Falcon F3B von Staufenbiel

Falcon F3B von Staufenbiel

Zugegebenermaßen gab es zwischen Staufenbiels Neuankündigung des Falcon F3B und der Erwartungshaltung auf Anhieb Differenzen. Mit der Bezeichnung F3B im Modellnamen verbinden viele Modellflieger, die sich auch nur ein wenig in den Segelflugklassen auskennen, bestimmte Eckdaten: etwa 3 Meter Spannweite, geringes Gewicht und auf bestimmte Flugaufgaben optimiert. Mit einer Spannweite von 2 Meter, einer Rumpflänge von knapp 1,2 Meter und einem Preis von nur 279,– ließ sich das neue Modell einfach nicht in die erwartete Klasse einordnen. Dennoch ist die Bezeichnung durchaus berechtigt.Der Weltluftfahrtverband FAI hat den Modellflug in verschieden Klassen eingeteilt, die unter dem Register F zusammengefasst sind. Die 3 steht für ferngelenkte Modelle, das B beschreibt ergänzend, dass diese Modelle keinen Antrieb haben. Allerdings verbirgt sich hinter der Bezeichnung F3B auch ein umfassendes Reglement. Ange­fangen von leistungsbegrenzten Elektrowinden für den Start, zehnminütigem Zeitflug mit an­­schließender Ziellandung, vierminütigem Strecken­flug mit dem Ziel möglichst viele 150-Meter-Strecken zu fliegen und abschließendem Speedflug von vier 150-Meter-Strecken. Natürlich ist es denkbar, dass der Falcon diese Aufgaben bewältigt, aber sicher nicht mit dem Erfolg, die ausgereifte F3B-Modelle erzielen können. Dennoch macht der niedrige Einstiegspreis dieses in China gefertigten Seglers neugierig.

Freilegen
Eingewickelt in reichlich Luftpolsterfolie kann dem Falcon während des Transportes nichts passieren. Die ersten Minuten vergingen mit dem sorgfältigen Freilegen aller gelieferten Komponenten: ein zweiteiliger Flügel, drei Rumpfteile, ein zweiteiliges Höhenleitwerk, ein Beutel mit Kleinteilen und eine sehr ausführliche Bauanleitung. Um es vorwegzunehmen: die Bauanleitung macht durch die verwendeten Originalbilder deutlich, dass diese Segler-Reihe vorab gebaut und geflogen wurde und zwar unter der ausschließlichen Verwendung von Staufenbiel-Zubehör. Das weckt Vertrauen.

Der Vorfertigungsgrad verspricht eine kurze Bauzeit. Die Tragflächen überzeugen durch eine perfekt verarbeitete Oberfläche. Dass diese in der Form lackiert sind, braucht eigentlich heutzutage nicht mehr erwähnt werden. Die Quer­ruder sowie die Wölbklappen sind als Elastic-Flaps angeschlagen und mit einer super ge­­machten Ruderspaltabdeckung versehen. Alle Ruderklappen sind sehr leichtgängig und besitzen bereits eingebrachte Gewindehülsen für die Anlenkhebel. Die Tragflächenhälften werden mit einem 12-Millimeter-Kohlerundstab verbunden. Dieser Rundstab ist allerdings kein gerader Standardstab, sondern hat in der Mitte einen leichten Knick. Dieser gibt die V-Form vor. Der durchgängige Holm der Fläche ist oben und unten mit Kohlerowings verstärkt. Auch Kabel­durchführungen und versenkte Aluminium­hül­sen für die vier Tragflächenschrauben fehlen nicht. Was dem ganzen dann noch ein Sahne­häubchen aufsetzt: die Servoschachtab­deckun­gen aus GFK sind bereits passend zugeschnitten. Genial.

Was bleibt zu tun? Servos einschrumpfen, Anlenkhebel einschrauben, Anlenkstangen anpassen, die Servos einkleben, verkabeln, fertig. Leichter gesagt als getan, allerdings stellt es einen geübten Modellbauer nicht wirklich vor Schwierigkeiten. Hier sei noch erwähnt, dass die Wölbklappen unten angeschlagen sind. Dadurch ist es erforderlich, auf der Tragflächen­oberseite kleine Spalte einzufräsen, durch die dann die Anlenkstangen laufen. Weiter ist zu beachten, dass man die Position der Servos durch die bereits angepassten Abdeckungen genauestens ausmisst. Auch empfiehlt es sich nicht mit Kröpfwinkeln auf den Anlenkstangen, sondern mit Servo-Klipsen zu arbeiten. Kröpf­winkel sind für die Servoschachtabdeckungen fast zu breit. Hilfreich ist hier, wenn man als Anlenkstangen 2-Millimeter-Gewindestangen verwendet. Die Stangen laufen dann mittig zum Servohebel.

Dreiteilig
Der Rumpf ist im Auslieferzustand dreiteilig. Das Rumpfboot für die Aufnahme der beiden Servos für Höhen- und Seitenruder sowie der Strom­versorgung ist noch mit dem hinteren Rumpfteil zu verkleben. Im ersten Moment stellt sich die Frage, warum der Hersteller diesen Arbeitsschritt nicht übernommen hat. Es lässt sich aber schnell feststellen, dass dieses durchaus Vorteile mit sich bringt. Eine Verstärkung für den Hochstarthaken lässt sich so prima einkleben. Auch kann man die Führung des Seitenruder­bowdenzugs einfach nach eigenen Wünschen anpassen. Bevor nun das Rumpf­boot dauerhaft eingeklebt wird, ist der Bereich für Servos und Akku mit einer Bohrfräse freizulegen. Die Größe des Rumpfboots bietet so viel Platz, dass man ohne weiteres einen großen 2s-LiPo-Akku unterbringen kann. Mit dem passenden Dymond-BEC-Switch lässt sich eine geregelte Spannung von 5 oder 6 Volt für den Em­­pfänger einstellen. Dieser findet auch problemlos im Bereich des Akkus Platz. In der Bauanleitung wird darauf hingewiesen, die Servos so tief wie möglich einzubauen. Das soll verhindern, dass die Aufsteckhaube mit den Servohebeln in Be­­rührung kommt. Einfacher ist es die Servos leicht gedreht einzubauen. Damit liegen die Achsen der Servos wesentlich weiter innen im Rumpf.

Die Anlenkstange für das Höhenruderpendel­leitwerk ist bereits fest mit dem im Rumpf angebrachten Umlenkhebel verbunden. Im Bereich des Servos lässt sich eine Gewindestange in das Kohlerohr zur Anlenkung einkleben. Hier ist auf keinen Fall mit Klebstoff zu sparen. Diese Ver­bindung muss dauerhaft halten. Bevor nun das Rumpfboot eingeklebt wird, ist es im Bereich der Klebestelle von der Deckschicht zu befreien. Hier eignet sich der Einsatz eines Schleifklotzes. Nur so lässt sich sicherstellen, dass auch diese Klebe­stelle nicht nachgibt. Der Empfänger findet unter der Tragfläche Platz. Sicher kann man auch versuchen, ihn noch weiter vorn im Rumpf unterzubringen. Allerdings ist schnell klar, dass noch reichlich Blei notwendig wird, um den an­­gege­benen Schwerpunkt einzustellen. Da werden die letzten 20 Gramm weiter vorn das Gesamt­flug­verhalten nicht wesentlich beeinflussen. Die beiden Leitwerks­hälften schiebt man auf den mitgelieferten Kohlestab. Der hintere Anlenkstift wird vor dem Einsetzen leicht gebogen. Dieser Biege­druck reicht aus, um die Leitwerke im Flug zu sichern. Wer keine EWD-Waage zur Hand hat, stellt das Leitwerk in Neutral­stellung auf die Mitte der Anlenkaus­sparung ein. Dieses entspricht in etwa einer EWD von 1,5 Grad.

Zusammengebaut sind nun noch fast 240 Gramm Blei in der Rumpfspitze erforderlich. In der Bauanleitung ist beschrieben, wie man mit einem Gipsabdruck der Rumpf­spitze eine optimale Bleiform gießen kann. Etwas einfacher ist folgende Variante: die Rumpfspitze in Eis­wasser tauchen und das flüssige Blei direkt in den Rumpf gießen. Zugege­bener­maßen erfordert dieser Schritt etwas Über­windung. Jetzt gilt es noch die Anlage entsprechend zu programmieren, die Ruder­aus­schläge einzustellen und dann steht dem ungetrübten Spaß nichts mehr im Wege.

Unehelich?

„Der sieht ja fast aus wie der Soarmaster Com­pact in klein“, waren die ersten Worte des Start­helfers. Ganz Unrecht hat er damit nicht. Die Form ist wirklich sehr stark an die der großen F3B-Modelle angelehnt. Der Falcon ist von den Proportionen und dem ganzen Äußeren wirklich gut gelungen. „Oh“, seine weiteren Worte. Er hat den Segler erstmals in die Hand genommen. Das Gewicht von 1.680 Gramm war für ihn in dieser Modell­größe überraschend. Bei einer Gesamtfläche von knapp 44 Quadratdezi­meter ergibt das eine Flächenbelastung von rund 38 Gramm pro Quadratdezimeter. Für den geplanten Einsatz­zweck Hangflug ist das auf keinen Fall zu viel.

Aufgrund des dünnen Rumpfs ist es gar nicht so einfach, dem Falcon beim Handstart den notwendigen Vor­trieb zu geben. Doch die von Staufenbiel beschriebenen Langsamflugeigenschaften scheinen sich bereits zu bestätigen. Und das ohne dabei die Wölbklappen zu setzen, geht der Segler nach dem Wurf in den Gleitflug über, denn er mit einer leichten und sanften Landung beendet. Die Gummi-Flitsche ausgelegt, sollte der nächste Start entsprechend Höhe bringen, um die ersten wirklichen Runden fliegen zu können. Schnurgerade geht es Richtung Himmel. Knapp 80 Meter könnten es gewesen sein. Auf jeden Fall genug Aus­gangshöhe, um festzustellen, wie der Falcon sich durch die Luft bewegt. Er ist in neutraler Position recht flott unterwegs, allerdings ohne dabei wesentlich an Höhe zu verlieren. Die Gleitflug­leistung scheint wirklich recht ordentlich zu sein. Auch die erste Landung erfolgt ohne Zusatzein­fluss der Butterfly­stellung. Der erste Eindruck verspricht ein sehr ausgewogenes Flugverhalten.

Bei weiteren Starts wird die Flitsche wesentlich weiter ausgezogen, da nun feststeht, dass kein Ausbrechen des Modells zu erwarten ist. Die Ausgangshöhe nimmt dabei stetig zu. Ideal ist es, wenn die Wölklappen leicht gesetzt sind. Dabei reicht die Höhe dann auch, um gegebenenfalls Thermikanschluss zu finden. Das gelingt an dem recht windigen Tag allerdings nicht. Doch ein paar Minuten bleibt der Falcon schon in der Luft. Mit gesetzten Wölbklappen wird er merklich langsamer und verliert scheinbar noch weniger Höhe. Er lässt sich prima sehr flach kreisen, was mit einem Kreuzleitwerk und dem recht weit ausschlagendem Seitenruder auch zu erwarten war. Der Schwerpunkt passt mit 76 Millimeter ab der Flächenvorderkante im Übrigen ganz gut. Auch die in der Anleitung angegebenen Ausschlagsgrößen hinterlassen wirklich den Eindruck, als hätte der Hersteller – oder Staufenbiel als Händler – das Modell vorher selbst ausgiebig erprobt. Sicherlich kann man diese nach den persönlichen Bedürfnissen weiter optimieren, aber böse Überraschungen sollte damit niemand erleben.

Am Hang wird deutlich, dass hier seine wirkliche Stärke liegt. Leichteste Aufwindfelder werden konsequent in Höhe umgesetzt. Steuert man die Kurven im Wesentlichen mit dem Seitenruder und unterstützt diese dabei mit dem Querruder, gewinnt er selbst hierbei Höhe. In Neutralstellung geht dann auch mal ri

chtig die Post ab. Der Falcon lässt sich sehr schnell fliegen und hinterlässt nicht einmal den Eindruck, als würde er irgendwann schwächeln wollen. Kunstflugfiguren gelingen auf Anhieb, nur für die Rollen ist es ratsam, die Wölb­klappen als Querruder mitlaufen zu lassen. Die vorgegebene Butterflystellung ist mittlerweile in den Ausschlägen angepasst. Nicht 20 Millimeter, sondern der maximale Weg für die Wölbklappen ist genau richtig für Landungen auf engstem Raum. Der Falcon lässt sich so zielgenau platzieren und stellt damit nichtnur in dieser Disziplin seine Klasse unter Beweis.

Bilanz
Die Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Für 279,– Euro bekommt man ein Voll-GFK-Modell mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Der enorme Vorfertigungsgrad und die hohe Verarbeitungsqualität stellen die Entscheidung für diesen 2-Meter-Hangsegler zu keinem Moment infrage. Das Rumpfboot bietet ausreichend Platz für gängige, günstige Komponenten und ermöglicht auch die Verwendung von neuen Akkutechnologien. Das Flugverhalten des Falcon ist recht ausgewogen. Langsam und super schnell, Thermikfliegen und am Hang richtig Gas geben sind Kriterien, die den Falcon zu einem richtig tollen Allrounder machen.