Jeti-Empfänger – Jetis 2,4-Ghz-Vielfalt

Jeti-Empfänger – Jetis 2,4-Ghz-Vielfalt

Für das 2,4-Gigahertz-Duplex-System hat Jeti mittlerweile 24 Fernsteuerempfänger im Programm. Kaum ein ­anderer ­Hersteller kann derzeit mit einer so großen Empfängervielfalt ­auftrumpfen. Wir haben alle derzeit ­erhältlichen Jeti Duplex-Empfänger ausführlich getestet und zeigen, welche für Flugmodelle optimal geeignet sind.
Das 2,4-Gigahertz-Fernsteuersystem von Jeti überbrückte bei Reichweiten-Messungen problemlos Entfernungen bis zur Sichtgrenze. Zudem funktionierte es in allen unseren Testflugmodellen tadellos – angefangen von der Schaum­waffel über Elektro-Hotliner bis hin zum 3-Meter-Kunstflug-Boliden mit 150-Kubikzentimeter-Boxermotor. Die bidirektionale Kommunikation zwischen Sender und Empfänger ermöglicht die Übertragung von Telemetriedaten in Echt­zeit. Beispielsweise senden Duplex-Empfänger ein Signal zum Hochfrequenzmodul im Fernsteuersender und lösen so einen akustischen Alarm aus, zum Beispiel
wenn die Bordspannung im Flugmodell in die Knie gehen oder es die Reichweitengrenze erreichen sollte. Diesen hohen Sicherheitsstandard schätzen wohl alle engagierten Modellflugsportler, die im Grenzbereich oder mit teuren Flugmodellen fliegen.

Typenbezeichnung
Der Name jedes Jeti 2,4-Gigahertz-Empfängers beginnt mit einem „R“ – das steht für Receiver – gefolgt von einer Zahl. Sie gibt Auskunft, wie viele Servoanschlüsse der je­­­weilige Empfänger hat. Hinter dem Empfängernamen können zusätzlich ein bis zwei der folgenden vier Kürzel stehen: A20 (Antennenlänge 200 Millimeter), A40 (Antennen­länge 400 Millimeter) und EPC (Electrical Power Connector = grüner Multiplex-Stecker) oder „S1“. Letzteres bedeutet, dass aus dem Empfänger eine rote und eine schwarze Sili­kon­litze herausgeführt sind, an die man den Hoch­strom­stecker für die Stromversorgung der Servos anlöten kann.

So bedeutet die Bezeichnung R8 EPC A40, dass der Empfänger acht Servoanschlüsse hat sowie mit einem Hochstromanschluss (grüner Multiplex-Stecker) und einer 400 Millimeter langen Antenne ausgestattet ist. Fehlt hingegen beim Empfängertyp die Be­­zeich­­nung A20 oder A40, so ist der Receiver mit Standard­antennen ausgerüstet, die je nach Empfängertyp eine Länge von etwa 45 oder 100 Millimeter haben können. Antennen mit 200 oder 400 Millimeter Länge sind beispielsweise in Großmodellen vorteilhaft, um die etwa 30 Millimeter langen aktiven Antennenstummel aus Carbon-Rümpfen nach außen zu führen. Auf diese Weise können weder das elektrisch leitende Carbon­­gewebe noch die Blechbeplankung eines Scale-Modells die Funkwellen abschatten und dadurch die Empfangs­qualität mindern.

Indoor und outdoor
Jeti teilt seine Empfänger in Indoor- und Outdoor-Empfänger ein. Diese Bezeichnung ist etwas unglücklich gewählt, denn unsere Reichweiten-Messungen zeigen, dass einige Indoor-Empfänger bis zu etwa 700 Meter Reichweite erzielten, was sie auch für den Outdoor-Einsatz in Flug­modellen interessant macht. Zudem haben alle Indoor- und so mancher Outdoor-Empfänger eine Empfindlichkeit von -98 Dezibel-Milliwatt (dBm) und senden ihre Daten mit einem Leistungspegel von +6 dBm – das entspricht 4 Milliwatt Sendeleistung – zum Fernsteuersender zurück. Outdoor-Empfänger ab dem Duplex R8 hingegen haben eine höhere Empfindlichkeit von -106 dBm und funken mit +20 dBm – das entspricht 100 Milliwatt Sendeleistung – zum Boden zurück, also mit der gleichen Power wie das Jeti 2,4-Gigahertz-Modul im Fernsteuersender.

Um alle derzeit erhältlichen Duplex-Empfänger optimal für ihr Einsatzgebiet spezifizieren zu können, haben wir sie in folgende drei Kategorien eingeteilt: Indoor-, Outdoor- und High-End-Empfänger. Laut unserer Reichweiten-Messungen überbrücken die Empfänger R4 indoor bis R7 indoor Ent­­fer­­­­nungen zwischen 320 und 680 Meter, Outdoor-Empfänger vom R4 bis R7 schaffen 850 bis 1.060 Meter Distanz und die High-End-Empfänger R8 bis R18 überwinden locker bis zu 1.240 Meter Distanz. Alle Entfernungsmessungen wurden in 5 Meter Flughöhe durchgeführt.

Für die Reichweiten-Messungen wurde extra ein Dummy-Modell gefertigt und dieses auf einen Holzrundstab ge­­schraubt, um die Messungen in fünf Meter Höhe vorzunehmen. Ist die Reichweiten-Grenze erreicht, signalisieren die Servohebel der fünf hochauflösenden Digitalservos DS 8411 dies durch Servo-Zittern.

Transceiver
Alle derzeit erhältlichen Jeti-Empfänger verwenden dasselbe 2,4-Gigahertz-Hochfrequenzteil, nämlich einen Atmel 86RF230-Chip, der Empfänger und Sender auf einem einzigen Silizium-Plättchen vereint. Das Wort Transceiver ist ein Kunstwort, das die beiden Begriffe Transmitter (Sender) und Receiver (Empfänger) kombiniert. Der 86RF230 wurde nicht speziell für 2,4-Gigahertz-Fernsteueranlagen konzipiert, sondern man findet diesen bewährten und weit verbreiteten Schaltkreis in industriellen Funknetzen und Robotern sowie in WLAN-Routern. Kurzum, es handelt sich um einen zuverlässigen und erprobten Hochfre­quenz-Chip für 2,4-Gigahertz-Fernsteuerungen, der sich mit einer niedrigen Versorgungsspannung zwischen 1,8 bis 3,6 Volt begnügt und äußerst sparsam im Stromverbrauch ist.

Booster
Für große Flugmodelle sind jedoch die Empfänger­empfind­lichkeit (-101 dBm) und der maximale Sendepegel von +6 dBm des 86RF230 zu gering, um ausreichend Distanz zu überbrücken. Deshalb sind die High-End-Empfänger R8 bis R18 zusätzlich mit dem Booster-Verstärker CC2591 von Texas Instruments ausgestattet. Hier werden vor den Empfänger und hinter den Sender auf dem 86RF230-Chip zusätzliche externe Verstärker geschaltet, welche die Empfänger-Empfindlichkeit auf -106 dBm und den Sende­pegel auf +20 dBm steigern. Der CC2591 ist wie der 86RF230 bereits in unzähligen DSL-Modems zu finden, die mit einem Funknetz ausgestattet sind. Bei der Entwicklung des Duplex-Systems sind die Jeti-Ingenieure äußerst pragmatisch vorgegangen: Statt ein neuartiges Fernsteuersystem mit möglichen Kinderkrankheiten zu entwickeln, setzten sie auf bewährte Industrieelektronik, die seit Langem tadellos funktioniert.

Decoder
Am Empfängerausgang des 86RF230-Chips liegen die Steuerinformationen des Piloten in codierter Form an und müssen für die Servos mundgerecht aufbereitet werden. Bei den Jeti Duplex-Empfängern übernehmen Atmel AVR Mikrocontroller diese Aufgabe. Es handelt sich um rasante 8-Bit-RISC-Prozessoren, die neben dem Mikroprozessor auch genügend Arbeits- und Pro­­grammspeicher sowie Peripherie auf dem Chip haben, um das Ausgangssignal des Hochfrequenzteils in Servo-Impulse umzuwandeln und die von Telemetrie-Sensoren erfassten Daten zum Fern­steuersender zurückzusenden. Übrigens: AVR-Prozessoren erfreuen sich bei Fernsteuer­komponenten großer Beliebt­heit, sie sind in vielen Brush­less-Stellern oder in LiPo-Ladegeräten zu finden. Wie aus den Tabellen hervorgeht, sind in den Duplex-Empfängern die vier AVR-Chips ATmega 8, 16, 168 und 324 verbaut.

Indoor-Empfänger
Die Indoor-Empfänger sind mit zwei 45 Millimeter langen Antennenstummeln ausgestattet. Die Outdoor-Variante bringt es auf 100 Millimeter. Wie unsere Messwerte in den Tabellen zeigen, erzielen die Indoor-Empfänger R5 und R7 etwa 300 bis 350 Meter weniger Reichweite als entsprechende Outdoor-Empfänger. Die Indoor-Mikroempfänger R6F und R6G haben nur einen einzigen Antennenstummel und können den anderen Empfängern deshalb nicht das Wasser reichen: Ab etwa 350 Meter Entfernung vom Sender herrscht Funkstille.

Dennoch ist das Einsatzgebiet der Jeti Indoor-Empfänger breit gefächert: Diese nur 4 und 5,5 Gramm leichten Mini-Empfänger eignen sich hervorragend für Kleinmodelle wie etwa Depron-Shockys, Schaumwaffeln oder 3D-Funflyer bis etwa 1.200 Millimeter Spannweite. Wegen der für Indoor-Empfänger recht hohen Reichweite können der R5 indoor und R7 indoor auch in kleine Thermiksegler und Hotliner bis etwa 2.500 Milli­meter Spannweite eingebaut werden. Sogar in Mini-Helikoptern setzen viele Modellpiloten Jeti Indoor-Empfänger ein.

Die Mikroempfänger R6F und R6G indoor – F steht für Futaba und G für Graupner – sind mit kleinen JST-Servo­steckern ausgestattet. Auf diese Weise fallen die Gehäuse-Abmessungen besonders kompakt aus. Deshalb eignen sich diese drei Gramm leichten Fliegengewichte ideal für kleinste Flugmodelle. Wegen der geringen Reichweite von etwa 320 Meter beschränkt sich das Einsatzspektrum hauptsächlich aufs Indoor-Fliegen. Die Stromversorgung des R6F und R6G erfolgt via BEC des Reglers über einen herkömmlichen Servostecker. Die Kabel der Mini-JST-Stecker haben zwar die üblichen Graupner-Farben Orange, Rot und Braun, jedoch ist bei den JST-Empfängersteck­plätzen die Polarität für Plus und Minus vertauscht. Deshalb müssen die Kontakte des JST-Servosteckers entsprechend der Auf­­schrift auf dem Empfängersteckplatz vertauscht werden. Die Kontakte lassen sich leicht mit einer Nadel vom JST-Stecker lösen und umpolen. Wer das nicht berücksichtigt, kann die angeschlossenen Servos ruinieren.

 

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