werden noch der Antrieb, also Motor, Regler, Flugakku, Spinner und Luft­schraube sowie die RC-Anlage, bestehend aus einem Empfänger mit mindestens fünf Kanälen sowie vier Servos benötigt. Wie bei solchen Modellen üblich, erfolgt die Stromversorgung der RC-Anlage über das BEC des Reglers. Da der Raver aufgrund des geringen Kaufpreises für den günstigen Einstieg in den Kunstflug prädestiniert zu sein scheint, wurden bewusst keine teuren High-End-Kompo­nenten, sondern preiswerte Standard-Komponenten eingebaut. So kommen beim Testmodell ein ePower Brushless-Außenläufer und ein passender ePower 50-Ampere-Regler zum Einsatz. Der Motor wird dabei von einem ePower 25C 3s-LiPo mit 2.500 Milliamperestunden Kapazität mit Energie versorgt. Als Servos wurden keine digitalen, sondern die 11 Gramm leichten ePower-Analogservos mit 2,2 Kilogramm Stellkraft und Metallgetriebe gewählt. Die ePower-Produkte stammen von der in der Schweiz ansässigen und auf Elektroflug spezialisierten Firma eflight.ch. Als Empfänger kommt wiederum der bewährte Futaba R-617FS in 2,4 Gigahertz zum Einsatz. Leider konnte kein hundertprozentig passender Spinner gefunden werden. Der eingesetzte Kunststoff­spinner von Hyperion mit 52 Millimeter (mm) müsste 2 mm mehr im Durchmesser haben. Aufbauen Der Aufbau des Ravers geht dank des hohen Vorfer­­tigungsgrads sehr schnell vonstatten. Zur Fertigstellung der Tragflächen müssen zuerst die Querruder mittels Vliesscharniere angeschlagen werden. Nach dem Freilegen der Servorahmen unter der bespannten Fläche und dem Verlängern der Servokabel sind die Servos mit je zwei Schrauben zu befestigen sowie die Nylonruderhörner mit je zwei kleinen Blechschrauben am Querruder anzubringen. Die Anlenkung der Querruder musste mit Teilen aus dem eigenen Fundus erfolgen, da die dem Bausatz ­beiliegenden Beschlagteile nicht komplett waren. Zum Einkleben des Seiten- und des Höhenleitwerks in den Rumpf sind die dafür vorgesehenen Ausschnitte wie die zu verklebenden Stellen an Seiten- und Höhenleitwerk von der Folie zu befreien. Danach müssen die Leitwerke sauber ausgerichtet und mit dem Rumpf verklebt werden. Da alles exakt passte, wurden die Teile mit Stecknadeln fixiert und gleich mit dünnflüssigem Sekundenkleber verklebt. Das etwas groß ausgefallene, aber dennoch hochwertige Heckfahrwerk wird mit vier kleinen Blechschrauben am Rumpf befestigt. Hier­nach können das Seiten- und das Höhenruder mit Vlies­scharnieren angeschlagen werden. Da das Höhenruder mit lediglich einem Servo angesteuert wird, werden die beiden Ruderhälften durch einen abgewinkelten Stahldraht miteinander verbunden. Allerdings scheint der verwendete Stahldraht nicht torsionsfest zu sein. Hier könnte der Einsatz eines Kohle­­röhrchens als Verbinder sicherlich Abhilfe schaffen. Den­­noch wurde im Testmodell der beiliegende Stahldraht verwendet, was sich in der Flugpraxis nicht als nachteilig erwies. Die Montage des Höhenruderservos erfolgt direkt am Höhenruder. Dadurch ergibt sich eine kurze und spielfreie Anlenkung. Das Seitenruderservo kann je nach Gewicht des Antriebs im Heck oder im Bereich der Kabinenhaube platziert werden. Im ersten Fall erfolgt die Anlenkung wie beim Höhenruder mit kurzen Gestängen, im zweiten mit den beiliegenden Pull-Pull-Litzen. Beim Testmodell wurde letztere Einbauvariante gewählt. Die Befestigung des Fahrwerks ist schnell erledigt, da der Fahrwerksbügel bereits gebohrt ist und im Rumpf an den entsprechenden Stellen herstellerseitig Einschlagmuttern eingelassen wurden. Die Radschuhe müssen noch ge­­bohrt und mit kleinen Sperrholzverstärkungen versehen werden. Passende Leichträder liegen dem Bausatz bei. Einkürzen Am aufwändigsten gestaltete sich der Einbau des Antriebs, da der von ePower länger ist, als der vom Hersteller vor­gesehene. Daher musste der Motordom etwas gekürzt und mit Balsa-Vierkantleisten neu verstärkt werden. Die Bohrungen am Dom stimmten dann auch für den ver­­wendeten Antrieb ohne Nacharbeiten. Um den Antrieb mit reichlich Frischluft zu versorgen, wurde in die GFK-Motorhaube ein Luftleitblech aus Carbon eingeklebt und ein Loch für die Abluft in die Motorhaube gefräst. Nach­­dem der Motor mit dem Dom verschraubt wurde, der Regler mittels zweier Kabelbinder befestigt und die Motorhaube mit vier kleinen Blechschrauben mit dem Rumpf verschraubt sind, fehlt nur noch das Fest­schrau­ben der APC-Luftschraube und des Spinners, um den An­triebseinbau abzuschließen. Um das Einlegen des Antriebsakkus zu erleichtern, wurde kurzerhand der Verbindungssteg oberhalb des Fahrwerks mit dem Fräser entfernt. Die Festigkeit des Rumpfs leidet durch diese Maßnahme keinesfalls. Mit dem Einsetzen des Empfängers und dem Anschluss der vier Servos sowie des Reglers wird der Bau des Ravers abgeschlossen. Beim Testmodell wurde zur optischen Aufwertung noch ein in Form geschliffener Instrumenten­pilz aus mit Granit-Effektspray lackiertem Styropor in die Kabinenhaube eingeklebt. Ausgewogen und programmiert Der Schwerpunkt wurde zu Beginn nach der Angabe in der Bauanleitung eingestellt. Hierzu ist lediglich der Flugakku auf dem Servobrett entsprechend zu verschieben. Eine Zugabe von Trimmblei ist nicht nötig. Bei der Flugerprobung zeigte sich, dass der angegebene Schwer­punkt nur für klassischen Kunstflug geeignet ist. Soll das 3D-Potenzial des Modells vollends ausgeschöpft werden, kann der Schwerpunkt bis zu zwei Zentimeter nach hinten verlegt werden. Das so deutlich hecklastiger eingestellte Modell bleibt problemlos beherrschbar. Die Ruderausschläge können für 3D-Flug so groß wie möglich eingestellt werden. Bei Seiten- und Höhenruder sind etwa 45 Grad machbar. Bei den Querrudern ist der maximal mögliche Ausschlag etwas kleiner. Gut 30 Grad sind aber auch hier möglich und reichen selbst für rasante Powerrollen. Fliegen Der Erstflug verlief unspektakulär: Das Modell flog sich von Beginn an völlig unkritisch. Je nach Schwerpunktlage ist im Rückenflug nur geringes Drücken erforderlich. Im Messerflug geht der Raver ebenfalls sehr neutral. Das Modell neigt weder zum Zurück- oder Weiterdrehen, noch taucht es auf Tiefe oder Höhe weg. Einziger Wermuts­tropfen: Um im Messerflug die Höhe zu halten, braucht der Raver entweder ziemlich viel Geschwindigkeit oder einen hohen Anstellwinkel. Der Rumpf dürfte also etwas mehr Auftrieb liefern. Trotz dieses kleinen Mankos geht das Modell problemlos durch alle erdenklichen Kunst­flugfiguren und ist somit zum Einstieg in den anspruchsvolleren Kunstflug bestens geeignet. Mit großen Ausschlägen und nach hinten verlegtem Schwerpunkt können mit dem Raver auch sämtliche 3D-Figuren geflogen werden. Dabei fällt auf, dass der Raver trotz des zu Beginn erwähnten kürzeren Hebelarms keinesfalls nervös wirkt. Im Gegenteil, das Modell fliegt sich eher etwas träge, aber dennoch gut kontrollierbar, was dem 3D-Einsteiger sicherlich entgegenkommt. Auffallend ist, dass der Raver im positiven Harrier eher zum Flächenwackeln neigt als im negativen. Diese Eigenheit konnte dem Modell nur durch den Einsatz von zwei in Eigenregie erstellten Side-Force-Generators abgewöhnt werden. Positiver Nebeneffekt dieser Maßnahme: Durch die zusätzliche Seitenfläche gelingt damit auch der Messerflug noch besser. Bilanz Der Raver ist ein unkompliziertes und leicht zu beherrschendes 3D- und Kunstflug­modell, das aufgrund des geringen Preises und der robusten Bauweise geradezu für den Kunstflugeinsteiger prädestiniert ist. Die Qualität des Bausatzes ist bis auf die beim Testmodell nicht kompletten Anlenkungsteile insbesondere unter Berück­sichtigung des günstigen Verkaufspreises hervorragend.